Rüdiger Hauschild steht den jungen Erwachsenen am Standort Linden als Ansprechpartner und Berater zur Verfügung. Ende April geht der AWO Mitarbeiter in den Ruhestand.

Wenn es zuhause nicht mehr funktioniert

„Jugendwohnen im Stadtteil“ berät und begleitet junge Menschen

Region Hannover/ Hannover. Viele sagen, sie könnten nicht mehr, so beschreibt Rüdiger Hauschild die Situation junger Menschen, die in der AWO Einrichtung Jugendwohnen im Stadtteil ankommen. Sie hätten keinen Plan, wie es für sie weitergehen kann. „Die meisten von ihnen kommen aus prekären Familiensituationen und sind auf ALG II angewiesen“, berichtet der AWO Mitarbeiter. Manche hätten keinen Schulabschluss, psychische Erkrankungen oder auch schon Psychiatrieerfahrung. Die Bandbreite an Problemen sei groß. Gemeinsam sei allen, dass es zuhause in der Familie „nicht mehr funktioniert“.

Jugendwohnen im Stadtteil ist ein Angebot der AWO Region Hannover für junge Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren in Linden und in der Nordstadt. Die beiden Fachkräfte Rüdiger Hauschild und Susanne Walz beraten und begleiten die Jugendlichen bei der Entwicklung einer beruflichen und schulischen Lebensperspektive. „Wir unterstützen sie hier für einen gewissen Zeitraum auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit“, sagt Hauschild, der für den Standort Linden in der Fössestraße 47 verantwortlich ist. Sie haben hier die Möglichkeit, für zwei Jahre eine Wohnung anzumieten und bis zu anderthalb Jahren Begleitung und Beratung zu erhalten. „Für viele findet die Suche nach einer Wohnung allerdings auf dem ‚normalen‘ Wohnungsmarkt statt“, berichtet Hauschild. Im Haus wohnten meistens diejenigen, die aufgrund verdichteter Problemlagen wie zum Beispiel Verschuldung keinen Wohnraum finden würden.

Die Vermittlung erfolgt über den Kommunalen Sozialdienst. „Vorab bekommen wir einen Anruf, ob ein Platz frei ist, denn wir haben häufig eine Warteliste“, so Hauschild. Zu Beginn der Aufnahme findet immer ein Infogespräch, manchmal auch zwei, mit den jungen Menschen statt – „um sie kennenzulernen und herauszufinden, welche Hilfe und Unterstützung sie benötigen und die ersten Schritte zu besprechen.“

Rüdiger Hauschild steht den jungen Erwachsenen als Ansprechpartner und Berater zur Verfügung. „Aber nur, wenn sie die Jugendwohnbegleitung auch wollen.“ Keiner werde gezwungen, sie können selber entscheiden, wie Hauschild betont. Einige benötigen mehrmals in der Woche Unterstützung und anderen würde schon ein Gespräch alle zwei Wochen reichen, das ihnen hilft, ihre Situation selber verbessern zu können. Hauschild begleitet die Jugendlichen zu Ämtern und Behörden, berät in Fragen rund um das Anmieten einer Wohnung oder auch zum Thema Schulden, unterstützt beim Einrichten der Wohnung und gibt lebenspraktische Tipps. Einen wichtigen Anteil habe die Hilfe bei allen Arten von Antragsverfahren wie ALG II, Bafög, Kindergeld oder BAB. „Ein guter Kontakt zu den Behörden ist wichtig“, erklärt Hauschild. „Manchmal gehe ich mit den Jugendlichen auch gemeinsam auf Wohnungssuche oder spreche auch mal mit den Vermietern, wenn der Mietpreis zu hoch ist. Ein großes Problem sei, dass es 30 bis 50 Prozent der jungen Menschen aus dem AWO Haus Fössestraße nicht schaffen würden, aufgrund der angespannten Wohnungsmarktlage, innerhalb von zwei Jahren eine Wohnung zu finden. „Und einen traumatisierten jungen Mann, der kurz vor dem Abitur steht, setze ich nicht auf die Straße, auch wenn er eigentlich ausziehen müsste“, sagt Hauschild. Der Bedarf an bezahlbaren Wohnungen sei insgesamt sehr hoch.

Rüdiger Hauschild ist die Arbeit mit den jungen Menschen sehr wichtig. Sie dabei zu unterstützen, eine Perspektive für ihr Leben zu entwickeln und darin immer mehr Fuß zu fassen, sei ein gutes Gefühl. „Ich habe bei der AWO ein Arbeitsfeld gefunden, das mir sehr am Herzen liegt.“ Er könne gut nachempfinden, wie es den Jugendlichen geht.  Er selber habe damals nach dem Abitur nicht gewusst, wie es weitergeht oder was er machen soll. „Ich mochte Biologie“, deshalb habe er erst einmal Agrarwissenschaft studiert. Außerdem sei das Studium damals angesagt gewesen, erzählt Hauschild. Er habe erst im Laufe der Zeit gemerkt, dass Landwirtschaft nicht sein richtiges Arbeitsfeld ist, sondern dass er gerne mit Menschen arbeiten wollte. Schon im Studium habe er Ferien-Freizeiten mit schwierigen Kindern begleitet. Hauschild hat sich dann für eine dreijährige berufsbegleitende Ausbildung zum Pädagogen für psychosomatische Gesundheitsbildung entschieden. Den Menschen ganzheitlich zu erfassen und ihn dazu zu bringen, für die eigenen Gesundheit zu sorgen, sei dabei ein ganz wichtiger Aspekt für ihn gewesen. „Psyche und Soziales – diese Verbindung hat mich schon immer interessiert, damit wollte ich arbeiten.“ Auch aus der eigenen Lebensgeschichte heraus, wie er betont.

Das erste Mal hatte Hauschild mit der AWO 1990 im Kreis Steinburg/Schleswig Holstein als Arbeitgeber zu tun. Schon damals sei er von dem hohen sozialen Engagement und dem Menschenbild beeindruckt gewesen. Zur AWO Hannover ist Rüdiger Hauschild im Jahr 2000 als Quereinsteiger gekommen. Die AWO suchte damals jemanden für das Modellprojekt Freiwilliges Soziales Trainingsjahr. „Das passte genau zu dem, was ich gerne machen wollte und womit ich mich beschäftigt habe“, sagt Hauschild. Die Teilnehmer – Jugendliche in besonderen Lebenslagen, sollten im FSTJ durch elementare  Alltagsaufgaben, selbstgewählte Praktika in verschiedenen Arbeitsfeldern, Teilnahme an Qualifizierungsmaßnahmen und beratende Begleitung neue Zukunftsperspektiven für sich entwickeln. Nach Ende des Projektes war Hauschild im Bereich Schulsozialarbeit tätig und seit 2008 arbeitet er in der Einrichtung Jugendwohnen im Stadtteil. Im Laufe seines Berufslebens hat er berufsbegleitend eine traumatherapeutische Ausbildung gemacht und steht jetzt kurz vor der Prüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie. „Das alles hat mir geholfen, einen genaueren Blick auf die Menschen zu bekommen und sie da abzuholen, wo sie stehen und ihnen zu vermitteln, wie sie auch in sehr belastenden Lebenssituationen auf ihre Ressourcen zurückgreifen können.“

Ende April geht Rüdiger Hauschild mit 65 Jahren nach 22 Jahren bei der AWO in den Ruhestand.

Zum Hintergrund

Mit dem Jugendwohnen im Stadtteil hilft die AWO Region Hannover seit 28 Jahren an zwei Standorten jungen Menschen zwischen 18 und 25 Jahren bei der Wohnungssuche, in Krisensituationen und bei der Entwicklung einer neuen Lebensperspektive.

Am Standort Fössestraße in Linden hält die AWO acht Ein– und Zweizimmerwohnungen vor, die von den Hilfesuchenden befristet angemietet werden können. Am Standort Nordstadt besteht eine Kooperation mit der Wohnungsgenossenschaft WOGE Nordstadt e. G. für die Belegung durch die AWO. Die jungen Menschen mieten den Wohnraum selbst an. Die räumliche Nähe dieser Wohnungen zu den beiden Beratungsbüros ermöglicht kurzfristig einen Austausch zwischen ihnen und den AWO Fachkräften Rüdiger Hauschild und Susanne Walz.

Text: Gaby Kujawa/AWO, Foto: Christian Degener/AWO

Rüdiger Hauschild steht den jungen Erwachsenen am Standort Linden als Ansprechpartner und Berater zur Verfügung. Ende April geht der AWO Mitarbeiter in den Ruhestand.

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