Region Hannover/ Hannover-Vahrenwald. Tarif ist nicht gleich Tarif – Die AWO Region Hannover bezahlt ihre Mitarbeitenden in den Kindertagesstätten nach einem Tarifvertrag analog dem Öffentlichen Dienst, während andere Träger oftmals auf Haustarife mit niedrigeren Löhnen setzen. „Leider führt unsere Tariftreue dazu, dass wir bei Ausschreibungen zu einer neuen Kita oftmals nicht berücksichtigt werden, weil wir durch die höheren Personalkosten insgesamt zu teuer sind“, sagt Dirk von der Osten, Vorstand der AWO Region Hannover. „Dabei ist es notwendig viele verschiedene Träger am Ausbau der Kitaplätze zu beteiligen, um den Mehrbedarf von rund 1.000 Plätzen in der Landeshauptstadt Hannover zu decken.“
Über dieses und andere Themen sprach von der Osten mit SPD-Politikern, die heute die AWO Kita Johannes-Lau-Hof in Vahrenwald besucht haben: Steffen Krach, SPD-Kandidat für das Amt des Regionspräsidenten, Irma Walkling-Stehmann, Bezirksbürgermeisterin in Vahrenwald-List, Hans-Jürgen Meißner, Mitglied im Stadtbezirksrat Vahrenwald-List, und Thilo Scholz, SPD-Kandidat für die Regionsversammlung.
Walkling-Stehmann stimmte von der Osten zu: „Wir benötigen eine einheitliche Richtlinie in der Region und Stadt mit der Verpflichtung, dass die Träger nach Tarif bezahlen.“ Die Problematik Tariftreue habe es auch bei der Vergabe von Flüchtlingsunterkünften gegeben, bei denen Träger, die sich nicht an die Tarife halten, ihre Angebote weitaus günstiger anbieten konnten. „Manche Anbieter zahlen ihren Mitarbeitenden, die ausgebildete Sozialarbeiter/innen sind, nur einen Mindestlohn – das darf nicht sein“, so die Bezirksbürgermeisterin.
Oftmals erwiesen sich günstige Anbieter im Nachhinein als teuer. „Sie heben ihre Kosten später an und verhandeln nach, wenn sie das Personal nicht bekommen – und sind dann gar nicht mehr günstiger“, so von der Osten. Diese Vergabeproblematik sei ein weit verbreitetes Phänomen, das die SPD in ihr Regionswahlprogramm aufgenommen habe, betonte Krach. Wünschenswert wäre es, die Personalkosten bei der Vergabe auszuklammern bzw. deutlich weniger zu gewichten und die Inhalte und Konzepte in den Vordergrund der Auswahlkriterien zu rücken, so von der Osten.
Wie sich die Corona-Pandemie auf die AWO Kita auswirke, wollte Krach wissen. „Der Anteil der Kinder, die bei der Einschulung nicht gut Deutsch sprechen, ist gestiegen“, sagte AWO Fachberater Arnd Geiger. Viele Kinder hätten durch die Pandemie das Kita-Jahr vor der Einschulung verpasst, was sehr wichtig für ihre sprachliche Entwicklung ist, berichtete auch Krach. Diese Sprachförderung ist vor zwei Jahren von der Grundschule in die Kita verlagert worden, erinnerte Kitaleiterin Sabine Michalke, die mit ihrem Team derzeit 75 Kinder betreut. „Unsere Mitarbeitenden machen natürlich täglich eine alltagsintegrierte Sprachförderung, aber für eine gezielte Sprachförderung brauchen wir auch zusätzliche Kapazitäten“, betonte sie. Am Ende des Gesprächs waren sich alle einig: Die Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie werde noch Jahre dauern.
Text & Foto: Christian Degener/AWO