Silvia Langreder ist Sozialarbeiterin mit systemischer Zusatzausbildung. In ihrer Freizeit schreibt sie Kindergeschichten.

Sozialarbeiterin und Autorin von Kindergeschichten: Silvia Langreder leitet die Familien- und Sozialberatungsstelle

„Den Menschen wertschätzend zuzuhören, ist ein wesentlicher Aspekt der Arbeit“

Region Hannover/ Hannover. „Das war ein sehr schöner Zufall.“ Eigentlich habe sie gar keine Wechselgedanken gehabt, erzählt Silvia Langreder. Die 33-Jährige leitet die Familien- und Sozialberatungsstelle und das Team der Sozialpädagogischen Familienhilfe der AWO Region Hannover. Die Ausschreibung der Leitungsstelle bei der AWO erreichte sie über den E-Mail-Verteiler des Arbeitskreises der Schwangerschafts(konflikt)beratungsstellen in der Region Hannover, wo sie als Netzwerkkoordinatorin im Bereich Frühe Hilfen tätig war. „Ich habe mir die Stellenausschreibung durchgelesen und je mehr ich gelesen habe, umso mehr hat mich das Aufgabenprofil angesprochen.“ Die Entscheidung fiel dann aufgrund der Inhalte – und dem Gefühl, dass es eine Stelle ist, die ihr von den Werten und der Haltung des Trägers her menschlich sehr zusagt. „Da habe ich meinen Hut ins Rennen geworfen.“

Langreder ist Sozialarbeiterin mit systemischer Zusatzausbildung. Ihr Erststudium in vergleichender Religionswissenschaft und Politik kommt ihr im Berufsalltag als Einrichtungsleiterin zugute, ist sich Langreder sicher. Zu wissen, wie politische Entscheidungsprozesse funktionieren, sei hilfreich. Und die Lebenswelten von Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund zu verstehen, erleichtere ihr den Zugang zu ihnen. In ihrem Handkalender notiert Langreder zum Beispiel immer, wann Ramadan ist: „Wenn dann eine muslimische Frau zu mir in die Schwangerschaftskonfliktberatung kommt, kann ich das besser einordnen und darauf eingehen, wenn ich weiß, dass das jetzt eine besondere religiöse Phase ist, in der die Schwangerschaft eingetreten ist.“

Steht als erfahrene Kinderschutzfachkraft zur Verfügung

Die Beratungsstelle so aufzustellen, dass sie auch möglichst viele Menschen erreicht, formuliert Langreder das Ziel ihrer Arbeit. Die Zusammenarbeit mit ihrem Team sei dabei ein wesentlicher Bestandteil. Dazu gehöre auch die Teilnahme an verschiedenen Netzwerktreffen wie dem Arbeitskreis Psychosoziale Versorgung oder der Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen sowie an AWO-internen Arbeitskreisen zum fachlichen Austausch. Langreder ist es wichtig, auch selbst beratend tätig zu sein: „Leitung ist vor allem dann wirksam, wenn man auch weiß, was bei den Kolleginnen im Alltag passiert.“ Neben ihrer Leitungsaufgabe steht Langreder dem Verband als insoweit erfahrene Kinderschutzfachkraft zur Verfügung. „Wenn Kolleg*innen im Kinderschutz ein ungutes Bauchgefühl haben und vermuten, dass es sich um gewichtige Anhaltspunkte für eine Gefährdung handeln könnte oder unsicher in der Beurteilung der Situation sind, kann ich als eine von mehreren Kinderschutzkräften bei der AWO angefragt werden”, erklärt Langreder.

Schwerpunkt der Arbeit ist die Familien- und Erziehungsberatung. „Dabei verstehen wir Familie als generationenübergreifende Gemeinschaften mit Kindern und Jugendlichen bis 21 Jahren, in denen Menschen dauerhaft füreinander Verantwortung übernehmen, Fürsorge tragen und Zuwendung schenken“, sagt Langreder. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, wie Familienstrukturen gestaltet sein können.  „Zu uns können alle kommen, die Unterstützung und Beratung benötigen.“ Manchmal wenden sich auch Jugendliche an die Beratungsstelle, weil es zuhause Schwierigkeiten gibt oder auch zum Thema Schulabsentismus. „Da arbeiten wir dann eng mit den anderen AWO Fachdiensten zusammen.“

„Viele Menschen sind sehr gestresst“

Als staatlich anerkannte Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle ist die Familien- und Sozialberatungsstelle berechtigt, einen Beratungsschein nach den Paragrafen 218/219 des Strafgesetzbuches auszustellen. „Hier sehen wir unsere Aufgabe vor allem darin, die Frauen in ihrem Selbstbestimmungsrecht zu stärken und sie für ihren weiteren Lebensweg zu unterstützen, in diesem großen Konflikt und dieser großen Unsicherheit gute Entscheidungen zu treffen“, betont Langreder: „Was wir im Moment viel erleben, sind Menschen, die sehr gestresst sind.“ Es kommen vermehrt Klient*innen mit einer starken psychischen mentalen Belastung in die Beratung. Das betreffe Männer, Frauen und queere Menschen gleichermaßen, aber auch Kinder und Jugendliche. Die Coronapandemie habe das Leben vor allem von Kindern und Jugendlichen drei Jahre lang massiv beeinflusst und eingeschränkt. Junge Menschen, die heute zwischen 17 und 20 Jahre alt sind, gehören zu einer Gruppe, der drei Jahre ganz wesentliche Entwicklungserfahrungen im Rahmen der Pubertät fehlen. „Wir haben viele Anfragen von Eltern, die sich Sorgen machen“, sagt Langreder. Aber auch von Erwachsenen, die vor dem Hintergrund der ganzen gesellschaftlichen Dynamik – wie Pandemie, Krieg und Klima – an ihre Belastungsgrenzen kommen, sich Sorgen machen und das zu großen Verunsicherungen auch im existenziellen Bereich führt. Wenn dann noch individuelles Leid wie Trennung, Tod der Eltern, Verlust des Arbeitsplatzes oder auch die Situation als Alleinerziehende hinzukomme, seien die Menschen umso mehr auf Beratung angewiesen. „Wir versuchen, sie in diesen herausfordernden Situationen durch entlastende Gespräche zu begleiten, Ressourcen aufzuspüren und zu stabilisieren.“ Den Menschen wertschätzend zuzuhören, sei ein ganz wesentlicher Aspekt der Arbeit, betont Langreder. „Zu uns kommen aber auch Klient*innen, die aufgrund einer Verdachtsdiagnose wie Depression oder Burnout eine ambulante Therapie beginnen wollen und auf einen freien Platz warten.“ Aufgrund der schlechten Versorgungslage verwiesen Therapeut*innen auch an die Beratungsstellen, damit sie die Zeit bis zum Therapiebeginn überbrücken können.  „Wir bieten den Menschen in dieser Zeit eine Anlaufstelle und unterstützen sie dabei, ihren Alltag so zu strukturieren, dass er möglichst ohne große Belastungen ablaufen kann.“

Langreder freut sich besonders über die gute Zusammenarbeit im Team und lobt dessen hohe Kompetenz: “Alle Mitarbeiterinnen sind Sozialpädagoginnen mit Zusatzausbildungen in systemischer Beratung oder Gestalttherapie und können sich immer wieder neu auf diese unterschiedlichen Schwerpunkte einlassen.“

Kindergeschichte zum Thema „Kinderarmut“  ab 25. August im Podcast Chancenreich zu hören

In ihrer Freizeit schreibt Silvia Langreder Kindergeschichten. Zum Ausgleich – wie sie erzählt. Außerdem habe es sie schon immer fasziniert, sich in die Welt der Kinder hineinzuversetzen. „Wenn man mich als Kind gefragt hat, was ich einmal werden wollte, dann war das Kinderbuchautorin“, sagt Langreder, deren großes literarisches Vorbild Astrid Lindgren gewesen ist: „Sie war auch eine großartige Pädagogin“. Mit der Kindergeschichte „Der große Streit im Zauberwald“ hat Langreder sogar deutschlandweit Aufmerksamkeit erhalten. In der Geschichte, die die Hobbyschriftstellerin unmittelbar nach Ausbruch des Ukraine-Krieges schrieb, geht es um einen Platzhirsch, der den Waldbewohnern ihren Fluss raubt, die den Streit mit ihm auf kreative Weise beenden. So erhielt sie nach der Veröffentlichung die Anfrage einer Professorin der Universität Koblenz, die ihre Geschichte zum Anlass nehmen wollte, mit Studierenden der Erziehungswissenschaften darüber ins Gespräch zu kommen. Und der Vorstand einer Waldkindergärtenvereinigung in Niedersachsen habe ihr zurückgemeldet, dass ihre Geschichte der Auslöser dafür gewesen sei, das Thema mit Naturmaterialien in den Kindertagesstätten nachzuspielen. „Ein Thema, das mich selbst sehr bewegt, aufzugreifen und damit so viele Kinder und Fachkräfte zu erreichen, war für mich eine sehr schöne Erfahrung.“ Ihre aktuelle Kindergeschichte beschäftigt sich mit dem Thema Kinderarmut. Als Sommerspecial angekündigt, ist sie am 25. August im Podcast Chancenreich des Teams Frühe Hilfen der Region Hannover zu hören, wo Silvia Langreder ihre Geschichte vorliest.

Text & Foto: Gaby Kujawa/AWO

 

Silvia Langreder ist Sozialarbeiterin mit systemischer Zusatzausbildung. In ihrer Freizeit schreibt sie Kindergeschichten.

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