Die Bewohnerinnen und Bewohner werden von AWO Mitarbeiterin Martyna Halm (links) und Daria Ulrich von der Caritas sozialpädagogisch betreut und begleitet.

„Sie sollen sich hier Zuhause fühlen“

AWO und Caritas betreiben Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine

Region Hannover/ Hannover-List. Natalia Halchenko wollte gerade wieder aus der Elternzeit in ihren Beruf am Gericht zurückkehren und dann begann der Krieg. „Die Kinder hatten Todesangst – das war für uns der Auslöser, zu fliehen.“ Die 43-Jährige ist mit ihrer Familie – Mann, zwei Töchter, zwei Söhne, ihrer Mutter und zwei Katzen aus Charkiv, im Nordosten der Ukraine, geflüchtet. Am 9. März sind sie in Hannover angekommen. In den ersten Wochen waren sie in der Messehalle 27 untergebracht. Seit dem 29. April wohnt die Familie im ehemaligen Hotel Grünewald im Stadtteil List, das die Stadt Hannover als Notunterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine angemietet hat und von der AWO Region Hannover gemeinsam mit der Caritas Hannover betrieben wird.

Der Stadtteil, in dem sie gewohnt haben, sei total zerstört. „Eigentlich wollten wir nicht weg“, erzählt die 17-Jährige Tochter Yeva. „Wir haben im Keller gewohnt“. Aber irgendwann sei es nicht mehr gegangen, sagt die Mutter. „Vor den Fenstern konnten wir sehen, wie die Munition hin- und her flog. Das schlimmste war, als die russischen Flugzeuge Bomben abgeworfen haben. Die Geräusche waren fürchterlich.“

Die erste Zeit in Hannover sei schlimm für sie gewesen – „bei jedem Geräusch wollte ich mich verstecken“, erzählt Natalia Halchenko. Jetzt werde es langsam besser. „Wir erholen uns und können wieder schlafen.“ Es kehre ein bisschen Normalität ein. Die jüngeren Kinder gingen hier mittlerweile zur Schule und Yeva mache ihr Studium an der Universität online weiter. Mutter und Tochter freuen sich über die Gastfreundschaft hier. Alle seien sehr hilfsbereit.

Die ersten Geflüchteten sind am 29. April in die Unterkunft in der Grünewaldstraße im Stadtteil List gezogen. „Zurzeit leben hier 33 Kinder und Erwachsene – überwiegend Frauen, einige Männer“, berichtet AWO Mitarbeiterin Martyna Halm. Auch Haustiere seien dabei. Viele haben ihre Hunde und Katzen mitgebracht. Insgesamt bietet das ehemalige Hotel Platz für circa 40 Personen. Das hänge davon ab, ob sie einzeln oder als Familie kommen, erklärt Halm, die gemeinsam mit Caritas Mitarbeiterin Daria Ulrich die geflüchteten Menschen sozialpädagogisch betreut und begleitet. Beide Sozialarbeiterinnen arbeiten mit jeweils einer halben Stelle vor Ort und stehen den Bewohnerinnen und Bewohnern als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung und unterstützen sie in ihrem Alltag. Dazu gehören zum Beispiel Hilfe im Umgang mit verschiedenen Ämtern und Institutionen, Beratung und Hilfe bei gesundheitlichen Problemen, Beratung und Vermittlung im Bereich Ausbildung und Beruf, Lebensberatung, Unterstützung bei der Wohnungssuche oder Hilfestellung in akuten Krisensituationen. „Aktuell wird die Grundsicherung der Bewohner*innen geregelt. Wir unterstützen außerdem aktuell die Eltern bei der Anmeldung für die Kita und Schule und vermitteln sie in Integrations- und Sprachkurse“, sagt Halm. Für die Teilnahmeberechtigung an den Kursen müssten aber vorab Anträge an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gestellt werden.

„Es ist wichtig, dass die Bewohner*innen hier selbstständig die täglichen Aufgaben bewältigen können“, erklärt Halm. Dazu müssten die Menschen erst einmal zur Ruhe kommen und Fuß fassen, um sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden. So seien auch Projekte sowie Freizeit- und Bildungsangebote, wie zum Beispiel eine Gartengruppe, Nähgruppe oder Spielstunde und Hausaufgabenhilfe, in Planung. Nächste Woche startet ein MiA-Kurs – “Migrantinnen einfach stark im Alltag”, ein Kursangebot der AWO Einrichtung Sprache und Integration, in dem sich Frauen gegenseitig stärken und gemeinsam Spaß haben sollen.

Das ehemalige Hotel mit zwei großen Küchen, einem Essraum, mehreren Gemeinschaftsräumen, Außenterrassen und einem Garten bietet viele Möglichkeiten für einen Rückzugsort und Platz für gemeinsame Aktivitäten. Jeder könne sich hier sein Frühsteck und Essen selber zubereiten – alleine oder gemeinsam, wie die Bewohner möchten. Ziel sei es, dass die Bewohnerinnen sich wohlfühlen und ihren Tagesablauf selber strukturieren können, erklärt Ulrich. Sie sollen dieses Haus als ihr Zuhause betrachten und Beziehungen untereinander aufbauen. Die Stadt Hannover hat das Hotel zunächst für ein Jahr angemietet. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben die Möglichkeit, hier so lange wohnen, bis sie eine eigene Wohnung finden oder wieder in ihre Heimat zurückkehren.

„Wir können es immer noch nicht richtig realisieren, hier zu sein.“ Natalyia Khamdar ist mit zwei Töchtern, dem Ehemann, einer Katze und einem Hund aus Kiew geflüchtet.  Am 24. Februar habe sie einen Anruf von ihrer Schwester erhalten – der Krieg habe begonnen, erzählt die 48-Jährige. Anderthalb Wochen haben sie in einer Tiefgarage verbracht – „die Flugzeuge sind über uns rüber geflogen“. Als dann ein Fluchtkorridor ermöglicht wurde, seien sie aus der Stadt geflüchtet. „Zuerst waren wir in Berlin, aber da war es zu voll.“ Deshalb seien sie in Hannover gelandet. Das war am 7. März. Ihre ältere Tochter sei mit ihrem Mann in einem anderen Hotel untergebracht. „Es fühlt sich so an, als ob das Leben stehen geblieben ist“, erzählt sie leise. Die 17-Jährige Tochter Batul lernt jetzt online an ihrer Schule in Kiew. Im Sommer seien eigentlich die Abschlussprüfungen. „Ich hoffe, dass wir bis dahin zurück sein können“, sagt Batul“.

Die Gruppengemeinschaft in der Unterkunft wachse allmählich zusammen, wie Martyna Halm und Daria Ulbrich berichten. „So haben die Kinder bereits den Wakitu- und Sonnenspielplatz in der nahe gelegenen Eilenriede erkundet und die Hundebesitzer schon Kontakte mit anderen Hundebesitzern in der Eilenriede geknüpft.“ Auch die Nachbarschaft sei sehr fürsorglich und hilfsbereit. „Bei schönen Wetter ist ein Willkommenstreff in der Unterkunft geplant, damit die Bewohner*innen, die Nachbar*innen und die ehrenamtlichen Helfer*innen sich kennenlernen.“

Text & Fotos: Gaby Kujawa/AWO

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