Sozialarbeiter David Hennig (links) mit jugendlichen Organisatoren des Sommercamps sowie teilnehmenden Kindern und Jugendlichen.

„Wir haben uns etabliert“

AWO Kreisjugendwerk: Jugendarbeit am IKEP startete unter herausfordernden Bedingungen/ Sommercamp mit 88 Kindern

Region Hannover/ Langenhagen. Start unter erschwerten Bedingungen: Fast zeitgleich mit dem ersten Corona-Lockdown begann das Modellprojekt der aufsuchenden Offenen Jugendarbeit des Kreisjugendwerkes der AWO Region Hannover am Standort Pfeifengras 76 (IKEP) in Langenhagen. Nach fast eineinhalb Jahren ziehen die Jugendwerk-Mitarbeitenden ein erstes Fazit. „Heute können wir sagen, dass das Projekt sehr gut entwickelt“, berichtet Jürgen Ostertag, Geschäftsführer des AWO Kreisjugendwerkes. Dabei war die Jugendarbeit in Präsenz zunächst vier Monate lang gar nicht möglich. Damit sie überhaupt starten konnten, mussten die Sozialarbeiter David Hennig und Petro Podolskiy den digitalen Weg beschreiten, um Kontakt zu den Jugendlichen in Kaltenweide zu bekommen und zu halten: Über die Sozialen Medien bauten sie eine feste Gruppe auf, die bis heute Bestand hat. „Normalerweise versteht man unter aufsuchender Jugendarbeit Sozialarbeiter, die die Kinder und Jugendlichen im Quartier aufsuchen und ansprechen – während Corona mussten wir es zum Teil anders machen“, so Hennig.

Auch nach dem ersten Lockdown schwankten die Möglichkeiten, in welchem Umfang und unter welchen Hygieneregeln Jugendarbeit vor Ort möglich war. Dennoch habe sich in den nachfolgenden Monaten eine stabile und interessierte Gruppe von Kindern und Jugendlichen im Alter von im Alter von 12 bis 18 Jahre gebildet, die die Einrichtung regelmäßig besucht. „Die Mischung aus digitalem und direktem Kontakt hat funktioniert“, so Hennig. Doch im Winter warteten bereits weitere Hürden: Der nächste Corona-Lockdown und eine Politik in Langenhagen, die die Arbeit des Kreisjugendwerkes im Jugendhilfeausschuss zwar sehr wertschätzte und lobte, aber keine weiteren Gelder bewilligen wollte. „Glücklicherweise korrigierte der Rat seine Entscheidung in einer der folgenden Sitzungen und so konnten wir auch dieses Jahr wieder die Türen zum Projektstandort öffnen“, erinnert sich Ostertag. Nun sind die Türen der Container, die das AWO Kreisjugendwerk dort vor rund zweieinhalb Jahren in dem Interkulturellen Erlebnispark errichtet hat, seit Mai wieder geöffnet. „Das Interesse bei den Kindern und Jugendlichen ist stetig gestiegen und steigt weiter“, freut sich Hennig. Dabei hätten sie nicht nur Interesse an Spiel und Sport wie Fußball oder Basketball, sondern nutzten auch die Möglichkeit, mit dem Sozialpädagogen über Probleme in der Schule, der Familie oder in ihrer Beziehung zu reden. „Wir haben ein Vertrauensverhältnis aufgebaut“, so Hennig. Wegen der Corona-Pandemie hätten viele der Kinder und Jugendlichen über einen längeren Zeitraum hinweg auf Freizeitaktivitäten verzichten müssen und seien gleichzeitig einem großen schulischen Druck ausgesetzt gewesen. „Bei uns können sie sich austauschen und erhalten Beratung zu verschiedenen Themen“, so Hennig.

Gerade in dieser besonderen Corona-Zeit sei aufsuchende und offene Jugendarbeit wichtig, da sie einen geschützten Raum für die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen biete. „Hier ist ihr Verhalten nicht an eine Leistungsbewertung oder ihren schulischen Werdegang gekoppelt. Die sozialpädagogische Fachkraft ist ein neutraler Ansprechpartner außerhalb von Schule und Familie“, betont Ostertag.

Die Teilnahme an den Angeboten des Kreisjugendwerkes basiert ausschließlich auf Freiwilligkeit und gestaltet sich nach den Wünschen und Ideen der Kinder und Jugendlichen. „Beteiligung ist die Basis unserer Angebotsplanung und -umsetzung – wir wollen keine Angebote an ihren Bedürfnissen vorbei entwickeln“, betont Hennig. Über die Jugendarbeit hinaus bietet der Projektstandort in diesen Tagen eine Ferienerlebniswoche für Kinder an – als Ergänzung zum beliebten AWO Sommercamp in Kaltenweide. Eltern konnten ihre Kinder für die gesamte Woche anmelden – 88 Kinder sind dabei. „Damit leisten wir einen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, denn die Eltern werden entlastet“, so Ostertag. Auch ein Herbstcamp soll es wieder geben. Wegen der guten Resonanz bei den Jugendlichen hofft der Geschäftsführer des Kreisjugendwerkes auf eine längerfristige Perspektive des Projektstandortes: „Jugendarbeit benötigt Konstanz – und wir haben uns jetzt etabliert.“

Der Projektstandort des Kreisjugendwerkes der AWO ist an drei Tagen pro Woche geöffnet: montags, donnerstags und freitags zwischen 16 Uhr und 19.30 Uhr.

Text & Foto: Christian Degener/AWO

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