Hannover-Limmer. „Wieso hat sie so eine Wuschelfrisur?“, will eines der Kinder wissen. Gemeint ist ein Meerschweinchen, das die Mitarbeiterinnen des Instituts für soziales Lernen mit Tieren heute mit in den Hör- und Sprachheilkindergarten Ratswiese der AWO Region Hannover im Stadtteil Limmer gebracht haben. „Das ist wie bei Hunden – die haben auch unterschiedliche Frisuren. Manche haben kurze und manche lange Haare, und es gibt glatte und rauhe Haare“, erklärt Viktoria Dragun, Pädagogin und Fachkraft für Tiergestützte Intervention. Sie und ihre Kolleginnen des in der Wedemark ansässigen Instituts kommen ein Jahr lang jeden Montag in die Einrichtung und bringen viele verschiedene Tiere mit: Hunde, Esel, Pferde, Schafe, Ziegen, Hühner, Kaninchen und Meerschweinchen.
Auf dem Außengelände der Kita haben die Pädagoginnen ein kleines Gehege für die Tiere errichtet, die Kinder sitzen auf kleinen Stühlen drum herum. „Ich möchte Nana auf den Arm nehmen“, sagt einer der Jungen. Kurz darauf hat er Nana, ein Meerschweinchen, auf seinem Schoß und kann es streicheln und mit Paprika füttern. „Sie liebt Paprika“, sagt der Junge und lacht. „Habt Ihr jetzt Lust zu reiten?“, will Dragun von den Kindern wissen. Die Antwort ist eindeutig und kommt laut im Chor daher: „Ja“.
Zum Reiten hat das Institut ein Pony namens Gismo und einen kleinen Esel namens Max mitgebracht. „Bei Max und auch bei Gismo müsst Ihr ein wenig aufpassen, Ihr dürft nicht hinter ihnen stehen bleiben, weil sie mit ihren Hufen nach hinten treten können, wenn sie sich erschrecken“, erklärt Dragun. Dann heißt es aufsatteln. Zwei Runden können die Kinder reiten, geführt von den Mitarbeiterinnen. Zwischendurch ist immer wieder Zeit, die Tiere zu streicheln, zu füttern oder etwas über sie zu erfahren. „Max kommt sehr gut bei den Kindern an“, berichtet Dragun.
„Die Kinder lernen sehr viel durch den Kontakt mit den Tieren. Sie entwickeln Achtsamkeit und ein Bewusstsein im Umgang mit anderen Lesewesen“, erklärt die Pädagogin. Außerdem fördere es ihre Konzentration und sie bekämen ein Gefühl dafür, für andere zu sorgen. Die Kita ist ein Hör- und Sprachheilkindergarten – der regelmäßige „tierische Besuch“ passe sehr gut zum Schwerpunkt der Einrichtung. „Der Umgang mit den Tieren erweitert auch ihren Wortschatz“, sagt Ute Stansch, Leiterin der AWO Kita.
Finanziert wird das Projekt von der Organisation „Aktion Kindertraum“. Das Institut für soziales Lernen mit Tieren wurde 1994 gegründet und arbeitet in einer Vielzahl von (sonder-) pädagogischen und therapeutischen Einrichtungen. Dabei kommen die Pädagoginnen nicht nur jeden Montag in die Kita Rastwiese, sondern die Kinder machen auch Ausflüge zum Bauernhof des Instituts in der Wedemark. „Dann sehen sie, wo die Tiere den Rest der Woche über leben“, sagt Stansch.