Hannover/ Anderten. Es gibt einiges, das der in Hannover geborene politische Schriftsteller und Philosophie-Professor Theodor Lessing nicht mochte – dazu zählten: Nationalismus und Patriotismus, Dummheit und Lärm. Seine Abneigung gegen Lärm zählt wohl zu den eher unbekannten Aspekten im Leben von Lessing, der der am 31. August 1933 von Nationalsozialisten ermordet wurde. Zur Erinnerung an dieses Verbrechen hat der Ortsverein Anderten der AWO Region Hannover e.V. eine Gedenkfeier an seinem Todestag organisiert. Klaus Gerber, ehemaliger Lokalredakteur beim hannoverschen Madsack-Verlag, ging in seinem Vortrag auf zwei Aspekte im Leben und Wirken von Lessing ein, die vermutlich die wenigsten der rund 50 Gäste in der Seniorenbegegnungsstätte am Walter-Clemens-Platz 1 in Anderten kannten: Seine Abneigung gegen Lärm und seine Gedanken zum „jüdischen Selbsthass“, über den der Schriftsteller sogar ein Buch schrieb.
Zuvor hatte der AWO-Ortsvereinsvorsitzende Fritz Kracke, der die Gedenkveranstaltung seit Jahren liebevoll in Zusammenarbeit mit Dr. Karljosef Kreter, dem Leiter der Städtischen Erinnerungskultur organisiert, die Gäste begrüßt. Unter ihnen die Ehrengäste Ruth Gröne, Salomon Finkelstein und Henry Korman, die zu den letzten Überlebenden des Holocaust in Hannover gehören. Die drei setzen sich seit vielen Jahren für Aussöhnung und Verständigung ein. Von der Seniorenbegegnungsstätte aus machten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Weg zur Gedenktafel für Theodor Lessing, die vor zwei Jahren vor seinem ehemaligen Wohnhaus in Anderten aufgestellt wurde. Lessing hatte hier zwischen 1925 und 1933 gelebt. Die AWO Mitglieder und Gäste legten dort rote Rosen nieder und Marie Dettmer, literarische Komponistin und Rezitatorin, las aus publizistischen Werken Theodor Lessings. „Das ist auch eine Ironie der Geschichte: Lessing, der Lärm hasste, wurde mit zwei lauten Pistolenschüssen von Nazis ermordet“, sagte Gerber.