Region Hannover/ Burgdorf. Die AWO Frauenberatungsstelle in Burgdorf, Lehrte, Sehnde und Uetze ist ab sofort auch vor Ort in Burgdorf zu erreichen. Ermöglicht wird dies durch eine deutlich verbesserte finanzielle Förderung durch die Region Hannover und die Stadt Burgdorf. Das neue Angebot ist im Senioren- und Pflegestützpunkt Burgdorfer Land (Hannoversche Neustadt 53) untergebracht. „Zuvor mussten Rat suchende Frauen nach Lehrte fahren, was die Hemmschwelle erhöht hat. Wir sind froh, dass wir jetzt kurze Wege ermöglichen können“, sagte Diana Jäger, stellvertretende Fachbereichsleiterin Frauen der AWO Region Hannover heute bei einem Pressegespräch im Pflegestützpunkt.
Die Politik in Burgdorf habe das Thema zur Chefsache erklärt und gehandelt, betonte Burgdorfs Bürgermeister Armin Pollehn. Der Burgdorfer Rat hatte im Juni die Aufstockung der Mittel um 20.000 Euro auf rund 24.700 Euro jährlich beschlossen. Burgdorfs Gleichstellungsbeauftragte Petra Pape lobte die Initiative der Region Hannover und der Stadt. „Zuvor gab es weiße Flecken in der Region Hannover – jetzt können wir flächendeckend wohnortnahe Beratungsangebote aufbauen.“ Der Ausbau des Beratungsangebotes in der Fläche sei wichtig und notwendig, da der Beratungsbedarf vorhanden sei.
Durch die Aufstockung der Mittel sei es künftig noch stärker möglich, Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit zu leisten – beispielsweise an Schulen. „Studien zeigen: Jeder Euro, der in Prävention fließt, spart später vier Euro“, so Pape. Der neue Raum im Pflegestützpunkt sei gut geeignet, da in dem Haus auch andere Einrichtungen untergebracht sind. „Dadurch wird das Aufsuchen der Beratungsstelle anonymer, da man keine Aufmerksamkeit erregt“, sagte Pape.
Beraten werden die Burgdorferinnen von Brigitte Mende und Johanna Pfizenmaier. Wer kann sich an die Beratungsstelle wenden? „Unser Beratungsangebot richtet sich an Frauen, die sich in einer Krisensituation befinden, von häuslicher Gewalt betroffen sind oder und anderweitigen Beratungsbedarf haben“, erklärte Mende. Der Schritt, eine Beratungsstelle zu kontaktieren, sei mitunter eine große Überwindung für die Frauen – deshalb müsse das Angebot so niedrigschwellig wie möglich sein. „Die Betroffenen nehmen oft ihren ganzen Mut zusammen, wenn sie sich Hilfe suchen. Erreichen sie beim ersten Mal niemanden, haben sie oft keine Kraft für einen zweiten Anlauf“, sagte Mende.
Häusliche Gewalt könne jede Frau treffen kann – Frauen allen Alters und aller sozialen Schichten. „Sie ist eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen: Mehr als jede vierte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens Gewalt in einer Beziehung – und wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus“, sagte Jäger. Für die Betroffenen sei es häufig schwer, sich Hilfe zu holen und sie anzunehmen. „Gewalt in der Familie und Beziehung ist immer noch mit großer Scham verbunden. Die Betroffenen geben sich eine Mitschuld an den Taten, obwohl allein die Täter dafür verantwortlich sind“, so Jäger.
Die Öffnungszeiten der neuen AWO Frauenberatungsstelle in Burgdorf: jeden ersten, zweiten und dritten Dienstag und Donnerstag im Monat von 10 bis 15 Uhr. Um Terminvereinbarung wird unter der Telefonnummer 05132-823434 gebeten.
Burgdorfs Bürgermeister Armin Pollehn überreichte Blumen an die AWO Frauenberaterinnen zur Eröffnung der Beratungsstelle (von links): Beraterin Brigitte Mende, Diana Jäger, stellvertretende AWO Fachbereichsleiterin Frauen, Beraterin Johanna Pfizenmaier und Gleichstellungsbeauftragte Petra Pape.
Werden die Frauen in Burgdorf künftig beraten: Johanna Pfizenmaier (links) und Brigitte Mende.