Hannover/Vahrenwald. „Kinder haben einen Anspruch auf beste Bildung“, betonte Professor Wassilios Fthenakis auf der Veranstaltung „100 Jahre AWO: Gesellschaft im Wandel – Kita im Wandel“ im Freizeitheim Vahrenwald. Der Präsident des didacta Verbandes und Verantwortliche für die Bildungsmesse didacta hat mit seinem Impulsreferat die von der AWO Region Hannover organisierte zweitägige Fachveranstaltung eingeleitet. Rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Kindertagesstätten haben gestern und heute teilgenommen und sich mit den stetig wachsenden und wechselnden Erwartungen und Anforderungen an die Qualität der pädagogischen Arbeit in Vorträgen und Arbeitsforen informiert und ausgetauscht.
Mit dabei waren auch Bildungsdezernentin Rita Maria Rzyski und Oberbürgermeister Stefan Schostok der Landeshauptstadt Hannover. „Es ist vorbildlich wie die AWO mit den aktuellen Herausforderungen umgeht“, betonte Schostok in seinen Grußworten. Der Verband bringe Gesellschaftspolitik und Fachlichkeit zusammen. Rzyski lobte die AWO als einen notwendigen und verlässlichen Partner.
„Die Veränderungen in der Gesellschaft spiegeln sich im Alltag unserer Kindertageseinrichtungen“, sagte AWO Vorstandsmitglied Birgit Merkel auf der Veranstaltung. „Kindertagesstätten sind die Seismographen unserer Gesellschaft“, so Merkel. Die Kinder stammten aus unterschiedlichen Herkunftskulturen, Eltern entschieden sich später für Nachwuchs, unterschiedliche Familienformen seien entstanden, beide Eltern seien berufstätig und der Bedarf an Kinderbetreuung wachse stetig. „Armutsrisiken, Bildungsstatus und berufliche Chancen sind ungleich verteilt und beeinflussen den Alltag sowie die Zukunftschancen von Kindern“, ergänzte AWO Fachbereichsleiterin Ingrid Kröger. In den Kindertageseinrichtungen bündelten sich diese Faktoren.
„Die Digitalisierung beschleunigt den Veränderungsprozess innerhalb der Gesellschaft massiv“, hob Fthenakis in seinem Impulsreferat hervor. Um Bildungssysteme in die Lage zu versetzen, dieser Herausforderung gerecht zu werden, werde eine tiefgreifende Reform benötigt, führte Fthenakis weiter aus. Damit eine höhere Bildungsqualität entstehe, müssten analoge mit digitalen Bildungsangeboten konstruktiv und kreativ miteinander verbunden werden. Die Stärkung digitaler Kompetenz sei zentraler Bestandteil einer solchen Neuorientierung, so Fthenakis. Diese habe spätestens nach dem zweiten Lebensjahr zu beginnen und gelte – neben Lesen, Schreiben und Rechnen – als die vierte Grundkompetenz. Das www sei heute genauso wichtig wie das ABC in früheren Zeiten.
„Umsetzung von Inklusion, „Veränderte Ausbildung – Was bedeutet das für Kindertageseinrichtungen und Mentoring?“, „Eltern in ihrer Vielfalt verstehen/Eltern begleiten“, „Kinderstube der Demokratie“ und vieles mehr – den Teilnehmenden wurde an zwei Tagen ein umfangreiches Fachprogramm geboten. „Die vielfältigen Themen der Fachveranstaltung zeigen, dass die beruflichen Anforderungen an pädagogische Fachkräfte hoch und komplex sind“, sagte AWO Geschäftsführer Burkhard Teuber. Die Fachtage seien eine gute Chance, Impulse für Veränderungen zu bekommen.
„Ich freue mich auf neue Anregungen“, so eine Erzieherin aus der AWO Kita Voltmerstraße. Die Kinder veränderten sich. Das sei im Kita-Alltag deutlich spürbar und erlebbar. Carsten Lücke, Leiter der AWO Kita Hiltrud-Grote-Weg, sieht die Veranstaltung für sein Team als gute Möglichkeit, sich fachlich und kollegial weiterzubilden.
Zwischen den Fachveranstaltungen gab es ein buntes Rahmenprogramm. „Ich bin neugierig“, Was kommt auf mich zu?“, „Zu viel, zu schwer“, „Ich möchte etwas lernen“ – das Improvisations-Theater „Theater Erlebnis“ aus Hannover hat die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwei Tage lang begleitet, deren Gefühle, Stimmungen und Wünsche aufgenommen und in Szene gesetzt. Auf einem Markt der Möglichkeiten hat die Buchhandlung Sternschnuppe Kinderbücher ausgestellt und die AWO Kindertagesstätten haben ihre Arbeit präsentiert.
„Was ist erforderlich, um weiterhin qualitativ gute Arbeit zu leisten?“ – die Teilnehmenden konnten ihre ganz persönlichen Wünsche an einen ‚Wunsch-Baum‘ hängen. „Kleinere Gruppen“, „Mehr Raum für die Kinder“ oder „Entlastung für die älteren Arbeitnehmer/innen“ sind nur einige der Wünsche der pädagogischen Fachkräfte in den Kindertagesstätten. Der ‚Wunsch-Baum‘ werde zu einem späteren Zeitpunkt der Politik übergeben, betonte Kröger.