Region Hannover/ Hannover-Linden. Ein Mädchen zeigt dem Betrachtenden eine Blume, die Hände sind schmutzig, die Fingernägel eingerissen. Ein anderes Mädchen hält sich ängstlich an einem Baum fest. Beim nächsten Porträt stehen die Augen im Mittelpunkt, der Rest des Gesichtes ist von einem Niqab, einem Schleier, verdeckt. An den Wänden hängen die Bilder des afghanischen Künstlers Lutfullah Ahrar. „Yüz“ – auf Deutsch „Gesicht“ heißt die Ausstellung, die gestern in den Räumen der AWO Einrichtung Sprache und Integration eröffnet wurde. Die Bilder zeigen Gesichter von Menschen in Afghanistan – vor allem Frauen – junge und alte, aber auch Tiergesichter, zum Beispiel eines Affen oder eines Hundes. Für seine Bilder verwendet er Ölfarben, Aquarellfarben oder Bleistift und wendet unterschiedliche Maltechniken an.
„Lebendiges Leben und Geschichten aus unterschiedlichen Biografien sind die Inspiration für viele meiner Werke“, sagt Ahrar. Mit den Bildern möchte er die Emotionen eines zerrissenen Afghanistans transportieren und mit den Menschen darüber ins Gespräch kommen. Sein Anliegen ist es, neben den schönen Seiten auch die schwierigen Seiten des Lebens zu zeigen. Insbesondere jene, mit denen afghanische Mädchen und Frauen täglich konfrontiert sind, betont der Künstler.
Ahrar stammt aus der Stadt Maza-e-Sharif in Afghanistan und hat in der Türkei Kunst studiert. Im Oktober vergangenen Jahres ist er nach Deutschland gekommen und lebt seit Februar in einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete der AWO Region Hannover. Der 25–Jährige hat bereits einige Kunstprojekte und Ausstellungen in Afghanistan und in der Türkei realisiert, in Deutschland ist es seine erste Ausstellung. „Lutfullah Ahrar ist ein Mann, der bereits in jungen Jahren seinen eigenen Weg und seine Leidenschaft gefunden hat“, erklärt Bianca Pillai, Leiterin der AWO Gemeinschaftsunterkunft.
„Mit der Ausstellung geben wir Lutfullah Ahrar die Möglichkeit, seine Bilder zu zeigen“, sagte AWO Fachbereichsleiterin Gabriele Schuppe auf der Eröffnungsveranstaltung. Es sei sinnstiftend, einen Menschen in dem zu unterstützen, wofür er brenne.
Für die Zukunft wünscht sich Ahrar, mit seiner Kunst in Deutschland Fuß zu fassen. Sein Ziel ist es, talentierte afghanische Kinder und Jugendliche für die Malerei zu begeistern und zu ermutigen. „In Afghanistan ist es den Menschen verboten, sich künstlerisch zu betätigen“, sagt Ahrar. Deshalb ist es ihm besonders wichtig, sie hier dabei zu unterstützen und sie zu begleiten.
Die Bilder sind bis zum 23. Oktober 2023 in den Räumen der AWO Einrichtung Sprache und Integration, Schwarzer Bär 4 in 30449 Hannover-Linden zu sehen. Interessierte sind herzlich eingeladen, die Ausstellung während der Öffnungszeiten montags bis freitags von 8.30 bis 16.30 Uhr zu besuchen.
Text & Fotos: Gaby Kujawa/AWO