Hannover. „Pinkie ist schon drei Mal ausgebüxt“, berichtet die vierjährige Grace. Pinkie ist ein Huhn – eins von insgesamt neun Hühnern des Hühnermobils der Region Hannover, das diesen Monat in der AWO Kita Levester Straße zu Gast ist. Grace und weitere Kinder betreten begleitet von zwei Erzieherinnen das provisorische Gehege, das auf dem großen Außengelände der Kita errichtet wurde. Einige der Hühner kommen neugierig auf die Kinder zu. „Wollt Ihr mal ein Huhn streicheln?“, fragt Kitaleiterin Maria Aust. Einige der Kinder nicken, andere schütteln schnell mit dem Kopf, sie haben Respekt vor den schnellen Bewegungen der Tiere. Aust nimmt ein Huhn auf den Arm. „Jetzt könnt Ihr es ganz vorsichtig streicheln.“ Die Kinder kommen ihrer Aufforderung nach – ganz behutsam berühren sie das Huhn. „Hihi, es hat ganz weiche Federn“, sagt eins der Mädchen. „Ich würde Zuhause auch gern ein Huhn haben“, sagt Grace. „Ich nehme sie gern auf den Arm und streichele sie.“
Mitten im Gehege steht das Hühnermobil, ein mobiler Stall, in dem die Hühner übernachten. Eine Solar-betriebene kleine Tür öffnet sich morgens und abends automatisch. „Die Hühner gehen dort rein, um auf ihren Stangen zu schlafen“, erklärt Aust. In einem kleinen, mit frischem Stroh ausgelegten Kasten legen sie ihre Eier – vier bis fünf pro Tag. „Wir haben von den Eiern schon gemeinsam einen Kuchen gebacken“, berichtet Aust. Alle Hühner haben einen Namen – zur Wiedererkennung tragen sie ein kleines Band. „Das ist Caruso, unser Hahn“, sagt eines der Kinder und deutet auf das Tier, das als einziges helle Federn hat. Caruso kräht jeden Morgen um 5 Uhr und manches Mal auch mitten in der Nacht. „Das haben uns die Nachbarn berichtet“, sagt Aust. Die Kitaleiterin hatte die 30 Nachbarn im Vorfeld der Aktion per Brief über den Aufenthalt der gefiederten Gäste informiert. „Pinkie und ein weiteres Huhn sind sehr agil – manches Mal flattern sie über den Zaun ihres Geheges. Wir bringen sie dann immer zurück – auf die Grundstücke der Nachbarn kommen sie nicht“, so Aust.
Die Kinder lernen in den vier Wochen des Projekts viel über die Tiere und sie übernehmen Verantwortung. Die drei Regel- und zwei Sprachheilgruppen haben jeweils eine Woche lang „Stalldienst“: Die Kinder füttern die Hühner, tauschen das Wasser aus und säubern den Stall. „Sie leben alle in der Stadt – durch solche Projekte erfahren sie, wo Nahrungsmittel wie Gemüse oder Eier herkommen“, sagt Aust, die sich bereits 2017 für das Projekt beworben hatte. „Jetzt hat es endlich geklappt.“ Das Mobil ist für die Kita kostenlos – das Projekt der Region Hannover wird von der Sparkasse Hannover finanziell unterstützt und die Hühner stammen vom Biohof Rotermund Hemme aus der Wedemark. Kinder, Mitarbeitende, Eltern und sogar die Nachbarn seien begeistert vom Hühnermobil. „Es wird Tränen geben, wenn die Hühner wieder abgeholt werden“, prophezeit Aust. Am liebsten würde die Kita künftig eigene Hühner auf dem großen Außengelände halten.