Hannover/ Bothfeld. Solidarität ist einer der fünf Grundwerte der AWO – Herta Hedrich aus Vahrenwald lebt Solidarität seit vielen Jahrzehnten: Heute wurde die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes für 65-jährige Mitgliedschaft in der AWO ausgezeichnet. Birgit Merkel, stellvertretende Vorsitzende des Präsidiums der AWO Region Hannover, und Petra Gillmann, Vorsitzende des Ortsvereins Hannover-List, ehrten Hedrich und überreichten ihr eine Urkunde, eine Nadel und ihre Lieblingsschokolade im Hof des Seniorenzentrums Klaus-Bahlsen-Haus in Bothfeld, wo die 97-Jährige lebt. Und noch eine weitere Auszeichnung wurde ihr zuteil: Ministerpräsident Stephan Weil ehrte Hedrich für 70-jährige Mitgliedschaft in der SPD.
Hedrich wurde 1923 in Chemnitz geboren, 1949 floh sie mit ihrer Familie in den Westen und fand in Hannover eine neue Heimat. Nachdem sie sich hier heimisch fühlte, organisierte sie sich in der Arbeiterwohlfahrt: 1953 begann sie als Helferin in der Abteilung Vahrenwald/Hannover und wurde zwei Jahre später Mitglied des AWO Kreisverbands Hannover Stadt. Ihre ehrenamtlichen Anfänge waren geprägt von der Nachkriegszeit und einer notleidenden Bevölkerung. Hedrich unterstützte die Menschen in ihrem Stadtteil: Sie half bei der Beschaffung und Verteilung von Lebensmitteln und Kleidung, beim Beantragen von Sozialleistungen und anderen Dingen – die Bandbreite ihres Engagements war groß. „Herta war immer ein Mensch, der nicht lange gefragt hat, wie es zu der Notlage kam – sie sah sie und begann unmittelbar mit der unbürokratischen Hilfe“, sagte Merkel, die sie seit mehreren Jahrzehnten kennt. Im Mittelpunkt ihres Engagements habe immer der Abbau sozialer Ungerechtigkeiten gestanden – sie habe sich für Chancengleichheit aller Bürger/innen eingesetzt, unabhängig vom kulturellen, gesellschaftlichen oder religiösen Hintergrund. Ihre zupackende Art zeigte Hedrich auch, als jemand gesucht wurde, die Mitgliedsbeiträge zu kassieren. „Das war damals mehr, als nur das Geld zu kassieren. Kassieren für die AWO bedeutete immer, sich die Sorgen und Nöte der Mitglieder anzuhören und sie in der Bewältigung ihrer Probleme zu unterstützen. – ein Besuch dauerte dann schon mal zwei Stunden oder mehr“, berichtete Merkel.
Als 1974 eine neue Leiterin für die Abteilung Vahrenwald gesucht wurde, meldete sich Hedrich zur Wahl und wurde gewählt. Zu ihren Aufgaben gehörte fortan auch die Organisation von Fahrten und Feiern für die damals 250 Mitglieder. Im Jahr 1963 wurde die Altentagesstätte in Hainholz als eine der ersten Tagesstätten in Hannover eingeweiht. In der kleinen Begegnungsstätte in der Helmholtzstraße organisierte Hedrich 25 Helferinnen und Helfer für die Seniorenbegegnung und plante und gestaltete Feiern und Sitzungen für die Mitglieder. Die Betreuung der Mitglieder lag Hedrich besonders am Herzen: Sie versorgte sie mit Informationen über die Arbeiterwohlfahrt, war bei der Vermittlung von Seniorenplätzen behilflich, leistete Lebenshilfe und warb neue Mitglieder an.
Außerdem prägte Hedrich als Delegierte im Kreisausschuss und den Kreiskonferenzen die Inhalte des Kreisverbandes entscheidend mit. Erst 2001, damals war sie schon von 78 Jahre alt legte sie das Amt der Abteilungsleiterin nieder. Die Alltagssorgen „ihrer“ Mitglieder lagen ihr dennoch weiterhin am Herzen. Auch wenn sie in der Zwischenzeit zu Ihrem Sohn nach Bothfeld gezogen war, besuchte sie weiterhin Veranstaltungen in der Helmholtzstraße und hatte ein offenes Ohr für die Bewohnerinnen und Bewohner in ihrem Stadtteil. „Die AWO, das war mein Leben“, sagte sie mal in einem Interview. “ Dabei habe Hedrich aus ihrer Arbeit nie viel Aufhebens gemacht. „Wenn die Bezeichnung ‚stille Stars‘ auf jemanden zutrifft, dann auf Herta Hedrich“, sagte Merkel. Ihr rund 50-jähriges Engagement für die Menschen in ihrem Stadtteil habe Vorbildcharakter für die nachfolgenden Generationen und mache sie zu einer würdigen Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Und bis vor kurzem war Hedrich noch aktiv und mischte sich ein: im Beirat des Seniorenheims, in dem sie lebt.