Hannover-List. „Das ist eine Keks-Verpackung“, sagt Malak. In der Hand hält die Sechsjährige eine kleine Greifzange und hebt das Stück Plastik auf, das vor ihr im Gras liegt. Kurz darauf findet sie weiteren Abfall: eine Chipstüte, schon leicht verwittert. Auch sie landet in dem pinken Müllsack, der von “Hannover sauber!“, einer gemeinsamen Initiative der Stadtreinigung Hannover und der Landeshauptstadt Hannover, kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Mehr als 50 Kitakinder, Eltern, pädagogische Fachkräfte und Nachbarn der AWO Kita Gorch-Fock-Straße hatten sich zusammengefunden, um im Umfeld ihrer Einrichtung herumliegenden Müll aufzusammeln.
Die Aktion ist Teil eines nachhaltigen Projekts, das von Erzieherin Khonzoda Nazarova ins Leben gerufen wurde.
„Unsere Kita befindet sich in einem sozialen Brennpunkt. Rund um unsere Einrichtung liegt immer sehr viel Müll – das stört uns und die Kinder.“, erklärte Nazarova. Auch auf den umliegenden Spielplätzen sei dies der Fall. Um die Kinder spielerisch für das Thema Umweltschutz und Mülltrennung zu sensibilisieren, ging sie mit ihnen auf eine „Müll-Entdeckertour“, bei der die Kinder Wissenswertes über verschiedene Müllsorten und deren Trennung lernten. Ein Besuch auf einem Wertstoffhof rundete das Programm ab. „Den Kindern macht das sehr viel Spaß“, so Nazarova.
Der Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover (aha) unterstützte die Kita, indem sie auch Informationspakete in verschiedenen Sprachen zur Verfügung stellte. „Kinder, Eltern und Mitarbeitende haben immer wieder großes Interesse an der Beseitigung des Mülls gezeigt. Dadurch hat sich dieses Projekt zu einem großen Gemeinschaftsprojekt mit vielen Beteiligten weiterentwickelt und wir konnten jetzt diese gemeinsame Sammelaktion mit Eltern und Kindern organisieren“, berichtete Günes Kayabasi, Leiterin der Kita.
Unter den zahlreichen Helfer*innen waren auch Nachbarn, Jugendliche sowie ehemalige Eltern und Kinder der Kita. „Ich bin hier groß geworden und lebe hier noch immer mit meinen Kindern. Es ist schön, dass ich an dieser Aktion teilnehmen kann“, sagte eine der Mütter. Saima Ahmad, Mitarbeiterin der Kita, hatte sich für eine lange Greifzange entschieden, mit der sie mühelos Weggeworfenes aus den Büschen und Sträuchern holen konnte.„Ich gehe zwei Mal täglich – vor und nach der Arbeit – hier lang und der Anblick des ganzen Mülls macht mich traurig. Aber nun kann ich mich freuen, dass das Gelände in den nächsten Tagen schöner aussehen wird.“
Kayabasi erinnerte sich an ihren ersten Arbeitstag: Sie habe zwei unterschiedliche Welten vorgefunden: Die eine Seite der Gorch-Fock-Straße sah gepflegt aus, die andere vermüllt. „Mein pädagogisches Ziel war es, den Kindern beizubringen, dass Müll nicht auf den Boden gehört. Und die Eltern lernen mit ihren Kindern mit.“ Das Projekt werde in Zukunft fortgesetzt, versicherte Nazarova. „Ich bin sehr dankbar, dass so viele mitgeholfen haben.“ Und Kayabasi ergänzte: „Nach unserer Aktion sieht man hoffentlich keinen großen Unterschied mehr – dann sehen beide Seiten der Gorch-Fock-Straße gepflegt aus.“
Text & Fotos: Christian Degener/AWO