Hannover-Wettbergen. Ein Polizist und fünf Kinder mit Warnwesten, die selbst gebastelte Polizeikellen in der Hand halten, warten, bis die Seitenscheibe des Autos langsam nach unten gefahren ist. Dann schauen sie die Fahrerin freundlich an und sagen gemeinsam: „Vielen Dank, dass Sie langsam gefahren sind“. Die Autofahrerin ist erleichtert: Sie hat sich bei der Geschwindigkeitsmessung vor der AWO Kita und Familienzentrum Bergfeldstraße an das Tempolimit von 30 km/h gehalten. Die AWO Einrichtung hatte heute (Dienstag) mehrere Verkehrspolizisten des Polizeikommissariats Ricklingen zu Gast, die zwei Stunden lang die Geschwindigkeit der Autofahrer auf der Bergfeldstraße kontrollierten. „Normalerweise würden wir natürlich nur die Fahrerinnen und Fahrer anhalten, die zu schnell unterwegs sind, aber bei dieser Aktion geht es auch um Verkehrserziehung“, sagte Hauptkommissar Oliver Planer, der die Messung leitete.
Planer und seine Kollegen waren im Vorfeld an Einrichtungsleiterin Nadine Gnauck mit der Frage herangetreten, ob Interesse besteht, die Messung mit Vorschulkindern der Kita zu begleiten. „Wir haben sofort zugesagt, denn das ist eine tolle und sinnvolle Aktion. Die Bergfeldstraße ist eine stark befahrene Straße – und viele Autofahrer halten sich nicht an die vorgegebene Geschwindigkeit“, erklärte Gnauck. Um die Aktion vorzubereiten, hatten die AWO Mitarbeitenden mit den Kindern darüber gesprochen, was Polizistinnen und Polizisten für ihre Arbeit benötigen und wie man sie bei der Geschwindigkeitsmessung unterstützen könnte. „Die Kinder hatten die Idee, Polizeikellen zu basteln“, berichtete Gnauck. Und so bastalten die Kinder Kellen mit einer grünen und einer roten Seite: Auf der grünen befand sich ein lachender Smiley und auf der roten ein trauriger. „Wir haben den Kindern erklärt, dass man nicht nur meckern sollte, sondern auch die Autofahrer loben kann, die sich an die Geschwindigkeit halten“, sagte Gnauck. Die meisten Autofahrer bekamen an diesem Vormittag den lachenden Smiley zu Gesicht, aber auch der traurige musste viel zu oft gezeigt werden. „Es tut und leid – Sie sind leider zu schnell gefahren“, sagten die Nachwuchs-Verkehrspolizisten dann.
Die Polizisten nahmen sich viel Zeit für die Aktion und erklärten den Kindern das Laser-Handmessgerät, mit dem die Geschwindigkeit gemessen wurde. Außerdem durften die Kinder selbst einmal durch den Sucher des Gerätes schauen. Als Dankeschön überreichten sie den Polizistinnen und Polizisten am Ende ein selbstgemaltes Bild. Die Bilanz der Aktion: Von den 300 gemessenen Fahrzeugen fuhren 32 zu schnell – 16 Mal wurde ein Verwarn- und 16 Mal ein Bußgeld verhängt, zwei Fahrverbote drohen und die höchste gemessene Geschwindigkeit betrug 77 Km/h.