AWO Frauenberaterin Anne Vogt ermutigt betroffene Frauen, sich frühzeitig Hilfe und Unterstützung zu suchen.

„Niemand sieht die Verletzungen“

Psychische Gewalt: AWO Frauenberatungsstelle Barsinghausen bietet betroffenen Frauen Hilfe an

Region Hannover/ Barsinghausen. „Psychische Gewalt wird von vielen Frauen häufig erst sehr spät erkannt“, sagt Anne Vogt von der Frauenberatungsstelle der AWO Region Hannover in Barsinghausen. Sie entwickele sich in einer Beziehung schleichend und meist über Jahre beziehungsweise Jahrzehnte. Rund 37 Prozent der Frauen, die bis Mitte August in der Frauenberatungsstelle Unterstützung gesucht haben, waren oder sind von Psychischer Gewalt betroffen, wie Vogt berichtet. Ein wichtiger Anlass für die AWO Beraterin, diese Thematik mehr in die Öffentlichkeit zu rücken und weiter Frauen zu ermutigen, sich möglichst frühzeitig Hilfe und Unterstützung zu suchen.

Psychische Gewalt habe gleichermaßen Auswirkungen wie die Folgen von körperlicher Gewalt. „Nur – niemand sieht die Verletzungen“, betont Vogt. Psychische Gewalt sei ein Angriff auf das persönliche Denken, die Psyche, die Wahrnehmung und das Sein des Opfers. So werde einer Frau vermittelt, dass sie zu empfindlich, zu sensibel, zu humorlos oder sogar zu kritisch fordernd sei, weiß Vogt aus den Beratungen mit betroffenen Frauen. Ihr werde suggeriert, dass sie Schuld an allem habe und selbst das Problem sei. „Der Täter verbietet ihr beispielsweise Kontakte zu Bekannten, Freunden oder Familie, untersagt ihr zu arbeiten, macht sie vor anderen lächerlich, beleidigt, beschimpft oder droht“, berichtet Vogt. Er kontrolliere die Kommunikation, verweigere Gespräche oder lenke auf andere Themen ab. „Er will die Zügel in der Hand behalten.“ Fühle sich die Frau verletzt, sei es ihre Schuld – nicht sein Problem.

„Aus den Beratungen wissen wir, das psychische Gewalt in vielen Fällen der Einstieg in eine Gewaltspirale ist, die sich auch in körperlichen Übergriffen gegen die Frauen zuspitzt“, sagt Vogt. Psychische Gewalt sei genauso schmerzhaft für Betroffene wie körperliche Gewalt. Die Folgen können sehr vielfältig sein: Angstzustände, Schlafstörungen, Depressionen, ständige Schuldgefühle, ein niedriges Selbstwertgefühl, Essstörungen, starke Verzweiflung bis hin zu Todeswünschen. „Wenn eine Misshandlung über einen langen Zeitraum anhält und es keine Unterstützung gibt, verlieren die Frauen den Glauben in die eigene Sicherheit und Stärke“, so Vogt. Ihr Wertesystem ändere sich und es komme zu Wahrnehmungsstörungen bis hin zu schweren psychischen Erkrankungen.

Hilfe und Entlastung können Frauen in den Frauenberatungsstellen der AWO Region Hannover finden, darauf verweist Vogt. „Wir unterstützen sie dabei, eigene Lösungen für sich zu finden und ihre persönlichen Ziele zu verfolgen.“

Hintergrund:
Psychische Gewalt ist ein Oberbegriff für vielfältige Methoden und Strategien, mit denen die Gewalt ausübende Person ein bleibendes Machtungleichgewicht in einer Beziehung herbeiführt und aufrechterhält. Diese manipulieren die Opfer und handeln offen oder passiv aggressiv. Die Botschaften und das Verhalten des Täters führen dazu, dass die Betroffenen an ihrer eigenen Wahrnehmung und an ihrem Verstand zweifeln und sich häufig grundsätzlich schuldig fühlen.

Von Gewalt und psychischer Gewalt sind auch einige Männer betroffen. Diese finden Hilfe in Männerberatungsstellen.

Die AWO Frauenberatungsstelle in der Marktstraße 33 wird von der Stadt Barsinghausen und der Region Hannover gefördert. Sprechzeiten sind dienstags von 14 bis 18 Uhr, donnerstags von 11 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 12.30 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 05105 6613550.

Text: Gaby Kujawa, Foto: Christian Degener/AWO

AWO Frauenberaterin Anne Vogt ermutigt betroffenen Frauen, sich frühzeitig Hilfe und Unterstützung zu suchen.

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