Hannover-Badenstedt. Plötzlich 24 Stunden am Tag Eltern sein: Durch die Corona-Pandemie sind viele Eltern seit Wochen den ganzen Tag lang ohne Unterstützung für die Betreuung, Bildung und Versorgung ihrer Kinder zuständig. „Für viele Eltern ist das irgendwann sehr belastend, da sie gar keine Zeit mehr für sich haben und in Teilbereichen überfordert sind“, sagt Peter Meisel, Leiter des Familienzentrums Petermannstraße der AWO Region Hannover. Um überlasteten Eltern eine niedrigschwellige Beratung anzubieten, haben das Familienzentrum und die benachbarte Gebrüder-Körting-Grundschule eine Elternsprechstunde eingerichtet. Zwei Mal pro Woche hilft die systemische Beraterin Danielle Winterhalter künftig den Familien bei Fragen rund um die Themen Eltern und Kinder. „Die Eltern können mit allen Fragen in die Sprechstunde kommen. Sollten wir Fragen nicht beantworten können, vermitteln wir sie an die geeigneten Stellen“, betont Meisel.
Viele Eltern seien in den vergangenen Wochen mit den verschiedensten Ängsten und Problemen an ihn und die Koordinatorin des AWO Familienzentrums, Gabriele Noack, herangetreten. „In erster Linie geht es darum, dass sie sich wegen der Corona-Pandemie in ihrem Zuhause isoliert fühlen. Sie haben keine Freiräume mehr und stehen an ihrer Belastungsgrenze“, so Meisel. Hinzu kämen oftmals Beziehungsstress und Zukunftsängste, vor allem die Angst, den Job zu verlieren. „Viele Eltern brauchen einfach jemanden, mit dem sie darüber sprechen können, jemanden, der ihnen zuhört – wir wollen den Ängsten einen Raum geben“, so Meisel.
Auch der Übergang von der Kita zur benachbarten Grundschule bereite den Eltern derzeit Sorgen. Normalerweise hätten sie ihre Kinder im April vor Ort bei der Schule angemeldet und sich über alles Wissenswerte zum Schulstart informiert. „Durch die Pandemie fällt diese Begleitung aus – die Schule kommt jetzt ‚ungebremst‘ auf sie zu“, sagt Meisel. Gerade Eltern mit Migrationshintergrund, die noch nicht so gut Deutsch sprechen, bräuchten eine intensivere Vorbereitung auf den Schulstart. Weitere Themen für die Eltern-Sprechstunde, die Meisel in seiner täglichen Arbeit wahrgenommen hat, seien Erziehungsfragen im Allgemeinen – von der Strukturierung des Alltags über die Ernährung bis zur Impfpflicht. „Für die Eltern ist die Sprechstunde kostenlos und es gilt natürlich die Schweigepflicht“, betont Meisel.
Schulleiterin Anke Berndt fand die Idee einer gemeinsamen Eltern-Sprechstunde in ihrer Schule sofort gut. Rund zwei Drittel aller Kita-Kinder des Familienzentrums besuchen anschließend die Grundschule auf der anderen Straßenseite. „Wir arbeiten eng mit dem Familienzentrum zusammen – und das ist ein weiteres sinnvolles und niedrigschwelliges Angebot für Eltern, die Probleme, Sorgen und Nöte haben“, sagt Berndt und betont: „Im Vordergrund steht die Hilfe zur Selbsthilfe.“
Die Eltern-Sprechstunde findet dienstags von 13 bis 15 Uhr und donnerstags von 9 bis 11 Uhr in der Gebrüder-Körting-Schule (Nebeneingang, zur Turnhalle, Raum „Räuberhöhle“) statt. Weitere Infos gibt es im AWO Familienzentrum unter 0511-496988 oder 0511-27076415.
Die Eltern-Sprechstunde findet in einem Raum in der Grundschule statt, der leicht vom Seiteneingang aus erreichbar ist. Schulleiterin Anke Berndt (von links), Beraterin Danielle Winterhalter , Gabriele Noack, Koordinatorin des AWO Familienzentrums, und Einrichtungsleiter Peter Meisel, wollen damit Eltern unterstützen.
Zwei Mal pro Woche hilft die systemische Beraterin Danielle Winterhalter künftig den Familien bei Fragen rund um die Themen Eltern und Kinder.