Region Hannover. Kitas der AWO Region Hannover machen ihren Protest gegen die geplante Erneuerung des niedersächsischen Kita-Gesetzes sichtbar: Sie haben Schilder und Plakate an die Zäune gehängt, um ihre Forderungen zu verdeutlichen. „Für eine qualitativ hochwertige Arbeit wäre es gut, eine dritte Fachkraft pro Kindergartengruppe und mehr Zeit für Vorbereitungen zu haben“, fasst Seyhan Özdogan, Erzieherin in der Kita Rosenbergstraße, ihre Forderungen zusammen. Ihre Kollegin Beata Sadzikowski ergänzt: „Wir können nur gute Arbeit leisten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“ Um zu veranschaulichen, wie vielfältig und anspruchsvoll ihre pädagogische Arbeit in der frühkindlichen Bildung ist, haben die Mitarbeitenden der Kita ihre täglichen Aufgaben auf Kärtchen gemalt und an den Zaun gehängt – deutlich sichtbar für Passant/innen. „Ich arbeite seit 26 Jahren in dieser Einrichtung. In dieser Zeit sind immer mehr Aufgaben für uns hinzu gekommen“, berichtet Erzieherin Sieglinde Moorhoff. Zu den zusätzlichen Aufgaben zählen beispielsweise Dokumentationen wie Entwicklungsberichte und Elterngespräche. „Die Zeit die wir dafür aufbringen, geht den Kindern verloren“, sagt Moorhoff und betont: Wir möchten, dass unsere Arbeit aufgewertet und nicht abgewertet wird.“ Bildungsstätte statt Aufbewahrungsort müsse das Motto sein.
Mehr Vorbereitungsstunden für die Mitarbeitenden hält auch Kita-Leiterin Stephanie Rind für notwendig. „Meine Kolleginnen und Kollegen haben vielfältige Aufgaben, die sie in ihrer Vorbereitungszeit erledigen müssen. Diese Aufgaben wurden in den vergangenen Jahren stetig mehr, wir haben aber keine weiteren Stunden dafür genehmigt bekommen“, erklärt Rind. Auch für sie als Leitung sei die Situation nicht zufriedenstellend. Sie habe sehr viele administrative Aufgaben, aber nicht genug Freistellungsstunden dafür. Besonders für Leitungen kleinerer Kitas sei die Anzahl dieser Stunden zu gering, da sie zu viel selbst in den Gruppen mitarbeiten müssten.
Ein Anliegen ist den Mitarbeitenden auch die Verkleinerung der Gruppen bzw. ein höherer Fachkraft-Kind-Schlüssel. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, wie wichtig die frühkindliche Bildung ist. Hier wird das Fundament für den weiteren Lebensweg gelegt“, sagt Heike Rahlves, stellvertretende Fachbereichsleiterin bei der AWO. Den Erzieherinnen und Erzieher müsse die Möglichkeit gegeben werden, mehr Zeit für die direkte Arbeit mit den Kindern zu haben. So gebe es viele Kinder mit Sprachschwierigkeiten und anderem Förderbedarf. „Je intensiver wir uns um sie kümmern können, desto bessere Chancen haben die Kinder später“, betont Rahlves. Häufig kommen Kinder mit Migrationsgeschichte ohne Deutschkenntnisse in die Kita. „Sie müssen dann in drei Jahren Deutsch lernen und fit für die Schule gemacht werden“, so Rahlves.
Am vergangenen Freitag hatten Mitarbeitende der AWO Region Hannover an einer Demo vor dem Landtag gegen die geplante Novellierung des Kita-Gesetzes teilgenommen.
Text & Foto: Christian Degener/AWO