Region Hannover/ Hannover. Sprache ist der Schlüssel zum Lern- und Bildungserfolg und sie ist gleichzeitig die Grundlage von Teilhabe in allen Bereichen. In den Kindertagesstätten wird der Grundstein des Spracherwerbs gelegt. Um den Bereich Spracherwerb zu stärken, hat die AWO Region Hannover die „Mobilen Fachkräfte Sprache“ ins Leben gerufen: Ein Team aus drei Mitarbeiterinnen, das in den mehr als 50 Kitas der AWO unterwegs ist und die Erzieherinnen und Erzieher unterstützt. Die AWO hat dieses Konzept als erster Träger in der Region Hannover eingeführt. „Die pädagogischen Fachkräfte in den Kitas sind Sprachvermittler und brauchen manches Mal eine inhaltliche Auffrischung oder Impulse für ihre alltägliche Arbeit. Oder sie brauchen Unterstützung, wenn sie vor einer besonderen Herausforderung stehen, zum Beispiel bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache“, erklärt Heike Rahlves, stellvertretende Leiterin des AWO Fachbereichs Tageseinrichtungen für Kinder.
Die Mitarbeitenden in den Kitas sind Sprachvorbilder, betont Heide Bistolopoulos, eine der drei mobilen Fachkräfte Sprache. Und die Herausforderungen für die Erzieherinnen und Erzieher seien groß – vor allem dann, wenn Kinder mit Migrationshintergrund ohne Deutschkenntnisse in die Kita kommen. „Wir freuen uns immer wieder zu erleben, wie motiviert die Kita-Mitarbeitenden sind, diese Herausforderung zu meistern“, sagt Bistolopoulos. Und viele der Erzieherinnen und Erzieher haben selbst eine Migrationsgeschichte – „das ist sehr wertvoll“, betont die Sprachexpertin.
Sprache wird in den Kitas nicht per Frontalunterricht wie in der Schule vermittelt, sondern der Prozess ist in den Alltag integriert: Kinder lernen beim Spielen, Singen, Malen, im Dialog mit den anderen Kindern und den Fachkräften oder bei anderen Aktivitäten. „Sogar beim Windeln wechseln findet Spracherwerb statt“, betont Rahlves. Und Sprache sei immer Beziehungsarbeit – es setze Vertrauen voraus. Anhand von eigens von der AWO entwickelten Sprachentwicklungsbögen evaluieren alle Fachkräfte der Kita regelmäßig die Fortschritte beim Spracherwerb der Kinder. Doch woran merken die Fachkräfte, wann ein Kind Probleme beim Lernen von Sprache hat? „Zum Beispiel wenn Kinder sich nicht mehr trauen zu sprechen – dann zeigen sie auffälliges Verhalten und verstummen schlimmstenfalls einfach.“
Corona habe viele Kinder in ihrer Entwicklung zurückgeworfen, da sie wegen der Notbetreuung zuhause betreut werden mussten. Auch ihre Kontakte zu anderen gleichaltrigen Kindern wurden eingeschränkt, so dass sie weniger Möglichkeiten hatten, Sprache spielerisch zu erlernen. „Manche müssen ihren Kitabesuch nun verlängern und werden ein Jahr später eingeschult – es war ein schweres Jahr für die Kinder“, so Bistolopoulos. Deshalb sei es wichtig, diese Kinder nun gezielt zu fördern.
Zwar habe die Politik den Stellenwert von Sprachbildung erkannt, dennoch müsse mehr getan werden. „Wir wünschen uns, dass die Kitas mehr Sprachstunden erhalten, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. In vielen Kitas wäre eine halbe Stelle dafür nötig“, sagt Bistolopoulos. Derzeit übernehmen diese Aufgabe die Fachkräfte Sprache in den Kitas: Sie sollen die anderen Erzieher/innen in diesem Bereich entlasten und außerdem sind sie die Ansprechpartner/innen für Bistolopoulos und ihr Team. Die drei mobilen Kräfte sind viel unterwegs in den zahlreichen Kita der AWO in Hannover. In ihrem Büro haben sie eine große Karte der Stadt Hannover hängen, auf der sie alle eingezeichnet haben. Umrahmt wird sie von Fotos der Einrichtungen. „Wir sind flexibel und immer ansprechbar – so können Fragen und Probleme schnell gelöst werden“, so Bistolopoulos.
Text & Foto: Christian Degener/AWO