Ein Krankenwagen der Johanniter stand vor der AWO Kita Anna-Klähn-Straße in Vahrenwald. „Wir möchten den Kindern, die Angst nehmen und ihnen zeigen, wie so ein Wagen von innen aussieht.“

Mit Blaulicht, aber ohne Sirene

Ein Rettungswagen der Johanniter hat die AWO Kita Anna-Klähn-Straße besucht

 

Region Hannover/Hannover-Vahrenwald. „Das Blaulicht ist an“, sagt eines der Kinder und schaut verzückt den Krankenwagen an, der blinkend vor der Kindertagesstätte Anna-Klähn-Straße der AWO Region Hannover im Stadtteil Vahrenwald steht. Aber es ist zum Glück nichts passiert, kein Notfall, sondern ein dreiköpfiges Team der Johanniter hat die Einrichtung besucht, um Kindern die Angst vor Krankenwagen zu nehmen. „Möchtest Du dich mal hinter das Steuer setzen?“, will Michael Jakobson, Ausbilder von Rettungssanitätern bei den Johannitern, von Joshua wissen. „Ja“: Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. Schon klettert der Junge hinter das Steuer und stellt Jakobson Fragen zur Funktion der einzelnen Knöpfe.

„Für die Kinder ist es spannend, einen Rettungswagen zu sehen und mit den Sanitätern zu sprechen“, freut sich Kitaleiterin Annika Goßrau. Die Idee hatte Biljana Vicic, eine Mutter aus der Kita, die mit ihrer Tochter die Situation erlebte, einen Rettungswagen rufen zu müssen. Das Kind habe sich so erschreckt, dass es weinte. „Daraus sei bei der Mutter der Gedanke entstanden, für das Kind eine positive Situation mit einem Rettungswagen zu schaffen und sie fragte daraufhin, ob auch wir als Kita daran Interesse hätten“, berichtet Goßrau.

Die Sirenen, das grelle Licht – Kinder würden häufig etwas Schlimmes damit verbinden und weniger, dass ein Rettungswagen Hilfe bringt. „Wir möchten den Kindern, die Angst nehmen und ihnen zeigen, wie so ein Wagen von innen aussieht“, sagt Jakobson, der an diesem Vormittag zwei Bundesfreiwilligendienstleistende mitgebracht hat, die eine 18-monatige Ausbildung zum/zur Rettungssanitäter*in machen. Die beiden, Eileen Gooßes und Jan Mohlfeld, haben den Kindern den Rettungswagen vorgestellt und ihnen die Funktionen und Abläufe erklärt.

„Was ist da drin“, „Was mache ich mit diesem Gerät?“, „Da möchte ich mal drauf.“ Die Kinder stellten viele Fragen, schauten in die vielen Schubladen und legten sich auf die Transportliege.
“Kannst Du mein Blut messen“, möchte eines der Mädchen wissen. Gooßes nickt mit dem Kopf. „Ich kann deinen Blutdruck messen und deinen Puls und deinen Sauerstoff im Blut.“ Gooßes öffnet den Kindernotfall-Koffer und holt ein Abhörgerät und ein Blutdruckmessgerät heraus. Ihr Kollege reicht ihr das Pulsoximeter zum Messen des Sauerstoffs im Blut, das sie am Zeigefinger des Mädchens anbringt. „Du bist kerngesund“, sagt Gooßes. Zufrieden verlässt das Mädchen den Krankenwagen.

Das sei eine tolle Aktion. Für sie und ihr Team sei es immer eine große Freude, wenn sich die Eltern einbringen und die Mitarbeitenden und Kinder an ihren Ideen teilnehmen lassen, betont Goßrau. Diese Aktion zeige, dass die Teilhabe von Eltern auch zu Zeiten einer Pandemie möglich ist. „Die Kinder freuen sich heute natürlich am meisten über den Besuch des Krankenwagens. Es ist schön zu sehen, wie aufgeregt sie zum Rettungswagen laufen, das Wissen aufnehmen und alles ganz genau inspizieren. Wir konnten beobachten, wie einige Kinder ihre anfängliche Unsicherheit verloren und den Mut hatten noch einen Schritt näher an den großen und leuchtenden Rettungswagen heranzutreten“, so Goßrau. Aber es gab auch Kinder, die dazu nicht bereit waren, sich jedoch trauten, diese Grenze zu verdeutlichen und zu sagen, dass sie lieber wieder in die KiTa gehen möchten. „Als Team freuen wir uns darüber, die Vielfalt der Lernerfahrungen dieses Erlebnisses beobachten und begleiten zu dürfen.“ Und diese Aktion biete die Möglichkeit, das negativ Erlebte mit etwas Positivem zu besetzen. „Sie lernten dabei, dass in dem großen, lauten Auto Menschen mitfahren, die Verletzten helfen“, betont Goßrau.

Fotos, Clip & Text: Christian Degener/AWO

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