AWO Mitarbeiterin Svenja Rump.

„Mein Job ist sinnstiftend“

Neu bei der AWO: Svenja Rump hilft als gesetzliche Betreuerin Menschen, die psychisch, seelisch, geistig oder körperlich erkrankt sind.

Region Hannover/ Hannover. Kaffeemaschinen vermarkten – was für die einen vielleicht wie ein attraktiver Marketing-Job klingt, war für Rump der Weg in die berufliche Sinnkrise. „Ich habe einfach nicht gewusst, für wen ich das tue. Es ging nur um Profite.“ Dennoch gab sie dem Bereich eine zweite Chance. Im nächsten Job bewarb sie Bauwerkzeuge für einen großen Discounter – auch das ging nicht lange gut. „Ich saß mit 24 Jahren in meinem Büro und habe mich gefragt, wo das hinführen soll.“ Also beschloss sie einen radikalen Schritt und kündigte.

Schon damals wusste sie, dass sie mit Menschen arbeiten will und machte zunächst ein Praktikum in einer Wohngruppe für Jugendliche. „Da bin ich aufgeblüht. Ich wusste bereits am dritten Tag: Das ist es.“ Also studierte sie Soziale Arbeit in Hildesheim und arbeitete anschließend im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Die Arbeit machte ihr sehr viel Spaß, aber sie war auch stressig. Zu stressig. „Ich hatte 24-Stunden-Schichten, das war auf die Dauer zu viel. Der schönste Job ist weniger schön, wenn nicht auch die Rahmenbedingungen passen“, sagt die heute 30-Jährige.

Über ihren Partner, der mittlerweile in der AWO Kita Sonnenblume in Langenhagen arbeitet, wurde sie auf die AWO aufmerksam. Was sie sah, gefiel ihr sofort. „Ich kann mich mit dem Leitbild und den Grundwerten voll identifizieren.“ Solidarität, Gerechtigkeit, Toleranz, Freiheit und Gleichheit – das sind die Grundwerte der AWO seit mittlerweile mehr als 100 Jahren. „Diese Werte sind zeitlos.“ Mit der Bewerbung bei der AWO klappte es und seit Oktober arbeitet Rump Vollzeit bei den AWO Betreuungsvereinen.
Gesetzliche Betreuung – da denkt man vielleicht schnell mal an den Netflix-Film „I care a lot“, der im vergangenen Jahr erschien und die gesetzliche Betreuung in den USA als eine Art Horror beschreibt. Darin bevormundet die Protagonistin ihre Klient*innen und bereichert sich an ihnen mittels Wucher-Honoraren. „Das ist in Deutschland natürlich anders: Unsere Maßgabe ist immer der Wille unserer Betreuten“, betont Rump. Dabei sei sogar ein „unvernünftiger Wille“ in Ordnung. „Solange durch eine „unvernünftige Entscheidung“ keine Gefahr für Leib und Leben entsteht, sind die Klient*innen in ihrer Entscheidung frei und selbstbestimmt.“

Rump hat fünf Kolleg*innen – „ein tolles Team“ – und wird 46 Klient*innen betreuen, bei denen zuvor ein Betreuungsgericht die Notwendigkeit einer rechtlichen Betreuung beschlossen hat. Zu ihren Betreuten gehört ein älterer Mann, der nach einem Sturz im Krankenhaus liegt und um den sich niemand sonst gekümmert hat. Das Krankenhaus hatte einen Eilantrag auf gesetzliche Betreuung gestellt – Rumps Aufgabe ist es dann, die nötigen Unterlagen zu bekommen, um alle alltäglichen Angelegenheiten für ihn zu regeln. „Das ist manches Mal Detektivarbeit.“ Ein anderer Klient wurde depressiv, nachdem sich seine Frau von ihm getrennt hatte. Seine Depression sei so schwerwiegend gewesen, dass er kaum noch Hoffnung hatte. Gemeinsam mit Rump ordnete er sein Leben neu, nahm seinen ganzen Mut zusammen und fand schlussendlich eine neue Wohnung, in der er nun von vorne starten möchte. Positive Entwicklungen wie diese bezeichnet Rump als Glücksmomente. „Da gehe ich zufrieden nach Hause und weiß, dass ich was erreicht habe: Ich habe einem Menschen geholfen.”

Die meisten ihrer Klient*innen sind psychisch erkrankt. Sie brauchen oft umfassende Hilfe – zum Beispiel bei Behördengängen sowie der Gesundheits- und Vermögensssorge. Die Betreuungsvereine erhalten feste Honorarpauschalen. Bei manchen Klient*innen falle viel Arbeit an, bei manchen weniger. Die Betreuungssituation wird regelmäßig von einem Gericht überprüft. Ziel sei es, dass ihre Klient*innen wieder ein selbst bestimmtes Leben führen können. „Am schönsten ist es für mich, wenn ich einer Klientin oder einem Klienten irgendwann sagen kann: ‚Du brauchst mich jetzt nicht mehr‘.“ Fest steht für Rump: „Mein Job ist sinnstiftend“.

Text & Foto: Christian Degener/AWO

AWO Mitarbeiterin Svenja Rump.

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