Region Hannover/ Hannover-Badenstedt. „Eigentlich esse ich gerne Fleisch. Hier habe ich auch viele andere leckere Gerichte kennengelernt“, sagt Dalia. Die Neunjährige nimmt gemeinsam mit elf Viertklässer*innen an der Koch-AG der Friedrich-Ebert-Grundschule in Badenstedt teil, in der sich die Kinder intensiv mit dem Thema gesunde Ernährung auseinandersetzen. Kids Kitchen – so heißt das Programm des Deutschen Kinderschutzbundes, wird in Kooperation mit dem Kreisjugendwerk (KJW) der AWO Region für die Grundschulkinder an der Schule angeboten. Schüler*innen aus dem dritten und vierten Jahrgang kochen gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften aus dem Ganztagsbetrieb und dem Kids Kitchen Team. Mit dem Projekt werde den Kindern auf spielerische Art und Weise, Wissen rund um die gesunde Ernährung vermittelt, erklärt KJW Mitarbeiter Petro Podolskiy, der den Ganztagsbetrieb an der Grundschule koordiniert. Jeden Dienstag und Donnerstag kommt Ernährungswissenschaftlerin Hanna Gehlmann vom Kinderschutzbund an die Schule und setzt das Programm gemeinsam mit Claudia Schaper, der pädagogischen Fachkraft im Ganztagsbetrieb des KJW, um. „Wir freuen uns sehr, dass wir das im September gestartete Programm zweimal in der Woche innerhalb unserer Koch-AG gemeinsam mit dem Kinderschutzbund anbieten können.“
Heute sind die Viertklässler*innen an der Reihe. Die Kinder bereiten Mini-Pizzen, Pizzabrötchen und Möhrensalat zu. Solea wäscht Tomaten, Lina und Dalia schnippeln das Gemüse und Damien und Raffael bereiten den Teig vor. Vor ihnen liegt das ausgedruckte Rezept für Pizzateig. Gehlmann und Schaper wechseln zwischen den Kleingruppen, beantworten Fragen, geben Tipps zum Abwiegen der benötigten Mengen und unterstützen die Kinder beim Vorbereiten.
Hanna Gehlmann plant im Vorfeld die Gerichte, wählt die Zutaten aus, bereitet die Rezepte vor und erstellt eine Einkaufsliste für die pädagogische Fachkraft des Kreisjugendwerks und. Auch die Kinder bringen Wünsche und Ideen mit ein. „Insgesamt überlege ich mir, was in der Zeit von 14:30 bis 16 Uhr zu schaffen ist, welche saisonalen und regionalen Zutaten möglich sind und auch, was die Kinder schon können“, erklärt Gehlmann. Brotbacken, wo der Teig noch eine Stunde gehen müsse, sei in den anderthalb Stunden nicht zu schaffen, da seien Cookies eine gute Alternative. Bei Kürbissuppe – einem typisch herbstlichen Gericht, habe sie Bedenken gehabt, weil ein Kürbis sehr schwer zu schneiden sei, und sich dann für eine Kartoffel-Möhrensuppe entschieden. Wichtig sei es vor allem, dass die Kinder möglichst viel selber machen können.
„Die Kinder erleben hier, dass Kochen und gemeinsames Essen Spaß macht, lernen gesunde Lebensmittel kennen, erfahren etwas über Kräuter und wie sie beim Kochen verwendet werden“, betont die Ernährungswissenschaftlerin. Gemeinsam werde auch besprochen, wie beispielsweise ein Tisch schön eingedeckt wird. Zum Kochen gehöre natürlich auch das gemeinsame Essen, sagt Gehlmann. Die Kinder sollen lernen, achtsam – und nicht nur zwischen Tür und Angel – im Sitzen an einem gedeckten Tisch zu essen. Es sei immer auch ein bisschen schwierig, alles in die anderthalb Stunden mit hineinzubringen, erzählt Gehlmann. „Meistens machen wir es so, dass die Kinder, die mit ihren Aufgaben schon fertig sind, anfangen aufzuräumen oder den Tisch zu decken.“ Durch die Aufgabenteilung bleibe dann meist noch Zeit, um gemeinsam zu essen.“ Für das Zeitmanagement ist insbesondere Claudia Schaper zuständig, die als Leiterin der Koch-AG, Hanna Gehlmann unterstützend zur Seite steht. „Durch die Zusammenarbeit mit Hannah habe ich viele Anregungen bekommen und neue Methoden kennengelernt, die ich in unsere Koch-AG mit einbringen kann.“
„Unsere Betreuungskräfte sind Pädagog*innen und haben natürlich nicht den gleichen Wissensstand wie eine Ernährungswissenschaftlerin“, sagt Podolskiy.“ Deswegen sei es ein großer Mehrwert mit dem Kinderschutzbund zusammenzuarbeiten und mit Hanna Gehlmann eine echte Fachexpertin zu haben. Sie vermittele ihr Knowhow an die Betreuungskräfte, die dann als Multiplikatoren damit weiterarbeiten können. Das Schöne an dem Projekt sei auch die Nachhaltigkeit, wie Podolskiy betont. „Die Rezepte nehmen die Kinder mit nach Hause, bringen dadurch das Thema in ihre Familie und kommen vielleicht auch mit den Eltern über gesunde Ernährung ins Gespräch.“ Außerdem sei der soziale Aspekt ein ganz wesentlicher. Sie lernten sich untereinander abzusprechen und abzustimmen. Das seien Kompetenzen, die sie auch im Alltag und in der Schule stärken würden.
Gesunde Ernährung sei immer schon ein wichtiges Thema im Ganztagsbetrieb, erklärt Podolskiy. Deshalb gebe es die Koch-AG auch als ständiges Angebot an der Schule. Sie sei bei den Kindern sehr beliebt und werde jeweils für den dritten und vierten Jahrgang angeboten. „Wir haben mitbekommen, dass sich viele Kinder in Zeiten der Corona-Pandemie einseitiger und ungesünder ernährt haben“, berichtet Podolskiy. Hier erlebten sie, dass Kochen Spaß mache und gesundes Essen lecker sei. „Durch Kid Kitchen haben wir viele neue Impulse bekommen, worauf wir weiter aufbauen können.“
Text & Fotos: Gaby Kujawa/AWO