Region Hannover/ Hannover-Badenstedt. Alan wünscht sich eine andere Politik. „Viele Parteien tun nichts für jüngere Menschen – es scheint, als ob sie sie vergessen haben. Es dreht sich immer nur um die Bedürfnisse der Älteren“, sagt der 17-Jährige. Er darf bei der Bundestagswahl am 26. September noch nicht wählen – stattdessen will er seine Stimme bei der U18-Bundestagswahl abgeben, die vom Deutschen Bundesjugendring koordiniert und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie von der Bundeszentrale für Politische Bildung gefördert wird. Mehr als 20 U18-Wahllokale gibt es in Hannover, fünf stellt das Kreisjugendwerk der AWO Region Hannover. Beispielsweise im Jugendtreff El Dorado in Badenstedt. Hier können die Jugendlichen vom 13. bis 17. September zwischen 16.30 und 19 Uhr wählen – und hier will auch Alan seine Stimme abgeben. Die Ergebnisse der Wahl werden dann einige Stunden nach Wahlschluss am 17. September bekanntgegeben.
Für Alan sind Themen wie Klimawandel und Unbestechlichkeit von Politikern wichtig. „Manche Politiker erhalten Geld von Energiekonzernen – da können sie ja nicht unabhängig sein“, sagt er. Der Klimawandel und wie die Politik ihm entgegnet, beschäftigt viele der Kinder und Jugendlichen, hat Alrun Vogt vom Beteiligungsprojekt Rollende Baustelle des Kreisjugendwerkes der AWO beobachtet. Vogt organisiert mit ihren Kolleg/innen und Honorarkräften in den Jugendtreffs die U18-Wahl. Dabei gehe es aber nicht nur darum, die Wahl zu organisieren und Wahllokale zur Verfügung zu stellen, sondern auch um konkrete politische Bildung. So stellen sie Material übers Wählen und über die Programme der Parteien zusammen, machen ein Politik-Quiz mit den Jugendlichen und zeigen ihnen, wo man sich weitergehender informieren kann – zum Beispiel auf der Homepage der Bundeszentrale für politische Bildung. „Die U18-Wahl bieten einen konkreten Anlass für politische Bildung: Was ist meine Meinung? Was sagen die Parteien? Wie funktioniert eine Wahl? All das sind Fragen, mit denen wir uns gemeinsam beschäftigen“, berichtet Vogt. Damit die U18-Wahlen funktionieren, brauche es Jugendliche, die sich informieren und konkret mit anpacken, zum Beispiel Wahlurnen basteln, Wahlkabinen einrichten und Stimmen auszählen. „So werden sie sehr anschaulich an ihre erste richtige Wahl herangeführt und mischen sich in den demokratischen Prozess ein“, betont Vogt.
Und mit den Ergebnissen der Jugendwahl verdeutlichten die unter 18-Jährigen, wie der Bundestag aussehen würde, wenn sie entscheiden könnten. Laut Bundesjugendring steuert die U18-Wahl in diesem Jahr auf einen Rekord hin: mehr als 2.200 Wahllokale sind bundesweit registriert – in Jugendtreffs, auf Spielplätzen, in Feuerwachen, Bibliotheken, Gemeindehäusern oder Schulen. 2017 waren es rund 1.600 Wahllokale. Für Alan steht bereits (fast) fest, wen er wählen wird: eine der kleineren Parteien.
Alle U18-Wahllokale in Hannover und ihre Öffnungszeiten sind hier zu finden:
https://wahlen.u18.org/bundestagswahl-2021/deutschland/wahllokale
Text & Foto: Christian Degener/AWO