Region Hannover/ Hannover-Vahrenheide. „Viele Kinder in Hannover können nicht schwimmen. Durch die Corona-Pandemie, die die Schließung der Schwimmbäder und den Ausfall des Schwimmunterrichtes zur Folge hatte, hat sich die Lage verschärft und dauert an“, sagt Diana Jäger, stellvertretende Fachbereichsleiterin der AWO Region Hannover. Deshalb greift die Familienbildung der AWO nun finanziell benachteiligten Familien unter die Arme und organisiert für zehn Kinder des AWO Hort in der Leipziger Str. in Hannover-Vahrenheide einen kostenlosen Schwimmkurs. In der AWO Welle, dem Schwimmbad in der Stärkestraße in Hannover-Linden, das von der AWO Region Hannover betrieben wird. Die Finanzierung des Kurses übernimmt die Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung aus Hannover.
„Schwimmen kann Leben retten, Nichtschwimmen kann tödlich sein. Jedes Kind sollte, ja muss schwimmen können“, betont Udo Niedergerke. Dies sei eine Binsenweisheit – doch trotz dieser gesicherten Erkenntnis sei die Zahl tödlicher Badeunfälle bislang nicht rückläufig. „Wir erinnern an den grauenvollen Tod zweier Kinder mit Migrationshintergrund, die im vergangenen Jahr im Altwarmbüchener See ertrunken sind. Im Angesicht Erwachsener, die hilflos zusehen mussten, da sie ebenfalls nicht schwimmen konnten“, so Niedergerke.
Trotz aller Bemühungen gebe es weiterhin zu wenig Kurse in den Schwimmbädern, in denen Schwimmunterricht möglich ist. Und auch an ausgebildeten Schwimmlehrer*innen mangele es. „Aber auch am Geld, denn die Kurse sind nicht günstig und Menschen in finanzieller Not, Geflüchtete aus Kriegs- und Krisengebieten und deren Familien haben das Geld nicht dafür.“ Deshalb sei der Anteil an Nichtschwimmer*innen unter den Migrant*innen besonders hoch. „Kein Wunder also, dass sie überproportional Opfer von Unfällen und tödlichen Unfällen sind. Ein Schritt zu weit ins Wasser, eine nicht wahrgenommene Strömung und schon besteht Lebensgefahr“, sagt Ricarda Niedergerke.
Die Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung initiiert und fördert mit unterschiedlichen Kooperationspartnern seit Jahren Schwimmkurse für Menschen mit Migrationshintergrund. „Wir freuen uns, dass die Stiftung die Schwimmkurse fördert“, sagte Beate Kopmann von der AWO Familienbildung. „Wir sind immer auf der Suche nach Unterstützer*innen, damit Kinder schwimmen lernen, die sonst nicht die Möglichkeit dazu hätten.“ Die AWO beteiligt sich ebenfalls an der Finanzierung von Schwimmkursen für Kinder aus Familien mit geringem Einkommen – mit 20 Prozent. „Mehr ist leider nicht möglich, da der Betrieb unseres AWO-Schwimmbads hohe Kosten verursacht. Trotz der vielen Kurse, die wir anbieten, ist die finanzielle Situation nicht auskömmlich“, erklärt Jäger. Besondere Sorgen bereiten ihr die steigenden Energiekosten.
Der Erhalt der AWO Welle sei auch wegen der Schwimmkurse für Kinder und Erwachsene besonders wichtig. „In Hannover gibt es immer weniger Wasserflächen“, betont Jäger. Die AWO Welle fungiere darüber hinaus schon seit mehr als 20 Jahren auch als Begegnungsstätte für Senior*innen und Familien im Stadtteil Linden.
Den Kindern machte die erste von insgesamt zehn Unterrichtsstunden im AWO Bad sichtlich Spaß. Mit Schwimmflügeln ausgerüstet machten sie ihre ersten Schwimmbewegungen im Wasser – und es blieb auch Raum und Zeit zum Plantschen und Toben im Wasser.
Text, Foto & Clip: Christian Degener/AWO