Hannover. „Es gab täglich Stress und lautstarke Auseinandersetzungen“, berichtet Karola Neumann*. Als ihre Tochter auf die Welt kam, wurde es zuhause mit ihrem Expartner noch schlimmer. Er sei immer aggressiver geworden. „So ging das nicht mehr weiter.“ Die 29Jährige lebt mit ihrer dreijährigen Tochter seit April 2017 im Carré Spierenweg, eine Einrichtung für Alleinerziehende und Schwangere der AWO Region Hannover. Davor hat sie mit dem Vater ihrer Tochter zusammengewohnt.
Neumann ist krank, im Alter von zwölf Jahren wurde bei ihr Epilepsie diagnostiziert, sie ist auf Hilfe in ihrem Leben angewiesen. Sie hat eine rechtliche Betreuerin, die sie bei finanziellen Angelegenheiten und Behördengängen unterstützt. Als sie elf Jahre alt war, ist ihr Vater gestorben, ihre Mutter war krank und nicht in der Lage, sie und die ältere Schwester und den älteren Bruder zu versorgen. „Mit zwölf Jahren bin ich ins Kinderheim gekommen und habe dann jahrelang in verschiedenen Einrichtungen gelebt“, erzählt Neumann. Eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation habe sie während ihrer Schwangerschaft abgebrochen. Seitdem hat sie einige Maßnahmen zum Berufseinstieg absolviert und eine Eingliederung für Schwerbehinderte.
„Als die Situation mit dem Vater des Kindes in der gemeinsamen Wohnung eskalierte, habe ich mit meiner rechtlichen Betreuerin darüber geredet“, sagt Neumann. Sie habe dann das Carré Spierenweg als Möglichkeit vorgeschlagen, Hilfe und Unterstützung zu bekommen.“
Und hier im begleiteten Wohnen fühlt sich Neumann wohl. „Ich habe eine eigene Wohnung und meinen eigenen Rückzugsort. In meinem Leben gibt es wieder Struktur.“ Ihre Tochter hat seit August einen Kindergartenplatz in der AWO Kita Voltmerstraße. Morgens bringt sie ihre Tochter in die Kita, dann macht sie den Haushalt, erledigt Termine und alles was so ansteht. „Ich lerne hier, meine Wohnung sauber zu halten, mit Geld umzugehen und auch, mich und meine Tochter, gesund zu ernähren. Neumann freut sich besonders über die tolle Zusammenarbeit zwischen den Bewohnerinnen und den Bezugspersonen im Carré Spierenweg: „Ich habe hier meine feste Ansprechpartnerin, an die ich mich immer wenden kann.“
Zurzeit fühlt sich Neumann so gestärkt, dass sie Pläne für die Zukunft macht. 2019 will sie einen Wohnberechtigungsschein beantragen und sich auf Wohnungssuche begeben. „Zuerst noch mit ambulanter Betreuung“, wie sie betont. Ab August nächsten Jahres plant Neumann eine überbetriebliche Ausbildung bei SINA – Soziale Integration Neue Arbeit – für Alleinerziehende zu beginnen.
*Name redaktionell geändert.