Hannover-Badenstedt. Als Stadtteilvater ist er Netzwerker, Koordinator und Brückenbauer zwischen den Kulturen – und nebenbei studiert er auch noch an der Universität Hannover: Saad Hamid Alkheder, der im AWO Familienzentrum Petermannstraße in Badenstedt arbeitet. Sein neuestes Projekt: Er gibt Kindern ehrenamtlich Arabisch-Unterricht. „Viele Kinder, die unser Familienzentrum besuchen, können arabisch sprechen, aber nicht schreiben. In ihrem Heimatland hätten sie deshalb große Probleme“, sagt Hamid Alkheder.
Auf die Idee für sein neues Projekt ist der gebürtige Syrer, der vor fünfeinhalb Jahren mit seiner Familie vor dem Krieg in seinem Heimatland geflüchtet war, gemeinsam mit den Mitgliedern des Vereins „Schritte für soziale Entwicklung“ gekommen. Den Verein hat er 2013 mit Freunden in Syrien gegründet, in Deutschland gibt es ihn seit dem vergangenen Jahr. „In Syrien wollen wir Kindern helfen, die nicht zur Schule gehen können. In Deutschland wollen wir Integration fördern“, sagt Hamid Alkheder. Die arabische Sprache zu lernen helfe den Kindern, die aus einem arabischen Land kommen. „Wenn sie ihre Muttersprache beherrschen, können sie auch besser Deutsch lernen und haben bessere Chancen in der Schule.“ Der Verein bietet Arabisch-Unterricht auch in Laatzen an.
In seiner Arbeit als Stadtteilvater habe er beobachtet, wie wichtig es den Geflüchteten ist, dass ihre Kinder gut in der Schule sind. „Sie wollen verständlicherweise eine gute Zukunft für sie – und dass sie vielleicht später studieren können“, sagt Hamid Alkheder. „Gute Bildung sei ein wichtiger Bestandteil von Integration. „Dadurch haben sie auch bessere Chancen in ihrem Heimatland und können dort etwas bewegen, falls sie zurückkehren. Oder sie können von hier aus kulturelle, wirtschaftliche und politische Brücken in arabische Länder bauen.“ Fast alle Kinder besuchen die Gebrüder-Körting-Schule in Badenstedt, in der sie nach ihren Interessen gefördert werden. „Die Familien stehen vor einem Bildungssystem, das sie nicht verstehen. Aus ihrer Heimat kennen sie nur den Frontalunterricht – ich helfe dabei, sie an das Neue heranzuführen“, berichtet Hamid Alkheder.
Der Sprachunterricht findet immer samstags im Familienzentrum statt. „Der Unterricht wird verbunden mit Spiel und Spaß und wir essen gemeinsam“, erklärt der 44-Jährige. Meist beginnt der Unterricht damit, dass er den Kindern vorliest – unter anderem aus dem Kinderbuch „Alaa und der fliegende Wolf“. Das Buch hat ein aus Syrien stammendes, siebenjähriges Mädchen aus Hannover geschrieben, auf Deutsch und Arabisch; der Verein hat es selbst gestaltet und herausgegeben. „Politik und Religion spielen bei dem Unterricht keine Rolle“, betont Peter Meisel, Leiter des AWO Familienzentrums. Meisel und Gabriele Noack, Koordinatorin im Familienzentrum, betonen, wie wichtig die Arbeit von Hamid Alkheder ist. „Eigentlich müsste eine ganze Stelle für ihn finanziert werden und nicht nur neun Stunden pro Woche“, sagt Noack.
Nicht nur als Vermittler von Sprache, sondern auch in seiner täglichen Arbeit ist Hamid eine Brücke zwischen den Eltern und dem Familienzentrum. „Ich verstehe mich als Brücke zwischen den Kulturen“, sagt Hamid Alkheder, der in Syrien Soziologie studiert hat und derzeit an der Universität Hannover seinen Master macht. Auf die Stelle des Stadtteilvaters hatte er sich vor drei Jahren initiativ beworben. „Ich wollte etwas tun, nachdem ich nach Deutschland geflüchtet war. Ich kann hier in Deutschland in Freiheit und Sicherheit leben und möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben“, sagt der Vater einer Tochter und eines Sohnes.
Der Arabischunterricht findet samstags von 10 bis 12 Uhr im AWO Familienzentrum Petermannstraße statt. Wer Interesse an einer Teilnahme hat, kann sich unter der Telefonnummer 0511-27076415 melden.