Sprachpatin Carina Pjechgott vor dem Eingang der AWO Kita Eichsfelder Straße.

„Ich bekomme ganz viel zurück“

Carina Pjechgott engagiert sich ehrenamtlich als Sprachpatin in der AWO Kita Eichsfelder Straße

Hannover. Louisa, Aras und Liyana laufen auf Carina Pjechgott zu und zeigen, was sie alles gesammelt haben. Eicheln, Kastanien, Ahornblätter, Zweige – das Außengelände der Kita Eichsfelder Straße der AWO Region Hannover ist voll davon. Die 68-Jährige wird von den Kindern freudig begrüßt. Arda kommt etwas zögerlich dazu und hält ihr stumm die ausgestreckte Hand hin. „Eine Kastanie, die ist ja schön“, freut sich Pjechgott und bekommt ein strahlendes Lächeln zurück. Der Dreijährige ist erst seit kurzer Zeit in der Kindertagesstätte. „Er hat bisher noch kein Wort Deutsch gesprochen, versteht aber alles, was ich sage.“

Pjechgott ist Sprachpatin in der AWO Kita im Stadtteil Stöcken. Seit fünf Jahren engagiert sich die systemische Beraterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie ehrenamtlich im Projekt „Sprachzauber“. Nach ihrem Renteneintritt im Jahr 2015 wollte sie auf jeden Fall etwas mit Kindern machen, wie sie erzählt. „Ich hatte immer einen guten und schnellen Draht zu Kindern.“ Dann sei sie auf das neue Sprachprojekt aufmerksam geworden und habe die Fortbildung zur Sprachpatin absolviert. Die Kita Eichsfelder Straße hat sie sich ausgesucht, „weil hier auch Kinder aus muslimischen Familien sind, und ich mich mit deren Sitten und Gebräuchen gut auskenne“, wie sie erzählt.

Immer donnerstags kommt Pjechgott für zwei Stunden in die AWO Kita nach Stöcken. Nach Ausbrauch von Corona und den damit verbundenen Kontaktbeschränkungen ist sie seit Anfang August wieder im Einsatz. „Wir haben mit ihr vereinbart, dass ihr Einsatz auf das Außengelände beschränkt ist, denn sie gehört altersbedingt zur Risikogruppe“, sagt Kitaleiterin Sabina Graß-Cremerius. Seitdem komme sie bei Wind und Wetter und ist wieder für die Kinder da.

„Arda – was machen wir beide jetzt?“, fragt sie den Jungen, der daraufhin ihre Hand nimmt, sie zum Spielgerüst führt, hinaufklettert und rutscht. „Gut gemacht“. Pjechgott hebt anerkennend den Daumen. „Guck mal “, sagt sie und wischt dabei mit den Händen an ihrer Hose herunter. Arda hat verstanden und klopft sich den Dreck ab. Dann kommt Liyana angelaufen und streckt das Gesicht nach oben. „Du hast ja ein Horn auf der Nase“, lacht Pjechgott und hebt eine Handvoll Ahornblätter auf, die überall herumliegen. Sofort kommen auch Darius und Aras angestürmt, spalten die Blätter auf und kleben sie auf ihre Nasen.

Pjechgott ist auf dem ganzen Außengelände unterwegs. Das Alter ist der quirligen, zierlichen Frau nicht anzusehen. Sie läuft von einer Ecke in die andere, spielt Fangen und Verstecken. Sie nimmt die Spielideen der Kinder auf und bezieht andere mit ein – ein ständiger Wechsel, manchmal mit einem Kind, dann kommen andere hinzu. Heute, nach dem Sturm am Vortag, spielen die Kinder mit allem, was von den Bäumen heruntergefallen ist. Sie sammeln Äste und Zweige ein, backen Sandkuchen mit Eicheln, basteln Nasenhörner aus den Samen der Ahornbäume – und überall stehen kleine Kunstwerke aus Kastanien und Blättern. „Es entwickeln sich immer wieder neue Spielsituationen, die ich sprachlich und mimisch begleite“, erklärt die Sprachpatin. „Die Kinder lernen dabei, sich verständlich auszudrücken.“ Besonders wichtig ist es Pjechgott, möglichst schnell die Namen der neuen Kinder zu lernen. „Wenn ich sie mit ihrem Namen anspreche, habe ich gleich eine andere Beziehung.“

„Für uns ist Carina ein Gewinn“, freut sich Graß-Cremerius. Ihre zugewandte und freundliche Art führe dazu, dass immer eine Traube Kinder um sie herum sei. „Sie hat jedes Kind im Blick.“

Pjechgott, die früher als zahnmedizinische Fachangestellte gearbeitet hat, macht die Arbeit mit den Kindern großen Spaß. Ihr gefalle, dass es so lebendig sei. „Ich gebe ganz viel und bekomme ganz viel zurück.“ Für sie sei es eine große Freude zu sehen, wie die Kinder sich entwickeln würden. Auch im Team fühle sie sich gut aufgehoben und erhalte viel Unterstützung. „Es ist eine schöne Aufgabe.“

Zum Hintergrund:
Ein guter Sprachgebrauch ist entscheidend für Erfolg in der Schule, berufliche Zukunft und gesellschaftliche Teilhabe. Mit dem Projekt „Sprachzauber“ des Freiwilligenzentrums soll die Chancengleichheit aller Kinder gefördert werden. Die ehrenamtlichen Sprachpaten unterstützen das Kita-Team und ergänzen durch ihre Arbeit das vorhandene Angebot. In Kleingruppen unterstützen sie die Kinder in ihrer Sprachentwicklung, indem sie unterschiedliche Sprechanreize schaffen, sie zum Sprechen anregen, motivieren und ermutigen. Vor ihrem Einsatz werden die Paten durch die Familienbildung der AWO Region Hannover umfassend geschult.

In der AWO Kita Eichsfelder Straße im Stadtteil Stöcken werden 58 Kinder in zwei Kindergarten-Ganztagsgruppen und einer heilpädagogische Fördergruppe betreut. Nach umfangreichen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten, währenddessen die Kitagruppen an verschiedenen Standorten untergebracht waren, konnte die Kita nach einem Jahr im Sommer wieder zurück in den Stadtteil kommen.

Sprachpatin Carina Pjechgott vor dem Eingang der AWO Kita Eichsfelder Straße.

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