Es ist Montagmorgen in der Kindertagesstätte Johannes-Lau-Hof der AWO Region Hannover: Vorsichtig drehen zwei Eisbären-Kinder Kiyan auf den Rücken. Damit ist der Fünfjährige auch ein Eisbär geworden und hat nun die Aufgabe, gemeinsam mit den anderen Eisbären die übrig gebliebenen Robben zu fangen. Die Vorschulkinder spielen das Eisbärenspiel. Sie nehmen seit einigen Wochen am Gewaltpräventionsprojekt des Vereins Icando e.V. teil. In zwei Gruppen lernen die Vier- bis Fünfjährigen, Konflikte angemessen auszutragen, sich abzugrenzen und dabei achtsam mit sich und anderen umzugehen.
„In der praktischen Umsetzung wenden wir dabei entwicklungsgemäße Methoden an, die Spiel, Sport und Bewegung miteinander verbinden“, erklärt Pädagoge Sebastian Schimmack, der das Projekt anleitet. Die Gruppengemeinschaft werde in den Fokus gestellt, zum Beispiel indem Herausforderungen nur im Team gelöst werden können. Und eine Robbe auf den Rücken zu drehen, um sie auf die Seite der Eisbären zu bringen, ohne ihr wehzutun, gelinge am besten im Team, mindestens zu zweit – das hätten die Kita-Kinder im Projekt bisher erfahren, so Schimmack.
Riesen befreien, Zauberer werden oder Tunnel durchlaufen – in unterschiedlichen Gruppen- und Bewegungsspielen erfüllen die Kinder bestimmte Aufgaben und meistern Herausforderungen. „Sie lernen, wie schön es ist, in der Gruppe zu sein und das ein Spiel auch Spaß machen kann, ohne es zu gewinnen“, erläutert Schimmack. Vorher werden gemeinsame Regeln erarbeitet und Signale vereinbart, zum Beispiel wie Stopp – weiter geht es nicht. Zwischen den Spielerunden gibt es immer auch kurze Gesprächseinheiten zur Befindlichkeit der Kinder. Mit Daumen hoch, Daumen runter oder Daumen in der Mitte geben sie ein Feedback, wie es ihnen gefällt oder wie sie sich fühlen.
„Es ist schön zu beobachten, wie viel Spaß die Kinder haben und sich jedes Mal auf den Montag freuen“, sagt Kitaleiterin Sabine Michalke. „Sie erfahren so viel dabei – die eigenen Grenzen zu spüren oder gemeinsam Aufgaben zu bewältigen. Das Thema Konfliktbewältigung zwischen den Kindern stehe immer wieder im Fokus, berichtet Michalke. Den Eltern sei es ein großes Anliegen, darüber zu sprechen. Sie machten sich Sorgen, wenn die eigenen Kinder geschupst oder geschlagen worden. Das Projekt „I can do – ich kann es schaffen“ unterstütze die Kinder dabei, selbstbewusst und achtsam miteinander umzugehen.
Zum Hintergrund
Die Kindertagesstätte Johannes-Lau-Hof der AWO Region Hannover liegt im Stadtteil Vahrenwald. Das Betreuungsangebot umfasst zwei Krippengruppen ganztags mit je 15 Plätzen für Kinder von einem Jahr bis drei Jahren und zwei Kindergartengruppen ganztags mit insgesamt 45 Plätzen für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren.