Ist ein promovierter Chemiker: Mohammed L.* aus dem Sudan.

Grund zur Freude: Abschlüsse schnell anerkannt

AWO Unterkunft für Geflüchtete: Dr. Mohammed L. wartet jetzt auf seine Arbeitserlaubnis

Region Hannover/ Hannover. Mohammed L.* hat in kurzer Zeit geschafft, was für viele Geflüchtete oft ein langer und beschwerlicher Weg ist: Er hat seine Abschlüsse in Deutschland anerkannt bekommen. Jetzt kann der promovierte Chemiker, der vor dem Krieg in seinem Heimatland Sudan geflüchtet ist und derzeit in einer Unterkunft der AWO Region Hannover lebt, nach einer Arbeit suchen, die seinen Qualifikationen entspricht. „Toll, dass es so schnell geklappt hat“, sagt Philine Tampe, die die AWO Flüchtlingsunterkunft leitet. Denn obwohl Politik und Wirtschaft immer wieder laut nach Fachkräften aus dem Ausland rufen, sei dies die Ausnahme.

L. hat seine Abschlüsse – den Master-Titel und Promotionsurkunde – an die Industrie- und Handelskammer in Bonn geschickt und nach einem Vor-Ort-Termin kam kurze Zeit später der positive Bescheid. „Jetzt lasse ich den Doktortitel in mein Ausweisdokument eintragen“, freut sich L. Derzeit hat er eine sogenannte Aufenthaltsgestattung im Asylverfahren, die Geflüchtete bekommen, die sich im Asylverfahren befinden. Um sich eine Arbeit suchen zu können, braucht er außerdem die Erlaubnis der Ausländerbehörde, was zwei Wochen, aber auch zwei Monate dauern könne. „Wir hoffen, dass auch das schnell gehen wird“, sagt Tampe.

L. lebt erst seit einem Jahr in Deutschland. Er ist vor einem bereits lange andauernden Krieg geflüchtet, den die „Tagesschau“ kürzlich als „den vergessen Krieg“ bezeichnet hat. Vor etwa einem Jahr ist er weiter eskaliert, als ein Machtkampf zwischen dem sudanesischen Militär und den Paramilitärs ausbrach, der mittlerweile zehntausende Opfer gefordert und Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht hat. L. trat die gefährliche Flucht allein an, in der Hoffnung, dass er seiner schwangeren Frau später eine Ausreise organisieren kann, die sicherer ist, als es seine war. Doch daraus ist bisher nichts geworden, derzeit lebt seine Frau mit der mittlerweile einjährigen Tochter im Verborgenen auf dem Land. „Ich konnte meine Tochter noch nicht im Arm halten, das macht mich sehr traurig“, sagt L.

Am Liebsten würde er zurückgehen und die beiden holen, doch zum einen darf er das Land während des Asylverfahrens nicht verlassen, zum anderen wäre das zu gefährlich. Im Sudan war L. als Chemiker bei der Feuerwehr angestellt, die der Polizei unterstellt ist. Die Militärs, die seine Heimatstadt überfallen haben, hätten nach allen Polizisten gesucht und Kollegen von ihm seien bereits festgenommen worden. Ständig müsse er an seine Familie, Freunde und Kollegen denken. Den Krieg und die Gewalt verfolgt er in den Nachrichten. „Ich mache mir oft Sorgen, weil das Internet regelmäßig nicht funktioniert und ich nicht weiß, ob es ihnen gut geht.“

Ein wenig Ablenkung finde er beim Erlernen der deutschen Sprache. Dies macht der 38-Jährige buchstäblich in Windeseile. „Ich mag die deutsche Sprache, es ist eine schöne Sprache“, sagt er. Täglich verlässt er um 8 Uhr die Notunterkunft und macht sich auf den Weg zur Sprachschule, wo er Deutsch lernt. Dann isst er in der Unterkunft zu Mittag, bevor es weiter zur Bibliothek der Leibniz-Uni geht, wo er stundenlang weiter lernt. „Ich bin gern in Bibliotheken und finde es toll, dass es hier so gute gibt.“ Jeden Dienstag besucht er außerdem ein Sprachcafé und zwei Mal pro Woche einen Konversationskurs. Und zwischendurch sieht er sich Sprachlern-Clips im Internet an. Sein Lerneifer hat einen Grund. „Ich möchte schnell das B2-Niveau erreichen, damit ich mich sprachlich im Job sicherer fühle.“

Ein Vorstellungsgespräch bei einem großen Chemiekonzern hatte er bereits. Am liebsten würde er in einem Labor oder in der Lebensmittelsicherheit arbeiten. Nach seiner Promotion war er bis zu seiner Flucht bei einem sudanesischen Chemieunternehmen angestellt, wo er als Feuerwehrmann für die Sicherheit im Umgang mit gefährlichen Stoffe zuständig war. Im Sudan werden die Feuerwehrleute entsprechend ihrer Qualifikation Unternehmen zugeteilt. Sein Job habe ihm gefallen. Und auch wenn hier die Berufsfeuerwehr für ihn nicht in Frage kommt, will er sich ehrenamtlich engagieren und hat sich kürzlich bei der Freiwilligen Feuerwehr Linden vorgestellt. 

Abgesehen von den Sorgen um seine Familie fühle er sich sehr wohl in Hannover. „Es ist eine schöne Stadt. Hier gibt es Arbeit, Bibliotheken und viele nette Menschen.“

* Name von der Redaktion geändert

Text & Foto: Christian Degener/AWO

Ist ein promovierter Chemiker: Mohammed L.* aus dem Sudan.

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