Gewalttätiger Ehemann, Neustart ohne Sprachkenntnisse

Armutsrisiko Frau-sein

Die AWO Region Hannover macht rund um den Weltarmutstag zwei Wochen lang auf das Problem der Frauenarmut aufmerksam und zeigt die unterschiedlichen Facetten von Armut. Das nachstehende Beispiel aus einem AWO Familienzentrum zeigt, wie mit Unterstützung und Bildung Armut überwunden werden kann:

Die 55jährige Frau X. ist in zweiter Ehe verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und ist berufstätig.

Frau X. kommt – entgegen ihres Wunsches – auf Drängen der Familie ihres Mannes zusammen mit den zwei kleinen Kindern in den späten 80iger Jahren nach Deutschland. Der Beginn in dem ihr fremden Land erweist sich als sehr schwer, da keine Sprachkenntnisse bestehen, Geld kaum vorhanden, der Mann alkoholkrank und gewalttätig ist und die Hilfe der Familie ihres Mannes ausbleibt. Frau X. bekommt ihr drittes Kind.

„lch wusste, dass ich nur, wenn ich die Sprache erlernen würde, überhaupt eine Chance hätte.“ Also beginnt sie mit einem Sprachkurs und kann vom Arbeitsamt aufgrund ihrer beruflichen Vorerfahrungen an einem Traineeprogramm teilnehmen. Sie erfährt, dass man sich in Deutschland auch beruflich umorientieren darf und fängt an ihr altes Ziel mit Menschen zu arbeiten, anzugehen. Sie hat keine Angst sich mit 34 Jahren nochmals auf die Schulbank zu setzen und hört von einer Erzieherin ihres Sohnes, dass es die Möglichkeit gäbe, eine berufsbegleitende und bezahlte Ausbildung im sozialen Bereich zu machen. So fängt sie ihre Ausbildung an, hat dann irgendwann die Kraft sich mit Unterstützung einer engagierten Leitung aus der Kindertagesstätte ihrer Kinder sich von ihrem Mann zu trennen und sich auf einen neuen, eigenen Weg zu machen.

„Besondere Sachen waren einfach nicht drin. Urlaube, Kultur…, für die Kinder habe ich alles getan, für mich blieb nichts. Es war ein ständiger Existenzkampf und trotzdem habe ich meine Ausbildung geschafft und eine Stelle gefunden, ganztags und endlich ging es bergauf!“, sagt die heute 55Jährige.

Familienzentrum, November 2017

Familienzentren sind offene Anlaufstellen in den einzelnen Stadtteilen, in denen vielfältige Angebote für Erwachsene und Kinder; Beratung, Begleitung und Unterstützung in Erziehungsfragen, sowie individuelle Hilfen in belastenden und schwierigen Lebenssituationen stattfinden. Durch Netzwerkpartner wird Teilhabe am gesellschaftlichen und sozialen Leben ermöglicht: https://bit.ly/2O5MM1L

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