Region Hannover/ Hannover. „Wir sind es schon gewohnt, hier einzuspringen“, sagt Dr. Udo Niedergerke von der Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung, die jetzt einen weiteren Schwimmkurs für Geflüchtete in der AWO Welle finanziert hat, dem Schwimmbad der AWO Region Hannover in Hannover-Linden. Auch wenn er sich darüber freue, dass seine Stiftung solche Kurse ermöglichen kann, sei deren Finanzierung eigentlich Aufgabe der öffentlichen Hand. „Wir wollen einen Impuls geben – dauerhaft muss aber die Stadt dafür aufkommen“, betont Niedergerke. Die Stiftung hat in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Schwimmkurse finanziert – für Kinder, Frauen und Geflüchtete. „Schwimmen kann Leben retten, Nichtschwimmen kann tödlich sein. Jedes Kind und jeder Erwachsene sollte schwimmen können“, so Niedergerke. Und weil dies nicht der Fall ist, passierten jedes Jahr viele unnötige und tödliche Badeunfälle.
Trotz aller Bemühungen gebe es weiterhin zu wenig Kurse in den Schwimmbädern, in denen Schwimmunterricht möglich ist. Auch an ausgebildeten Schwimmlehrer*innen mangele es. „Aber auch am Geld, denn die Kurse sind nicht günstig und Menschen in finanzieller Not, Geflüchtete aus Kriegs- und Krisengebieten und deren Familien haben das Geld nicht dafür.“ Deshalb sei der Anteil an Nichtschwimmer*innen unter den Migrant*innen besonders hoch. „Kein Wunder also, dass sie überproportional Opfer von Unfällen und tödlichen Unfällen sind. Ein Schritt zu weit ins Wasser, eine nicht wahrgenommene Strömung und schon besteht Lebensgefahr“, so Niedergerke.
Die neun Teilnehmenden des aktuellen Kurses sind alle Bewohner der Geflüchtetenunterkunft Feuerwache, die die AWO Region Hannover betreibt. Sie kommen unter anderem aus Syrien und dem Sudan. Einrichtungsleiterin Philine Tampe erkannte schnell den Bedarf und fragte ihre Kolleginnen nach Randzeiten im der ausgebuchten AWO Welle. „Und es musste ein Schwimmlehrer gefunden sowie die Finanzierung sichergestellt werden – beides haben wir geschafft“, freut sich Tampe. „Sie lernen so schnell, das ist einfach erstaunlich“, berichtet Kursleiter Sharam Khosravi. Alle Teilnehmer seien hochmotiviert und es mache ihnen und ihm sehr viel Spaß. So auch Abdulla Shawa, der vor elf Monaten aus dem Sudan nach Deutschland flüchtete. Er konnte vor Kursbeginn ein wenig schwimmen und jetzt kann er es schon richtig gut. „Brustschwimmen macht mir viel Spaß“, berichtet er.
Sport gehöre neben dem Besuch von Sprach- und Integrationskursen sowie die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt zum Alltag der Bewohner der Unterkunft, berichtet Tampe. Sport sei für viele ein Ausgleich im Alltag: Er helfe ihnen dabei, Stress zu reduzieren und die Konzentrationsfähigkeit zu stärken. Die Nachfrage nach weiteren Schwimmkursen sei groß. Andere Bewohner hätten ebenfalls den Wunsch geäußert, schwimmen zu lernen. „Wir hoffen, dass auch sie die Möglichkeit bekommen“, sagt Tampe.
Zum Hintergrund: Die Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung hat den Schwimmkurs mit 1700 Euro finanziert
Text & Foto: Christian Degener/AWO