Die AWO richtet in einer kleinen Serie den Fokus auf das Thema Armut.

Fokus Armut: Ümit K. lebt mit Hartz IV an der Armutsgrenze

AWO Serie: Die Corona-Pandemie verschärft die Probleme

Region Hannover/ Hannover. Ümit K. kommt seit einem Jahr zur Beratung in die AWO Familienberatungsstelle in der Marienstraße. Der 54-Jährige ist seit zwei Jahren arbeitslos und bezieht Hartz IV.  Ümit K. ist krank – er leidet an hohem Blutdruck und Depressionen. Seit Corona sei alles schlimmer geworden. „Ich fühle mich einsam.“ Ihm fehlten die sozialen Kontakte, wie er erzählt. Schon vorher sei es nicht einfach gewesen. Mal einfach einen Kaffee trinken zu gehen, um andere Menschen zu treffen, sei nur selten möglich gewesen. Bei 388 Euro im Monat bleibe kaum etwas übrig. Seine Ansprechpartnerin beim Jobcenter habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass er sich aufgrund seiner Probleme Hilfe holen könne. Und so sei er bei der AWO gelandet. Alle zwei Wochen trifft er sich mit Bettina Kubis, die die Familienberatungsstelle der AWO Region Hannover leitet. „Hier werde ich unterstützt, kann reden und mich aussprechen“, sagt Ümit K. Sie sei einfach für ihn da. 

Ümit K. ist unverschuldet in die Situation gekommen – er hat studiert, jahrelang gearbeitet und dann ist er krank geworden. „Mit Hartz IV lebt er an der Armutsgrenze“, wie Kubis betont. Wenn die Waschmaschine kaputt sei, könne er sich keine neue leisten. 

Ümit K., der in Istanbul geboren ist, lebt seit fünf Jahren in Deutschland. Vor seiner Arbeitslosigkeit hat er 25 Jahre lang nach seinem Studium in Istanbul und Salzburg in einer Spedition an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland gearbeitet. Nach Deutschland sei er der Liebe wegen gekommen. „Sie in Hannover und ich in Salzburg – das ging nicht mehr.“  In Köln hatte er einen gutbezahlten Arbeitsplatz bei einer Speditionsfirma gefunden. „Am Wochenende bin ich nach Hannover gefahren“. Doch die Bedingungen in der Firma seien immer schlechter geworden. Das Personal wurde nach und nach reduziert. „Irgendwann waren wir nur noch zu zweit und ich musste von 5 Uhr morgens bis 22 Uhr in der Nacht arbeiten.“ Das sei nicht mehr normal gewesen. Nach neun Monaten wurde Ümit K. krank. Er konnte nicht mehr, wie er erzählt. Sein Blutdruck sei so hoch gewesen, dass der Arzt ihn krankgeschrieben hat. In dieser Zeit ist Ümit K. nach Hannover zu seiner Freundin gefahren.

Kurze Zeit später erlitt Ümit K. einen Herzinfarkt. Seitdem hat sich sein Leben komplett verändert. Seinen alten Job in Köln konnte er wegen der enormen Belastung nicht mehr ausüben und – er wollte auch in Hannover bleiben. Um eine neue Arbeit zu finden, hat Ümit K. hat Bewerbungen geschrieben. Er habe sich auf alle möglichen Stellen beworben. „Ich hätte auch was ganz anderes gemacht“, wie er betont. Doch es folgten Absagen über Absagen. In dieser Zeit sei auch seine Beziehung auseinandergebrochen. Ümit K. ging es wieder schlechter. Zu seinem Bluthochdruck kamen jetzt auch noch Existenzängste und Depressionen hinzu. Mit einem ursprünglichen Einkommen von 2500 Euro abzusteigen auf knapp 400 Euro im Monat – damit zurechtzukommen, sei nicht einfach zu ertragen.  

In den Beratungsstunden mit Bettina Kubis habe er wieder Mut gefasst. „Sie unterstützt mich in allen möglichen Angelegenheiten und wir suchen gemeinsam nach Lösungen.“ Langsam komme das Leben wieder zurück, wie er betont. Seit zwei Monaten arbeitet Ümit K. als AGH-Kraft für 23 Stunden pro Woche im Freiwilligenzentrum Hannover. Er freut sich auf die Arbeit und genießt die sozialen Kontakte. Bei einem Verdienst von 1,30 Euro pro Stunde könne er sich auch mal wieder den Kühlschrank auffüllen. 

Text: Gaby Kujawa

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