Region Hannover/ Uetze-Hänigsen. Uetzes Bürgermeisterkandidat Dirk Rentz (CDU) und die beiden Gemeinderatsmitglieder Werner Hübner und Marion Gellermann (beide CDU) haben jetzt die Frauenberatung der AWO Region Hannover in Hänigsen besucht, um sich über die Arbeit der Einrichtung zu informieren. „Die Anzahl an Beratungen steigt, wenn wir mit einer Beratungsstelle vor Ort präsent sind“, betonte Brigitte Mende, Leiterin der AWO Frauenberatungsstelle. Deshalb sei es wichtig, dass die Frauenberatung nicht nur in Uetze vor Ort ist, sondern seit 2019 auch in Hänigsen – in den Räumen der Kunstspirale in der Mittelstraße 10.
Insgesamt habe sich die Zahl der Beratungen am Standort Uetze und Hänigsen in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt. „Das Angebot ist niedrigschwellig und wohnortnah. Wenn eine Frau den Mut fasst, sich beraten zu lassen, braucht sie kurzfristig einen Termin, damit sie der Mut nicht wieder verlässt“, so Mende. Häusliche Gewalt sei immer noch ein Tabuthema – es brauche oft lange, bis sich die betroffenen Frauen Hilfe suchen. Das habe verschieden Gründe: Die Frauen seien oft ökonomisch vor ihren Partnern abhängig oder sie bleiben der Kinder wegen bei ihnen. „Viele Frauen haben nicht einmal ein eigenes Konto“, erklärte Burkhard Teuber, Vorstandsvorsitzender der AWO Region Hannover.
Ob auch die Männer mitberaten werden, wollte Ratsmitglied Hübner wissen. „Die Frauen werden parteiisch und kostenlos beraten. Wir sind keine Paarberatung“, betonte Mende. „Die Männer können in andere Beratungsstellen gehen. Leider gibt es in der Region Hannover aber auch nur wenig Therapieplätze für gewalttätige Männer“, sagte Teuber. Unsere Frauenberatungsstelle ist dafür aber nicht der richtige Ort. Ziel sei es, die Frauen in der Beratung zu stärken, damit sie wieder ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben führen können.
Wie lange eine solche Beratung dauert und welche Formen der häuslichen Gewalt in der Beratungsstelle vorkommen, lautete eine Frage von Ratsfrau Gellermann. Das könne man nicht pauschal sagen – das Beratungsangebot ist immer sehr persönlich auf die Belange der Frauen abgestimmt. Meist sind es mehrere Termine hintereinander, berichtete Mende. Häusliche Gewalt umfasst laut Mende alle Formen der physischen, psychischen und sexuellen Gewalt und betrifft Frauen allen Alters und aller sozialen Schichten – und sie komme in der Stadt wie auf dem Land gleichermaßen vor. Durch weniger Anonymität in dörflichen Strukturen trauten sich viele Betroffene auch im ländlichen Raum nicht, sich Hilfe zu suchen – aus Scham. „Deswegen ist frühe Aufklärung auch so wichtig. Wir betreiben zum Beispiel Aufklärung in den örtlichen Schulen“, so Mende. Außerdem biete die AWO eine Trennungs- und Scheidungsgruppe an. „Oft wird das Scheitern von Beziehungen als persönliches Versagen wahrgenommen – das ändert sich, wenn man sieht, dass es anderen auch so ergeht und man merkt, dass man daran nicht Schuld ist“, so Teuber. Ein Vorteil der AWO als Anbieter von Frauenberatungsstellen sei, dass man die Frauen auch an andere Stellen weitervermitteln könne, oft geht das auch innerhalb der eigenen Organisation, Bei Schulden wird an die Schuldnerberatungsstelle oder bei Erziehungsfragen an die AWO Familienberatungsstelle vermittelt.
Text & Foto: Christian Degener/AWO