Region Hannover/ Hannover. „Ich bin noch jung, stehe am Anfang meines Berufslebens und brauche gute Arbeitsbedingungen als Perspektive, damit ich den Job noch lange machen kann“, sagt Tom Sorst, sozialpädagogischer Assistent in der AWO Kita Bergfeldstraße. Der 24-Jährige, der demnächst seine Ausbildung zum Erzieher fortsetzen möchte, fordert wie seine Kolleginnen und Kollegen die dritte Kraft in den Kitagruppen. Derzeit berät der Landtag über ein neues Kitagesetz in Niedersachsen – die dritte Kraft ist eine zentrale Forderung der pädagogischen Fachkräfte. „Unsere Aufgaben werden von Jahr zu Jahr mehr – wir brauchen ausreichend Personal, um den Kindern gerecht zu werden. Wir wollen sie schließlich gut und nicht nur ausreichend betreuen“, betont Özlem Yilmaz, stellvertretende Einrichtungsleiterin. Das Team der Kita ist jetzt aktiv geworden und hat Postkarten entworfen, um sie an ihre rund 800 Kolleginnen und Kollegen in den anderen AWO Einrichtungen und an die Eltern der Kitas zu verteilen. Wer die Forderungen unterstützt, kann die Postkarte ausfüllen und an das niedersächsische Kultusministerium senden.
Zentrale Forderungen neben der dritten Kraft sind: Kinder sollen ausschließlich von pädagogisch ausgebildeten Fachkräften betreut und gefördert werden, mehr Zeit für Sprachförderung, Elterngespräche und Leitungsaufgaben und die dauerhafte im Gesetz verankerte Finanzierung der übergeordneten Fachberatung, die den Mitarbeitenden und Eltern zur Seite steht. „Es ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen, wie wichtig die frühkindliche Bildung und Förderung ist – aber dafür brauchen wir auch Zeit“, sagt Yilmaz. In den Kitagruppen werden bis zu 25 Kinder betreut – die wichtige individuelle Förderung – beispielsweise nach dem so genannten early-excellence-Ansatz – dürfe dabei nicht zu kurz kommen. „Die hätten wir mit der Dritten Kraft gesichert – es würden alle davon profitieren: die Kinder, ihre Eltern und die Mitarbeitenden“, sagt Yilmaz.
Auch auf dem Außengelände zeigt das Team ihren Protest gegen das geplante Gesetz. „Unsere Kinder sind es wert“ steht auf einem Banner, das die Mitarbeitenden am Zaun befestigt haben. Außerdem haben sie Aushänge gemacht mit ihren Forderungen, QR-Codes erstellt, über die man schnell zu Infoseiten der Verbände und Gewerkschaft weitergeleitet wird, und ein selbstgemaltes Bild einer Krake zeigt auf, welche Aufgaben ein/e Erzieher/in hat. „Ihre Arme und Tentakel verbildlichen unsere viele Aufgaben und die Ansprüche, die an unsere Arbeit gestellt werden“, erklärt Yilmaz. Für Tom Sorst steht fest: „Ich mag meinen Beruf sehr, aber wenn sich die Bedingungen nicht ändern, weiß ich nicht, wie lange ich ihn ausüben kann.“
Text & Foto: Christian Degener/AWO