Region Hannover/ Barsinghausen. Scheidung und Trennung, psychische Belastungen und Überforderungen sowie Gewalterfahrungen sind die häufigsten Gründe, warum sich Frauen in den vergangenen Monaten an die Frauenberatungsstelle der AWO Region Hannover in Barsinghausen gewandt haben. „Mehr als die Hälfte von ihnen hat Gewalt erlebt“, berichtete AWO Frauenberaterin Anne Vogt der SPD-Landtagsabgeordneten Claudia Schüßler, die sich jetzt bei einem Besuch über die Arbeit der Beratungsstelle in der Marktstraße 33 informierte. „Die Frauen sind von sexueller und/oder körperlicher, psychischer oder digitaler Gewalt betroffen oder Opfer von Stalking“, so Vogt weiter. Darunter seien auch einige Hochrisikofälle, deren Leben bedroht sei. Insgesamt verzeichnet die Frauenberaterin einen steigenden Beratungsbedarf. Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2000 suchten 38 Frauen die Beratungsstelle auf, mittlerweile sind es um die 80. „Nach vier Jahren hier vor Ort wissen die Frauen, dass es uns gibt und holen sich Beratung und Unterstützung.“ Die Sprechzeiten an drei Tagen in der Woche reichten bei weitem nicht aus, sagte Vogt, die eine 19-Stunden-Stelle hat. „Aufgrund der begrenzten personellen Kapazitäten müssen die Frauen oft länger auf einen Termin warten.“
Es sei wichtig, das Angebot der von der Region Hannover und Stadt Barsinghausen geförderten Beratungsstelle weiter auszubauen, darauf verwies Ute Vesper, Fachbereichsleiterin Frauen bei der AWO, im Gespräch. Auch Barsinghausen brauche die Unterstützung durch das Land Niedersachsen für von Gewalt betroffene Frauen. Das zeigten die steigenden Zahlen und der erhöhte Beratungsbedarf für Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind. Die Nachfrage nach Beratung und Schutz sei sehr hoch. Zu beobachten sei auch, dass die Formen der körperlichen Gewalt immer lebensbedrohlicher würden. Es gebe Gründe, warum sich Frauen dann eher an eine Frauenberatungsstelle wenden, betonte Vesper. Auch die Präventionsarbeit sei ein wesentlicher Aspekt der Arbeit. „Respekt, Wertschätzung gegenüber Frauen – wir müssen bei der frühkindlichen Bildung in den Kitas ansetzen, in die Schulen gehen, Flüchtlingsunterkünfte besuchen und Aufklärungsarbeit leisten“, so Vesper. Nur dann könne man etwas verändern, betont die Fachbereichsleiterin. Und dafür brauche die Frauenberatungsstelle mehr personelle Ressourcen.
Schüßler hält es für wichtig, dass die Strukturen in Barsinghausen angepasst werden: „Das Beratungsangebot für die Frauen hier vor Ort sollte dem Bedarf entsprechend erweitert werden“, sagte die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. Dafür werde sie sich bei den kommenden Haushaltberatungen stark machen.
Zum Hintergrund
Die Sprechzeiten der AWO Frauenberatungsstelle in Barsinghausen sind Dienstag von 14 bis 18 Uhr, Donnerstag von 11 bis 17 Uhr und Freitag von 9 bis 12.30 Uhr nach telefonischer Vereinbarung unter 05105 6613550
Text & Foto: Gaby Kujawa/AWO