Hannover Region/ Hannover-Linden. Wie sieht der Alltag in Unterkünften für Geflüchtete aus? Welche Erfahrungen gibt es mit dem neuen Chancen-Aufenthaltsrecht? Welche Probleme haben die Menschen vor Ort? Welche Schwierigkeiten gibt es in den Integrationskursen? Wie sieht die Freizügigkeit für EU-Bürger*innen in der Praxis aus? Vor welchen Herausforderungen stehen die Träger der Migrationsarbeit hinsichtlich der Finanzierung der Angebote, des Fachkräftemangel und in der alltäglichen Gestaltung? Trotz steigender Zahlen von asylsuchenden Menschen will die Bundesregierung die Beratungsangebote für zugewanderte Menschen kürzen. Auch ein besonders wertvolles Programm wie die Respekt-Coaches an Schulen, die Jugendlichen in passgenauen Gruppenangeboten demokratische Werte vermitteln, fällt den Kürzungen zum Opfer.
Anlässlich des heutigen bundesweiten Aktionstages der Migrationsdienste Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) und Jugendmigrationsdienste (JMD) haben sich Fachkräfte des AWO Bezirksverband Hannover und der AWO Region Hannover mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Adis Ahmetovic über die geplanten Kürzungen in der Migrationsarbeit ausgetauscht und ihre Arbeit vorgestellt.
Die Migrationsberatung unterstützt bei der sprachlichen, beruflichen und sozialen Integration in Deutschland. Der Integrationsprozess wird gezielt initiiert, gesteuert und begleitet. Gerade im Hinblick auf den Fachkräftebedarf sei es notwendig, dieses Angebot nicht abzubauen, sondern aufrechtzuerhalten, sagte Dirk von der Osten, Vorstandsvorsitzender der AWO Region Hannover, bei dem Gespräch im Ahrbergviertel in Hannover-Linden.
Fachkräfteeinwanderungsgesetz, Chancenaufenthaltsgesetz und Staatsangehörigkeitsgesetz – das sind Fortschritte, über die wir uns freuen“, erklärte Nezir-Bajdo Begovic, stellvertretender AWO Fachbereichsleiter. Es passe aber nicht zusammen, dass gleichzeitig Kürzungen vorgenommen werden sollen mit der Folge, dass Stellen wegfallen und die Menschen weniger beraten werden können.
AWO Fachbereichsleiterin Gabriele Schuppe kritisiert besonders auch den Wegfall von „Respekt-Coaches“: „In Zeiten wachsender Zustimmung für die politische Rechte und zunehmender gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit halten wir das für ein falsches Signal“, so die AWO Fachbereichsleiterin.
„Die Migrationsdienste ermöglichen Partizipation“, erklärte Laura Syska. Sie seien ein wichtiger Baustein für gesellschaftlichen Zusammenhalt, sagte die Referentin für Sozialpolitik mit dem Schwerpunkt Migration und Teilhabe, AWO Bezirksverband Hannover. Die Bundesregierung müsse Verantwortung übernehmen und die Dienste endlich auskömmlich finanzieren.
Ahmetovic betonte, wie wichtig die Arbeit in diesen Bereichen sei und dass er sich weiter dafür einsetzen werde: „Wir befinden uns eigentlich in einer Zeit, in der wir nicht über Kürzungen in der Migrationsberatung reden sollten.“ Es sei wichtig, dass alle mit einer Stimme sprechen und er empfahl den Gesprächsteilnehmer*innen, auch die Wirtschaft mit einzubinden.
Text & Foto: Gaby Kujawa/AWO