AWO Fachberaterin Anja Schulze zeigt die neue Arbeitshilfe für die pädagogischen Fachkräfte in den AWO Kitas.

AWO Kitas erarbeiten Kinderschutzkonzept

Magazin AWO ImPuls - Schwerpunkt Gewalt: AWO Fachberatung verteilt Arbeitshilfe an die AWO Kitas

Region Hannover/ Hannover. Wo beginnt Gewalt in einer Kita, was ist übergriffiges Verhalten und wie kann man Kinder davor schützen? Mit diesem Thema beschäftigt sich Anja Schulze seit Jahren. Sie ist Fachberaterin für Tageseinrichtungen für Kinder bei der AWO Region Hannover und betreut mit ihren Kolleginnen und Kollegen das pädagogische Personal in den Kitas. Gerade hat Sie mit der AG KiK (Kinderschutz in Kitas) eine Arbeitshilfe mit dem Titel „Kinderschutzkonzept – ganz praktisch‘“ erarbeitet und an die Mitarbeitenden in den 51 AWO Kindertagesstätten verteilt. Ziel ist es, dass jede AWO Kita mit dieser Arbeitshilfe ein umfassendes Kinderschutzkonzept erstellt und für sich erprobt.

„Das schmeckt – probier doch wenigstens mal!“, „Iss deinen Teller auf, sonst gibt es keinen Nachtisch!“: Sätze wie diese, die man aus dem Familienleben kennt, fallen häufig auch in Kindertagesstätten – immer dann, wenn ein Kind nichts essen und die pädagogische Fachkraft sie dazu überreden will. „Auch wenn diese Aufforderungen vielleicht gut gemeint sind, beginnt hier übergriffiges Verhalten. Ein Kind soll zu etwas gezwungen werden, was es nicht will – das entspricht nicht den Selbstbestimmungsrechten im Rahmen von Partizipation“, betont Schulze. Kinder sollen früh lernen, auf ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu achten. „Das ist Prävention. Nur wenn ich selber weiß, was ich mag und brauche, kann ich auch ‚Stopp‘ sagen und mich letztlich vor Übergriffen schützen“, so Schulze.

Deshalb sollen die Kinder in den AWO Einrichtungen selbst entscheiden dürfen, ob, was und wieviel sie essen. Dasselbe gilt für das Schlafen. „Wenn ein Kind nicht müde ist, zwingen wir es nicht zu schlafen“, sagt Schulze. Auch beim Gang zur Toilette entscheiden die Kinder, wer von den Mitarbeitenden sie begleitet und wer nicht. Um die Rechte der Kinder transparent zu gestalten, sollen sie langfristig in einer Kita-Verfassung verankert werden, die jede Einrichtung selbst erarbeitet. An diese Rechte müssen sich dann alle halten. „Werden sie den Kindern nicht zugestanden, können sich die Kinder beschweren und werden verlässlich gehört“, so die Fachberaterin.

Einige Punkte gibt die AWO als Träger zukünftig fest vor, um Machmissbrauch und Adultismus zu verhindern. Unter Adultismus wird die Machtungleichheit zwischen Kindern und Erwachsenen verstanden, infolge dessen jüngere Menschen allein aufgrund ihres Alters diskriminiert werden. Das betrifft zum Beispiel das Verwenden von Kosewörtern wie „Prinzessin“, „Süße/r“ oder „Mäuschen“. Die Mitarbeitenden sollen die Kinder stattdessen mit ihren Namen ansprechen, um eine Bewertung oder ein Kleinmachen zu vermeiden. „Wer darf eine Prinzessin und wer muss ein kleiner Stinker sein? Und wer nicht? Und warum?“, fragt Schulze. Mit festgeschriebenen Regeln will die AWO auch andere Grenzüberschreitungen von Mitarbeitenden verhindern, wie beispielsweise den Körper eines Kindes zu küssen oder ihnen beim Wickeln in den Bauchnabel zu pusten. „Solche Intimitäten haben mit professioneller, grenzwahrender Pädagogik nichts zu tun“, erklärt Schulze.

Kinderschutz in Kindertagesstätten hat in den vergangenen zehn Jahren immer mehr Gewicht bekommen – im Jahr 2012 verabschiedete der Bundestag ein Kinderschutzgesetz, das Kindern mehr Mitbestimmung, Beschwerdemöglichkeiten und strukturelle Sicherheit zugesteht, um sexuelle Gewalt durch Mitarbeitende in Einrichtungen zu verhindern. Aufhänger waren die damals aufgedeckten Missbrauchsfälle in Internaten, Heimen und der Kirche. Vor zwei Jahren hat der Fachbereich der AWO die AG „Kinderschutz in Kitas“ ins Leben gerufen, um das Thema Verhinderung von Gewalt in Kitas noch stärker in den Fokus zu rücken. Ziel ist es, Gewalt in jeder Form – sexuelle, psychische und körperliche – sowie Machtmissbrauch bewusst zu machen und praxisnahe Methoden zur Verfügung zu stellen, damit die Mitarbeitenden einen noch achtsameren pädagogischen Umgang im Alltag entwickeln. Die UN-Kinderrechte, Partizipation und ein professioneller Umgang mit kindlicher Sexualität spielten dabei die zentrale Rolle und der Schwerpunkt liege auf der Prävention. Zur Prävention gehöre auch die Stärkung und Schulung der Mitarbeitenden. „Wichtig ist eine gute Atmosphäre im Team, klare Regeln, regelmäßige Fortbildungen und die Möglichkeit zur stetigen Reflexion der eigenen Arbeit“, betont Schulze.

Text & Foto: Christian Degener/AWO

Die gesamte neue Ausgabe der AWO ImPuls mit dem Schwerpunktthema Gewalt können Sie hier online lesen: https://bit.ly/30vvBD6.

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