Region Hannover/ Hannover-List: Adis Ahmetovic, Vorsitzender des SPD Stadtverbandes Hannover, Claudia Bax, Hans-Jürgen Meißner und Thilo Scholz (alle SPD) haben sich im Familienzentrum Gottfried-Keller-Straße der AWO Region Hannover mit Burkhard Teuber, AWO Vorsitzender des Vorstandes, Ingrid Kröger, Fachbereichsleiterin Tageseinrichtungen für Kinder und Einrichtungsleiter Timm Stellmacher über Themen zur frühkindlichen Bildung ausgetauscht. Im Vordergrund des Gespräches standen die Auswirkungen der Pandemie in den Kindertagesstätten, das neue KiTa-Gesetz und die Ausbildung von Fachkräften.
Teuber und Kröger sehen für das bereits beschlossene neue KiTa-Gesetz noch Nachbesserungsmöglichkeiten. Das Ausbauprogram für die dritte Kraft in den Kindergartengruppen müsse schneller kommen. Zwar gebe es auch einen Fachkräftemangel in den Erzieher/innen-Berufen, das könne aber kein Anlass dafür sein, dass das Land Niedersachsen die dritte Fachkraft erst Jahre später in ihrer Planung vorsieht, sagte Teuber. Auch sei unverständlich, warum es die dritte Kraft nur in Gruppen mit mindestens 19 Kindern geben soll. „Wenn in den Kitas auch Kinder mit einem Handicap aufgenommen werden, sinkt die Platzzahl auf 18 Plätze ab.“ Die dritte Kraft würde dann entfallen, obwohl diese Kinder oft viel mehr Unterstützung benötigten, ergänzte Kröger. Die Strukturen in den Kitas müssten so vorgehalten werden, dass jedes Kind aufgenommen werden kann ohne stetig den Personalschlüssel anpassen zu müssen, betonte Teuber. Nur so sei ein echter Beitrag zur Inklusion in den Kitas möglich.
„Wir hätten uns gewünscht, dass im Kita-Gesetz auch eine Verpflichtung und damit die Finanzierung der Kita-Fachberatung mit aufgenommen wird“, hob Teuber hervor. „Das es notwendig ist, die Fachkräfte in den Kitas hinsichtlich ihrer vielfältigen Aufgaben zu begleiten und zu unterstützen, ist unbestritten.“ Dennoch sei in Niedersachsen hierfür keine Finanzierung vorgesehen.
Zu den Folgen der Pandemie im Kita-Bereich berichtete Teuber, dass sich Defizite im Lern- und Sozialverhalten bei den Kindern noch verstärkt hätten. Bei Kindern die bereits vor der Pandemie Auffälligkeiten in der Entwicklung oder in ihrem Lern- oder Sozialverhalten aufwiesen, habe die Teilschließung der Kita dazu geführt, dass sich diese Probleme jetzt verstärkt zeigten. „Wenn es angezeigt ist, empfehlen unsere Einrichtungen den Eltern dann auch das Kind ein Jahr länger in der Kita zu belassen und die Einschulung zu verschieben.“ Dann fehlen natürlich die Plätze für die neu aufzunehmenden Kinder. Kröger verwies darauf, dass die Kitas der AWO nie geschlossen waren. “50 Prozent der Kinder wurden in fast allen 52 Kitas der AWO immer betreut. Die Mitarbeitenden waren immer in den Einrichtungen.” Das führe natürlich auch zu Ängsten bei den Mitarbeitenden. „Während des Lockdowns mussten wir unsere pädagogischen Konzepte wie die offenen Arbeit oder den Situationsansatz zurückfahren“, erklärte Stellmacher. „Manche Kinder waren sechs Monate nicht in der Kita.“ Da müsse viel aufgeholt werden.
Zum Hintergrund:
In der Kindertagesstätte und Familienzentrum Gottfried-Keller-Straße der AWO Region Hannover werden 77 Kinder betreut. Das Betreuungsangebot umfasst 27 Ganztagsplätze für Kinder im Alter von 8 Wochen bis 3 Jahren und 50 Ganztagsplätze für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren.
Die AWO Region Hannover betreibt insgesamt elf Familienzentren, in deren Mittelpunkt die ganze Familie mit ihren sozialräumlichen Bedingungen steht. Hier werden die Leistungen der Kindertagesstätten mit Angeboten der Beratung und Bildung für Familien zusammengeführt. Dazu gehören unter anderem Gruppen für Babys und Kleinkinder, Kinderspielkreise, kulturelle Angebote, Familien- und Sozialberatung, Bildungsveranstaltungen sowie zum Beispiel ein Elterncafé. Die Angebote stehen allen Familien im Stadtteil offen.
Text & Foto: Gaby Kujawa/AWO