Frauenarmut hat viele Gesichter. Das nachstehende Beispiel aus der Jugendwohnbegleitung der AWO Region Hannover zeigt, wie früh und existentiell Armut wirkt:
Auszug aus dem ersten Gespräch mit einer neuen Klientin, 18 Jahre alt:
Pädagogin: „Guten Tag, Frau A., was kann ich für Sie tun?“
Frau A.: „Ich brauche schnellstens eine Wohnung. Sie kann auch ganz klein sein. Ein winziges Zimmer würde mir schon genügen.“
Pädagogin: „Leben Sie noch bei Ihren Eltern?“
Frau A.: „Nein, das geht gar nicht mehr, da bin ich schon lange weg.“
Pädagogin: „Was macht Ihnen das Leben in der Familie so schwer?“
Frau A.: „Mit der Freundin von meinem Vater komme ich überhaupt nicht klar. Sie wohnt schon seit sechs Jahren bei uns. Immer gibt es Streit. Das geht einfach nicht mehr.“
Pädagogin: „Könnten Sie bei Ihrer Mutter wohnen?“
Frau A.: „Meine Mutter ist gestorben, als mein Bruder und ich zwei Jahre alt waren. Mein Vater war mit uns alleine.“
Pädagogin: „Das tut mir leid. Wo wohnen Sie denn momentan?“
Frau A.: „Naja, ich kann mal hier und da bei Freunden übernachten, manchmal auch draußen.“
Pädagogin: „Wovon leben Sie?“
Frau A.: „Mein Vater arbeitet, will mir aber nur was geben, wenn ich eine Ausbildung oder so mache. Vom Job Center kriege ich nichts. Ich hab` das ja auch nicht geschafft, zu meiner Maßnahme zu gehen. Wie soll ich das machen, wenn ich nicht mal weiß, wo ich die Nacht bleiben kann und wo ich mit meinen Klamotten hinsoll. Ich gehe regelmäßig Blut spenden.“
Jugendwohnen im Stadtteil Nordstadt, Oktober 2018
Die Jugendwohnbegleitung der AWO Region Hannover unterstützt unter anderem sozial benachteiligte oder beeinträchtigte junge Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren beispielsweise auf dem Weg in die Selbstständigkeit, bei der schulischen oder beruflichen Ausbildung sowie bei der Schaffung einer Wohnsituation, die auf Dauer erhalten werden kann: https://bit.ly/2OIjdso