Region Hannover. „Das wird mir alles zu viel“. Yasmin A. senkt den Kopf. „Die Kinder sind seit Monaten zu Hause – es gibt jeden Tag Streit“. Die 35-Jährige zieht ihre drei Kinder Mustafa (12), Mehrin (8), Metrin (5) alleine auf. Die Familie lebt in einer Zwei-Zimmer-Wohnung im Sahlkamp. Schon vor Corona sei es nicht einfach gewesen, erzählt Yasmin A., die vor vier Jahren aus dem Irak nach Deutschland gekommen ist. Aktuell bezieht sie finanzielle Unterstützung vom Jobcenter. Nach der Trennung von ihrem Mann vor drei Jahren wegen häuslicher Gewalt kümmert sie sich alleine um die Kinder, sie befindet sich noch im Sorgerechtsstreit mit dem Kindsvater.
Normalerweise essen die Kinder täglich in der Kita und in der Schule. Durch das Bildungs- und Teilhabepaket ist die Familie vom Essensgeld befreit. Yasmin A. fühlt sich durch das tägliche Einkaufen und Essenkochen überfordert. Die pädagogischen Fachkräfte in der Kita beobachten eine Gewichtszunahme bei Metrin. Als er nach drei Monaten das erste Mal wieder in die Kita kam, passte seine Regenhose am Bauch nicht mehr. Die Kinder bekämen Chips, Schokolade und Fernsehen – Erziehung mit Belohnung, sagt Manuela Thierling, Kitaleiterin des AWO Familienzentrums Elmstraße. Durch den coronabedingten Lockdown hätten sie nur wenige Kontakte zu anderen Kindern. Stattdessen guckten sie viel Fernsehen und spielten auf der Spielkonsole.
Die Kinder litten in den beengten Wohnverhältnissen unter dem Bewegungsmangel. Für den Unterricht zu Hause fehlten die technischen Voraussetzungen. Es gebe aber auch keinen Platz für die beiden Schulkinder, in Ruhe zu arbeiten, beschreibt Thierling die Situation zuhause. Außerdem könne die Mutter aufgrund ihrer fehlenden Deutschkenntnisse, ihren Kindern nicht bei den Schulaufgaben helfen. Weil die Angebote im Familienzentrum zurzeit nicht stattfinden können, habe sie auch wenig Austausch mit anderen Familien. Die fehlenden Kontakte seien dem Kind anzumerken, es kenne keine Regeln mehr im Umgang mit anderen Kindern sowie im Kita-Alltag.
Text: Gaby Kujawa/AWO, Foto: Christian Degener (AWO)/istock