Hannover-Linden. Mit Beginn der Volljährigkeit und im Übergang von Schule und Beruf nehmen in manchen Familien die Konflikte soweit zu, dass nur ein Auszug der Heranwachsenden als Lösung angesehen wird. Die AWO Einrichtung Jugendwohnen im Stadtteil, die es in Linden und in der Nordstadt gibt, hilft jungen Leuten bei der Wohnungssuche, in Krisensituationen und bei der Entwicklung einer Lebensperspektive. Anfang November feiern die beiden Einrichtungen ihr 25-jähriges Bestehen.
Am Standort Fössestraße in Linden hält die AWO acht Ein – und Zweizimmerwohnungen vor, die von den Hilfesuchenden befristet angemietet werden können. Am Standort Nordstadt besteht eine Kooperation mit der Wohnungsgenossenschaft WOGE Nordstadt e. G. für die Belegung durch die AWO. Die jungen Menschen mieten den Wohnraum selbst an. Die räumliche Nähe dieser Wohnungen zu den beiden Beratungsbüros ermöglicht kurzfristig einen Austausch zwischen ihnen und den AWO Fachkräften Rüdiger Hauschild und Susanne Walz.
Am Anfang steht das Informations- und Aufnahmegespräch. „Wir erfahren in welcher Lage sich der junge Mensch befindet und erste Lösungsschritte können angesprochen werden. Sie/er entscheidet dann, ob die Jugendwohnbegleitung die passende Hilfe ist.“ Dabei erfahren wir auch, wie der junge Mensch sich überhaupt mitteilen kann“, sagt Hauschild.. Häufig kommen die jungen Menschen aus eher prekären Familiensituationen: Manchmal ist gar kein Schulabschluss oder nur ein schlechter vorhanden. Jedoch gibt es auch einige, die einen Realschulabschluss mitbringen oder sich in Abiturvorbereitungen oder Ausbildung befinden. Andere sind in therapeutischer Behandlung oder haben eine solche gerade abgeschlossen.
Im Laufe der Monate gibt es dann einiges zu erledigen. „Wir informieren zum Beispiel über den Wohnungsmarkt und klären die Finanzierbarkeit des eigenständigen Lebens ab“, berichtet Hauschild. „Wir üben, wie Gespräche mit potenziellen Vermietern geführt werden und begleiten bei Wohnungsbesichtigungen.“ Ein weiterer Schwerpunkt ist es, den beruflichen Weg gemeinsam mit den jungen Menschen zu erarbeiten. Ganz wichtig seien die kleinen positiven Veränderungen, sagt Hauschild. Das „wieder Reden“ mit einem Elternteil gehört ebenso dazu wie das Finden eines kleinen Jobs oder die Aufnahme eines Hauptschulabschlusskurses.
Zum Hintergrund:
Das Angebot richtet sich an junge Menschen, ausschließlich aus dem Stadtgebiet Hannover, vorrangig im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Der Schwerpunkt der Arbeit ist die begleitende Beratung bei der Entwicklung einer Wohn- und Lebensperspektive, sowie die Unterstützung bei der Berufsfindung und von Schulabschlüssen. Dies trägt mit dazu bei, dass sich das häufig verschüttete Selbstwertgefühl während der Begleitungszeit positiv entwickelt.
Gesetzliche Grundlage ist der Paragraf 13, Absatz 1, SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfe Gesetz). Die Vermittlung der jungen Menschen an die Jugendwohnbegleitung findet überwiegend durch den Kommunalen Sozialdienst der Landeshauptstadt statt, weiterhin durch Jugendwerkstätten oder durch das Jugend-Job Center.
Rüdiger Hauschild leitet die Einrichtung in Linden.
Das AWO Jugendwohnen in der Nordstadt befindet sich in der Schaufelder Straße und wird von Susanne Walz geleitet.