Claudia Schrader (vordere Reihe in der Mitte) mit dem Team des Ambulant Betreuten Wohnens in den neuen Räumen.

Mehr Platz für Klienten und Betreuungskräfte: Ambulant Betreutes Wohnen ist umgezogen

Fachkräfte beobachten eine Zunahme von Ängsten und Depressionen

Hannover. „Es war einfach zu eng geworden“, sagt Claudia Schrader, die Leiterin des Ambulant Betreuten Wohnens der AWO Region Hannover. Durch die Teamaufstockung auf sieben Fachkräfte und den Auflagen hinsichtlich der Abstandsregelungen sei es kaum noch möglich gewesen, Klientinnen und Klienten vor Ort zu beraten. Mit dem Umzug in die neuen Räume im Ahrbergviertel gibt es nun auch Platz für Einzelgespräche. „Wir können unsere Klienten jetzt auch wieder persönlich empfangen“, freut sich Schrader.

Insgesamt betreuen die AWO Fachkräfte im Ambulant Betreuten Wohnen derzeit 80 psychisch Erkrankte. Normalerweise finden die Betreuungsleistungen bei den Klienten in Form von Hausbesuchen statt. Die Betreuerinnen und Betreuer kommen zu den psychisch erkrankten Menschen nach Hause und unterstützen sie in ihrem Alltag. Aufgrund der Corona-Pandemie ist das zurzeit nicht immer möglich. Manche Wohnungen seien so klein, dass die Abstandsregeln dort nicht eingehalten werden können und die Betreuten nicht möchten, dass jemand kommt, erklärt Schrader. „Diesen Klienten bieten wir dann Treffen in den Büroräumen an, gehen mit ihnen spazieren oder telefonieren zu festen Terminen in der Woche.“ Dabei werde all das besprochen, was sonst auch bei einem Hausbesuch thematisiert wird. Ziel des Fachteams ist es aber, weiterhin so viele Hausbesuche wie möglich durchzuführen. Vor Ort zu sein, ersetze kein Telefonat. Dieses niedrigschwellige Angebot sei wichtig für die Klienten. „Sie müssen nur die Tür aufmachen“, sagt Schrader.

Rund 70 Prozent der Betreuten würden es aufgrund ihrer Erkrankung auch gar nicht schaffen in die Beratung des Ambulant Betreuten Wohnens zu kommen. Es sei leichter in der häuslichen Umgebung einen Eindruck zu bekommen, wie der Betroffene den Alltag meistert – mit Aufräumen, Körperpflege und Ernährung oder die gemeinsam besprochenen Wochenpläne erledigt, als die Dinge nur am Telefon zu besprechen. So wie bei Hans P. Der 60-Jährige leidet an einer bipolaren Störung. Schrader besucht ihn alle zwei Wochen zuhause. Hans P. habe große Angst vor Behördenpost, wie Schrader erzählt. Bevor sie zu ihm kommt, hat er seine Post aus dem Briefkasten geholt, so die gemeinsame Vereinbarung. Bei einem Frühstück werde besprochen, welche Aufgaben zu erledigen sind und wer sich um welche Angelegenheit kümmert. „Durch das persönliche Gespräch bei ihm zuhause nehme ich wahr, in welchem Zustand sich Hans P. befindet“, erklärt Schrader. In seinen manischen Phasen sei es wichtig, schnell reagieren zu können und mit ihm zum Arzt zu gehen. Am Telefon oder in der Beratung in den Büroräumen wäre es nicht so deutlich spürbar – die Menschen verhielten sich in ihrem eigenen Zuhause anders.

„Wir bemerken, wie sehr unsere Betreuten unter dem gegenwärtigen Lockdown leiden“, sagt Schrader. Viele trauten sich nicht mehr aus der Wohnung. Die meisten berichteten, dass sie sich einsam fühlen und die sonst stattfindenden Gruppenangebote wie gemeinsames Kochen, Reiten oder die Gesprächsgruppe vermissen würden. Bei vielen habe sich die Krankheitssymptomatik verstärkt, wie Schrader betont. Ängste und Depressionen seien schlimmer geworden.

Zum Hintergrund
Das Ambulant Betreute Wohnen der AWO Region Hannover ist eine Maßnahme der Eingliederungshilfe nach dem SGB IX und unterstützt Menschen mit einer psychischen Erkrankung in ihrer eigenständigen Lebensführung.

Text & Foto: Gaby Kujawa/AWO

Claudia Schrader (vordere Reihe in der Mitte) mit dem Team des Ambulant Betreuten Wohnens in den neuen Räumen.

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