Region Hannover/ Heideviertel. Pädagogik habe sie schon früh interessiert, betont Petra Horn. Durch Bücher und den Freundeskreis sei sie irgendwann auf das Prinzip von Summerhill, gestoßen – eine der ersten Schulen, die sich auf demokratische Grundsätze des Lernens berufen hat. „Wir haben damals viel diskutiert über Erziehungsmethoden und pädagogische Reformbewegungen.“ Ihr Entschluss stand dann schnell fest: „Ich wollte Erzieherin werden und etwas bewegen“, sagt die Leiterin der AWO Kita Ahldener Straße. Nach 44 Jahren bei der AWO geht die 64-Jährige nun in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin wird Charlott Pretschendörfer, die am 1. Juni die Leitung der Kita übernimmt.
Den ersten Kontakt zur AWO hatte Petra Horn im Sommer 1974, als sie ihr Vorpraktikum – damals noch Bestandteil der Erzieherinnenausbildung – in der AWO Kita Kapellenbrink begonnen hatte. Nach der zweijährigen Fachschule absolvierte sie 1977 auch das Anerkennungsjahr bei der AWO – dieses Mal in der Kita Ahldener Straße. Die damalige Leiterin fragte Petra Horn, ob sie nach ihrer Ausbildung nicht bleiben wolle. Das Angebot hat sie gerne angenommen. „Die Kita im kleinen Stadtteil Heideviertel hat mir gefallen.“
Erst im Kindergarten, dann im Hort, später als stellvertretende Leiterin. Petra Horn hat alle Bereiche durchlaufen bevor sie dann im Sommer 1999 die Leitung übernahm. „Ich habe immer geschaut, was noch zu verbessern ist, um den Kindern, eine gute Basis mit auf den Weg zu geben.“ Ihr sei es wichtig gewesen, sie an den Entscheidungen zu beteiligen und zu selbstständigem Handeln zu erziehen. Gemeinsam mit dem Team konnte viel realisiert werden. Alle seien mit hohem Engagement und Kreativität dabei gewesen und hätten an einem Strang gezogen. „Wir hatten die gleiche Haltung“, wie Horn betont. Das sei ein gutes Gefühl gewesen.
Ein besonderes Anliegen war es Petra Horn immer, durch gemeinsame Aktionen, das Miteinander der Kinder und Familien auch außerhalb der Kita zusammenzubringen und Freundschaften entstehen lassen. „Dass sich Kinder und Familien treffen und verabreden – unabhängig ihres sozialen Status.“ Und das sei gut gelungen, freut sich Horn. Die Kita würde so viel Stabilität geben – sie sei ein Anker im Stadtteil – diese Rückmeldung habe sie häufig von den Eltern bekommen. Und dieser Anker wirkt nach.
„Hallo Hörnchen, ich versuche es später noch einmal.“ Dieser Zettel lag irgendwann auf dem Schreibtisch – geschrieben von einem ehemaligen Kita-Jungen, der Jahre später einfach mal vorbeischauen wollte, wie Horn erzählt. „Ich finde es so bemerkenswert, dass immer wieder ehemalige Kitakinder, die jetzt selber eine Familie haben, auf Spurensuche in ihrer eigenen Geschichte sind und auch hier in der Kita nachfragen.“ Die Anrede Hörnchen sei von den Kindern gekommen, erklärt Horn. Es gab damals die Anweisung, dass die Kinder alle Erzieherinnen mit Nachnamen anreden und siezen sollten. Alles andere sei für die damalige Leiterin ein Autoritätsverlust gewesen. Irgendwie hätten die Kinder gemerkt, dass ihr das nicht gefallen habe. Als dann eine Urlaubs-Postkarte mit der Anrede „Liebes Hörnchen“ in der Kita ankam, sei das übergeschwappt und die Kinder hätten sie „Hörnchen“ genannt. Kinder spürten sofort, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Irgendwann sei das dann auch wieder abgeflaut, erinnert sich Horn.
Die Arbeit mit den Kinder und Familien und der Zusammenhalt im Team haben Petra Horn viel Spaß und Freude bereitet. „Das war wirklich meins“, wie sie betont. Das Heideviertel zeichne sich durch eine breite Mischung verschiedener Bevölkerungsgruppen aus und genau das spiegele sich auch in der Kita wider. „Ein gemeinsames Miteinander – unabhängig des sozialen Status“. Für die Zukunft hat Petra Horn noch keine weiteren Pläne. „Nach so vielen Jahren des Entwickelns, Planens, Organisierens und Strukturierens, freue ich mich jetzt erst einmal auf Zeit für Spontanität.“
Zum Hintergrund: In der Kindertagesstätte Ahldener Straße der AWO Region Hannover im Stadtteil Heideviertel werden 85 Kinder betreut. Das Angebot umfasst 15 Krippenplätze, 50 Kindergartenplätze und 20 Hortplätze.
Text & Foto: AWO/Gaby Kujawa