Dirk von der Osten, Vorstandsvorsitzender der AWO Region Hannover.

„Ein fatales Signal für die Integration“

AWO Region Hannover kritisiert drastische Kürzungen bei Integrationskursen

Region Hannover/ Hannover. Die AWO Region Hannover reagiert mit scharfer Kritik auf die im Haushaltsentwurf der Bundesregierung vorgesehenen Kürzungen der Mittel für Integrationskurse um 50 Prozent. Diese Maßnahme gefährde die erfolgreiche Integration von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund, betont Dirk von der Osten, Vorstandsvorsitzender der AWO Region Hannover: „Integrationskurse sind ein wesentlicher Grundbaustein für eine gelungene Integration. Hier zu sparen, wäre ein schwerer Fehler.“

Die Einrichtung „Sprache und Integration“ der AWO Region Hannover, die seit über zehn Jahren vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zertifizierte Integrationskurse anbietet, sieht sich bereits jetzt mit hohen Anmeldezahlen und langen Wartezeiten konfrontiert. Derzeit warten rund 150 Menschen auf einen Kursplatz. „Da wir neue Kurse erst nach Abschluss eines laufenden Kurses starten können, müssen wir die Anmeldungen regelmäßig aussetzen, um übermäßige Wartezeiten zu vermeiden“, erklärt von der Osten. Dies bedeute, dass täglich etwa zehn Interessierte abgewiesen werden müssen. Besonders betroffen seien Menschen, die Alphabetisierungskurse benötigen. „Es gibt nur wenige Anbieter, die dieses Format anbieten, und die Nachfrage steigt stetig. Gerade hier wäre die geplante Kürzung ein völlig falsches Signal“, so von der Osten weiter.

Der Vorstandsvorsitzende verweist darauf, dass die Wartezeiten je nach Kursart derzeit bereits zwischen sechs Wochen und vier Monaten liegen, bei Alphabetisierungskursen sogar bis zu einem Jahr. „Sollte es zu der angekündigten Halbierung der finanziellen Mittel kommen, ist zu erwarten, dass sich die Wartezeiten mindestens verdoppeln werden“, warnt er. Für die Träger werde der finanzielle Druck erheblich zunehmen, was insbesondere private Anbieter zur Aufgabe zwingen könnte und somit das ohnehin knappe Kursangebot weiter einschränken würde.

Besonders alarmierend sei die Lage für die Teilnehmenden, die dringend auf einen Kurs angewiesen sind, um sich in die Gesellschaft zu integrieren und auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. „Unsere Teilnehmenden wollen durch den Erwerb der deutschen Sprache ihren Platz im Alltag finden. Eine Kürzung der Mittel für diese grundlegende Integrationsmaßnahme würde vielen Menschen die Perspektive nehmen. Das darf nicht passieren. Zugleich besteht in Deutschland ein eklatanter Arbeitskräftemangel, der ohne Zuwanderung nicht ausgeglichen werden kann. Die Politik muss hier dringend umdenken, sonst spielt sie in der aktuellen Migrationsdebatte den Rechtaußen in die Karten“, fordert von der Osten eindringlich.

Zum Hintergrund:

Die AWO Region Hannover bietet in diesem Jahr 25 Integrationskurse an, an denen rund 450 Personen teilnehmen. Darunter befinden sich vier Alphabetisierungskurse sowie acht spezielle Jugendintegrationskurse. Die Kurse richten sich an Personen ohne Vorkenntnisse der deutschen Sprache, die nach 600 Unterrichtseinheiten das Sprachniveau B1 erreichen können. Für Alphabetisierungs- und Jugendintegrationskurse stehen 900 Unterrichtseinheiten zur Verfügung. Die AWO hat sich in den vergangenen Jahren als verlässlicher Partner im Bereich der Integration etabliert und unterstützt Menschen dabei, sich in der Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren.

Text & Foto: Christian Degener/AWO

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