Die Organisatorinnen und Referentinnen des Fachtags „Gemeinsam gegen häusliche Gewalt – vulnerable Gruppen im Blick II“.

Häusliche Gewalt: Fachtag rückte erneut vulnerable Gruppen in den Fokus

Rund 130 Fachkräfte diskutierten im Freizeitheim Linden

Region Hannover/Hannover-Linden. Wie wirken sich Mehrfachdiskriminierungen und besondere Belastungen auf das Risiko aus, Opfer häuslicher Gewalt zu werden? Und wie können Beratungsangebote so gestaltet werden, dass sie auch diejenigen erreichen, die besonders gefährdet sind? Mit diesen Fragen befasste sich der diesjährige Fachtag „Gemeinsam gegen häusliche Gewalt – vulnerable Gruppen im Blick II“. Eingeladen hatte die Koordinierungs- und Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt der AWO Region Hannover gemeinsam mit ihren Kooperationspartnerinnen im BISS Verbund – der Donna Clara Beratungsstelle für Frauen und Mädchen in Gewaltsituationen und dem Ophelia Beratungszentrum für Frauen und Mädchen mit Gewalterfahrungen – sowie den Polizeiinspektionen Burgdorf und Garbsen.

„Es ist uns wichtig, weiter an die Diskussionen des vergangenen Jahres anzuknüpfen und Personengruppen in den Blick zu nehmen, die in besonderem Maße von häuslicher Gewalt betroffen sind“, sagte Katharina Krüger, Leiterin des Fachbereichs Frauen bei der AWO, in ihrer Begrüßung vor den rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Zum Auftakt führte Professorin Dr. Nivedita Prasad von der Alice Salomon Hochschule in das  Thema Intersektionalität ein. Sie machte deutlich, dass Diskriminierung nicht nur wegen eines Merkmals wie Geschlecht, Herkunft oder sozialem Status geschieht, sondern sich mehrere Benachteiligungen überschneiden und dadurch besondere Belastungen entstehen. Gerade Frauen, die mehrfach diskriminiert werden, erleben Gewalt oft auf besondere Weise – und stoßen im Hilfesystem zusätzlich auf Hürden.

Einen praxisnahen Einblick gab anschließend Lea Paulmann mit der Vorstellung des Projekts „Haus Orange“ in Lehrte. Das Übergangswohnangebot der Drobel Drogenberatungsstelle bietet seit 2023 Frauen mit Suchterkrankungen, die von Obdachlosigkeit betroffen und/oder von häuslicher Gewalt bedroht sind, einen geschützten Raum. Anhand eindrücklicher Fallbeispiele zeigte Paulmann, wie sehr Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt, prekäre Lebenssituationen und unsichere Unterkünfte das Risiko für Gewalt erhöhen – und wie wichtig sichere Wohnumfelder sind, um Stabilität und Alltag zurückzugewinnen.

Zum Abschluss stellten Patricia Gutsche und Ricarda Kluge vom Projekt „Suse – Gewaltschutz in Einrichtungen: Gewaltfrei arbeiten und leben.“ (bff) die Lebensrealität von Frauen mit Behinderungen in den Mittelpunkt. Sie sind überdurchschnittlich häufig von Gewalt betroffen. Besonders eindrücklich war der Beitrag der Peer-Expertin Gutsche, die eigene Erfahrungen aus Wohngruppen und Werkstätten schilderte. Oft bleibe Mitarbeitenden dort zu wenig Zeit, um Betroffene wirklich anzuhören. Viele Frauen fühlten sich deshalb nicht ausreichend wahrgenommen. Gutsche und Kluge betonten, wie wichtig es sei, nicht nur über, sondern gemeinsam mit Frauen mit Behinderungen Schutz- und Unterstützungsstrukturen zu entwickeln – ihre Expertise müsse stärker einbezogen werden.

Ergänzt wurde das Programm durch einen „Markt der Möglichkeiten“ während derMittagspause, auf dem zahlreiche Einrichtungen ihre Angebote präsentierten. Die Fachkräfte nutzten die Gelegenheit intensiv zum Austausch und zur Vernetzung.

„Der Fachtag hat gezeigt, wie viel wir in der Netzwerkarbeit und Zusammenarbeit schon erreicht haben – und wie gut die Kooperation zwischen Polizei und Hilfesystem funktioniert“, resümierte Stefanie Eckler, Beauftragte für Kriminalprävention an der Polizeiinspektion Burgdorf und Mitorganisatorin des Fachtags. Für einen wirksamen Schutz sei entscheidend, dass beide Seiten an einem Strang ziehen.

„Ich freue mich, dass wir den Fachtag so erfolgreich gestalten konnten und dass die unterschiedlichen Perspektiven zu einem intensiven Austausch geführt haben“, ergänzte Franziska Burbulla, Leiterin der AWO Koordinierungs- und Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt, die die Veranstaltung moderierte. Besonders gefreut habe sie die durchweg positive Resonanz: Viele Fachkräfte hoben die inspirierenden Vorträge, die praxisnahen Einblicke und den hohen Gewinn durch Vernetzung hervor.

Text: Gaby Kujawa/AWO, Fotos: Christian Degener/AWO

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