Region Hannover/ Hannover-Linden. Zwei Jahrzehnte nach Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes hat die AWO Region Hannover im Rahmen der Interkulturellen Woche ein Fachgespräch im Grete-Hofmann-Saal des AWO Tagungszentrums veranstaltet. Rund 80 Gäste aus Politik, Verwaltung und Fachpraxis diskutierten Bilanz, Kritik und Perspektiven des Gesetzes sowie die Rolle der Migrationsdienste für Integration in Stadt und Region Hannover.
„Das Zuwanderungsgesetz war ein Meilenstein, weil es erstmals Zuwanderung und Integration in einem Gesetz zusammengeführt hat“, sagte AWO Vorstandsvorsitzender Dirk von der Osten, zur Begrüßung. „Heute sehen wir, dass die Migrationsdienste unverzichtbar sind, wenn es darum geht, Zugewanderten Orientierung und Teilhabe zu ermöglichen.“
Dr. Axel von der Ohe, Rechts- und Ordnungsdezernent der Landeshauptstadt Hannover, hob in seinem Grußwort hervor, dass Ausländerbehörden nicht nur Ordnungsbehörden, sondern zugleich Partner im Integrationsprozess seien. Damit Integration gelingen könne, brauche es ein starkes Zusammenspiel von Verwaltung, Zivilgesellschaft und Beratungsstellen.
Einen überregionalen Blick warf Dr. Lorenz Wiese, Leiter der Abteilung Migration & interkulturelle Öffnung des Bundesverbands der AWO, in seinem Impulsreferat: „Das Zuwanderungsgesetz hat die Basis für Integrationskurse, die heutigen Beratungsangebote und viele Reformen gelegt. Gleichzeitig erleben wir, dass Verschärfungen im Aufenthaltsrecht immer wieder Hürden für Menschen schaffen, die hier ihren Platz finden wollen.“
Kai Weber, Geschäftsführer des Flüchtlingsrats Niedersachsen, machte deutlich, dass das Gesetz zwar Erwartungen geweckt, diese aber nicht vollständig erfüllt habe. Besonders beim Familiennachzug und im humanitären Aufenthaltsrecht seien Restriktionen entstanden, die Integration erschwerten.
In der anschließenden Podiumsdiskussion kamen neben den Referenten auch Fachleute aus Recht, Verwaltung und Zivilgesellschaft zu Wort. Dabei wurde deutlich, dass Migrationsdienste eine Schlüsselrolle spielen – sowohl bei individueller Unterstützung von Ratsuchenden als auch bei der Entwicklung lokaler Integrationsstrategien.
„Wer von Teilhabe nicht reden will, soll von Integration schweigen“, lautete das Motto des Fachgesprächs. Ein Satz, der nach Einschätzung vieler Gäste auch die Herausforderungen der kommenden Jahre treffend beschreibt: Es braucht politische Rahmenbedingungen, die Zuwanderung ermöglichen, und starke Strukturen vor Ort, die Zugewanderten Wege in Arbeit, Bildung und gesellschaftliche Teilhabe eröffnen.
Text & Fotos: Gaby Kujawa/AWO