Mussten aus den Räumen im Horst-Fitjer-Weg ausziehen: Die interkulturelle Seniorenarbeit der AWO Region Hannover. Das Bild zeigt die beiden Leiterinnen Fatma Taspunar (links) und Sandra Lazeta-Markanovic.

„Die Ergebnisse unserer langjährigen Arbeit drohen zu zerfallen“

Interkulturelle Seniorenarbeit der AWO sucht händeringend nach neuen Räumen

Region Hannover/ Hannover. „Wir sind weiterhin quasi obdachlos und sehen die Früchte unserer langjährigen Arbeit gefährdet“, sagt AWO Mitarbeiterin Fatma Taspunar. „Es ist einfach frustrierend“, fügt ihre Kollegin Sandra Lazeta-Markanovic hinzu. Die beiden leiten die interkulturelle Seniorenarbeit der AWO Region Hannover, die viele Jahre im Horst-Fitjer-Weg 5 in der Nordstadt untergebracht war. Genau vor einem Jahr musste die AWO dort ausziehen, weil der Vermieter das Haus seitdem grundlegend saniert und die AWO ist immer noch auf der Suche nach neuen Räumen. Zwar organisierten die AWO Mitarbeiterinnen kurzfristig Ersatzräumlichkeiten, aber das war nur an verschiedenen Orten in der Stadt möglich. „Darunter leidet unsere Arbeit sehr – unsere Klient*innen brauchen eine feste Anlaufstelle“, betont Taspunar.

In der interkulturellen Begegnungsstätte im Horst-Fitjer-Weg fanden Beratungsgespräche statt, der beliebte interkulturelle Mittagstisch, die Gesangsgruppe und viele weitere Angebote unter einem Dach. „Wenn jemand zu unserem Mittagstisch kam und wir feststellten, dass diese Person Beratungsbedarf hat, konnten wir auf kurzem Wege ein Beratungsgespräch organisieren“, so Taspunar. „Diese kurzen Wege sind wichtig, denn viele ältere Menschen mit Migrationshintergrund haben zum Beispiel Angst vor Behördengängen.“ Die AWO Mitarbeiterinnen stellten Anträge für die Senior*innen, verhandelten mit der Pflegeversicherung oder vereinbarten Termine bei Behörden. „Manche sprechen nicht gut Deutsch und können auch nicht einfach eine Mail versenden“, betont Taspunar.

Außerdem lebe eine interkulturelle Begegnungsstätte davon, dass sich Menschen aus unterschiedlichen Kulturen begegnen und gemeinsam aktiv sein können. Da die Gruppen derzeit aber auf unterschiedliche Orte verteilt sind, fehle die Begegnung. Der Vermieter im Horst-Fitjer-Weg hat der AWO für einige Monate Ausweichräume zur Verfügung gestellt, in denen sich einige der Gruppen treffen können – allerdings ohne Küche. Der Mittagstisch wich deshalb in die Seniorenwohnanlage der HANOVA aus. „Nun werden wir ihn aber erst einmal einstellen, bis wir wieder eigene Räume haben“, sagt Taspunar. Doch die Suche danach gestaltet sich schwierig. „Wir schauen uns regelmäßig Mietobjekte an, aber bisher konnten wir nichts geeignetes und bezahlbares finden“, berichtet Silke Oppenhausen, Leiterin der AWO Seniorenarbeit. Sie würde sich freuen, wenn Vermieter*innen sich mit Räumlichkeiten an sie wenden würden.

Die interkulturelle Seniorenarbeit der AWO Region Hannover ist im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnet: Die Stiftung „Bürger für Bürger“ kürte sie beim Wettbewerb „Teilhabe und Integration von Migrantinnen und Migranten durch bürgerschaftliches Engagement“ im Jahr 2007 zum Landessieger in Niedersachsen. An dem bundesweiten Praxis- und Ideenwettbewerb nahmen 116 Bewerber*innen teil. Ein Jahr später wurde ihre Arbeit in Bonn mit dem ersten Preis im europaweiten Wettbewerb „Aktives Altern und soziale, kulturelle und wirtschaftliche Integration älterer Menschen mit Zuwanderung in Europa“ ausgezeichnet. Zum Wettbewerb aufgerufen hatte das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Projektes „Active Ageing of Migrant Elders across Europe“ (AMMEE).

Bereits Corona erschwerte die Arbeit von Taspunar und Lazeta-Markanovic deutlich. Als sich die Besucherzahlen nach der Pandemie wieder langsam erholten, da kam mit dem Aus der Begegnungsstätte der nächste Schock für die beiden AWO Mitarbeiterinnen. Vor der Pandemie besuchten rund 300 Menschen pro Woche die Begegnungsstätte. „Wir hatten immer volles Haus“, erinnert sich Taspunar. Unter anderem trafen sich dort türkische, russische, bosnisch-kroatisch-serbische und gemischte Seniorengruppen, ein Handarbeitskreis und eine Sportgruppe mit persischen, türkischen und deutschen Frauen.

Sehr beliebt war auch der interkulturelle Mittagstisch. Fünf Frauen gehörten zu einer Freiwilligen-Gruppe, die bis zu 30 ältere Frauen und Männer freitags bekocht haben. „Wir haben die Begegnungsstätte dann in ein Restaurant verwandelt“, so Taspunar. Sie bezeichnet die Zusammenkünfte als Mittagessen gegen die Einsamkeit mit einer tollen Atmosphäre. „Wir konnten hochwertige Gerichte kochen – und die Senior*innen, von denen die meisten wenig Geld haben, mussten nur einen Euro bezahlen.“
In diesem Jahr feiert die interkulturelle Seniorenarbeit ihr 30-jähriges Bestehen. Für Taspunar, die die Arbeit damals mit einem Kollegen aufgebaut hatte, eigentlich ein Grund zur Freude. „Derzeit macht mich das eher traurig, denn ohne einen Begegnungsort drohen die Ergebnisse unserer langjährigen Arbeit zu zerfallen.“ Die Hoffnung hat sie aber noch nicht aufgegeben. „Ich hoffe, wir finden in den nächsten Monaten neue Räume.“

Wer ein Mietobjekt anbieten möchte, kann sich bei Silke Oppenhausen unter Telefon 0511 21978-126 oder per Mail an silke.oppenhausen@awo-hannover.de melden.

Text & Foto: Christian Degener/AWO

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