Region Hannover/ Hannover. „AWO gegen Ausgrenzung – Unsere Sprache ist Integration“. In unserem Jubiläumsjahr stellen wir Menschen vor, die sich seit vielen Jahren an unserer Aktion beteiligen: Nada Nangia, 71 Jahre alt und ehemalige Leiterin der AWO Bereiche Migration sowie Bildung, Qualifizierung und Teilhabe, war von Anfang an dabei. Sie gehört zu den Mitinitiatorinnen der Aktion und erinnert sich noch gut an die Anfänge.
Die Idee entstand bei uns im Beratungszentrum für Migration“, erzählt sie. Damals habe Rassismus spürbar zugenommen, viele Debatten über Migration seien von negativen Tönen geprägt gewesen. Die AWO wollte sich klar positionieren und das auch sichtbar machen. Gleichzeitig gab es Läuferinnen und -Läufer in den eigenen Reihen. „Marga Wiehler und Kemal Dinc waren begeisterte Sportler, und der Hannover-Marathon lief gerade erst an. Da dachten wir: Warum nicht mit einer Botschaft an den Start gehen und uns als AWO positionieren?“ Unterstützt von Dirk von der Osten, dem damaligen Koordinator der Migrationsdienste, sei die Idee gewachsen – und mit ihr eine Aktion, die bis heute Bestand hat.
Selbst aktiv gelaufen sei sie nur einmal, erinnert sich Nada Nangia mit einem Schmunzeln. „Das war im zweiten Jahr von ‚AWO rennt‘ – und zufällig auch an meinem Geburtstag am 6. Mai.“ Zehn Kilometer hat sie damals zurückgelegt, allerdings nicht als Läuferin, sondern als Walkerin. „Ich wollte einfach mal erleben, wie es sich anfühlt, angefeuert zu werden.“ Es sei ein besonderes Erlebnis gewesen – nicht wegen der sportlichen Leistung, sondern wegen der Gemeinschaft und der Atmosphäre.
In den folgenden Jahren habe sie die Aktion vor allem mitorganisiert und begleitet. Sie sei begeistert gewesen, wie sich das Projekt entwickelt habe. „Mit der Zeit haben wir es sogar geschafft, Stadtpolitikerinnen und Stadtpolitiker für unseren Lauf zu gewinnen“, erzählt sie. So sei unter anderem Hannovers damaliger Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg im AWO-Shirt an den Start gegangen. Es sei ein starkes Zeichen gewesen, dass das Motto auch außerhalb der AWO Unterstützung fand.
Ein Erlebnis ist ihr jedoch besonders in Erinnerung geblieben – wenn auch aus traurigem Anlass. Einmal sei sie Zeugin geworden, wie ein Läufer direkt am Streckenrand zusammengebrochen und dann verstorben sei. „Ich hatte ihn kurz zuvor noch gesehen. Das hat mich sehr berührt.“ Doch trotz eines solchen Moments überwiegt für sie die positive Bedeutung der Aktion. „Es war immer ein großes Miteinander. Manche liefen mit, andere halfen im AWO-Zelt, gaben Kaffee, Kuchen oder belegte Brötchen aus. Es war eine Gelegenheit, Kolleginnen und Kollegen außerhalb des Arbeitsalltags zu treffen.“
Auch heute noch ist „AWO rennt“ für sie eine wichtige Veranstaltung. „Damals war das Motto eine klare politische Aussage – und heute ist leider wieder genauso aktuell. Wir müssen uns gegen Ausgrenzung positionieren, gerade in Zeiten, in denen gesellschaftliche Spannungen und Rassismus stark zunehmen.“ Sie wünscht sich, dass auch weiterhin viele Menschen aus den AWO-Einrichtungen dabei sind – nicht nur als Läuferinnen und Läufer, sondern auch als Unterstützende. „Man muss nicht sportlich sein, um bei ‚AWO rennt‘ mitzumachen. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich einzubringen – und jede einzelne ist wertvoll.“
Text & Foto: Gaby Kujawa/AWO