Region Hannover/ Uetze. Auf dem Hindenburgplatz in Uetze wurde es laut – und das mit Nachdruck: Unter dem Motto „Uetzerinnen pfeifen Gewalt aus“* versammelten sich zahlreiche Menschen, um ein klares Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen zu setzen. Die Aktion fand im Rahmen der Kampagne „Orange Day“ statt und verwandelte den Platz in einen lebendigen Ort der Solidarität und des Protests.
Bereits um 10 Uhr erschallten die Signalpfeifen der Teilnehmer*innen, die in orangefarbenen Warnwesten auf den Platz gekommen waren. Die Organisatorinnen des Frauenbündnisses Uetze, zu dem auch die Frauenberatungsstelle der AWO Region Hannover gehört, hatten den Wochenmarkt bewusst als Kulisse gewählt und die Aktion um vier Tage vorgezogen, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Die Dringlichkeit des Themas unterstreichen alarmierende Zahlen: Mehr als 52.000 Frauen und Mädchen wurden im vergangenen Jahr Opfer von Sexualstraftaten, und über 180.000 erlitten häusliche Gewalt. Diese Zahlen wurden erst vor wenigen Tagen vom Bundesfamilienministerium und dem Bundeskriminalamt vorgestellt.
Sarah Ogiermann von der AWO Frauenberatung erklärte, dass sich diese Statistik auch in ihrer täglichen Arbeit widerspiegelt: „Die Zahl der Beratungen wegen häuslicher Gewalt hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt.“ Sie appellierte an die Anwesenden, bei Anzeichen von Gewalt nicht wegzuschauen: „Was oft als Familienstreit abgetan wird, ist in Wahrheit keine Privatsache. Ein Anruf bei der Polizei kann Gewalt stoppen und Leben retten.“
Evelyn Hollmann, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Uetze, zeigte sich bewegt von der großen Beteiligung: „Es ist zutiefst berührend, wie viele Menschen heute hier sind, um Mut zu machen und Solidarität zu zeigen. Gewalt ist niemals hinnehmbar. Nutzen Sie die Unterstützung, die wir anbieten – wir sind für Sie da!“
Auch die Politik setzte ein starkes Zeichen: Bürgermeister Florian Gahre (SPD) war vor Ort, um die Rückendeckung der Gemeinde zu zeigen. Der gesamte Hindenburgplatz leuchtete in Orange – der Symbolfarbe des „Orange Day“. Die Veranstalter verteilten Informationsmaterialien, darunter Karten mit der Nummer des Hilfetelefons (116 016), sowie Taschenlampen, Signalpfeifen, Jutebeutel und Orangen.
Die Polizei Burgdorf unterstützte die Aktion durch Fahrradcodierungen und verschenkte Sattelüberzüge mit der Nummer des Hilfetelefons. Das Jugendteam der Gemeinde klärte an einem Aktionsrad über das Thema auf, während lokale Supermärkte wie Edeka, Famila und Rewe sowie der SOVD heiße Getränke und kleine Mitmachaktionen, wie Stressbälle, bereitstellten.
„Die Aktion zeigt eindrucksvoll, dass Gewalt an Frauen auch in kleineren Gemeinden wie Uetze ein Thema ist“, betonte Ogiermann. Die geschlossene Solidarität der Teilnehmer*innen machte deutlich, dass Gewalt in jeglicher Form geächtet werden muss.
Evelyn Hollmann brachte es auf den Punkt: „Wir stehen heute sichtbar und hörbar zusammen für ein gewaltfreies Leben – hier in Uetze und weltweit.“ Die Signalpfeifen der Teilnehmer*innen auf dem Hindenburgplatz waren nicht nur laut, sondern vor allem unmissverständlich: Sie riefen zu Zivilcourage und einem entschiedenen Nein zu Gewalt auf.
Zum Hintergrund:
Organisiert wurde die Aktion vom Frauenbündnis Uetze, dem auch die Frauenberatungsstelle der AWO Region Hannover angehört.
Die AWO Frauenberatung Burgdorf, Lehrte, Sehnde, Uetze bietet im Rathaus der Gemeinde Uetze und im Haus Kasparland in Hänigsen nach Terminvereinbarung Gespräche an. Die Beratung ist kostenlos, vertraulich und parteilich für Frauen. Termine können unter der Nummer 05132 823434 vereinbart werden.
Text & Foto: Christian Degener/AWO