Beratung in entspannter Atmosphäre: Hier empfängt AWO Mitarbeiterin Sarah Ogiermann die Frauen, die die Beratungsstelle aufsuchen.

Hilfe auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben

Neu in der AWO Frauenberatung bei häuslicher Gewalt in Garbsen: Offene Sprechstunde ab 6. August

Hannover/ Garbsen. Vertraulich, parteilich, kostenfrei und auf Wunsch anonym – so berät die AWO Region Hannover seit Jahren Frauen in Seelze und Garbsen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Ab dem 6. August bietet die AWO (gefördert von der Region Hannover, den Städten Garbsen und Seelze sowie dem Land Niedersachsen) außerdem ein Mal pro Woche eine offene Sprechstunde im Mädchen- und Frauenzentrum in Garbsen an. „Der erste Anruf ist oft ein Hemmnis für die Betroffenen – zu einer offenen Sprechstunde können sie dagegen ohne Anmeldung kommen. Das neue Angebot ist also noch niedrigschwelliger“, sagt die für Garbsen zuständige AWO Frauenberaterin Sarah Ogiermann. Und der Bedarf in der Stadt sei groß: 169 gemeldete Fälle von häuslicher Gewalt habe es allein im vergangenen Jahr gegeben. „Das sind die polizeilich bekannten Fälle – die Dunkelziffer ist noch viel höher“, betont Ogiermann. Denn nach wie vor sei häusliche Gewalt ein Tabuthema.

Bilder regionaler Künstlerinnen, ein großer Teppich und wohlige Farben: Die 28-Jährige empfängt die Frauen in einem gemütlich eingerichteten Raum im Mädchen- und Frauenzentrum, wo sie in Sesseln Platz nehmen können. „Wir wollen hier eine entspannte Atmosphäre bieten, in der sich die Frauen wohlfühlen und offen reden können“, sagt Ogiermann. Ziel der Beratung sei es, die Frauen auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu begleiten. „Und sich beraten zu lassen, ist der erste Schritt auf diesem Weg.“

Wenn Frauen die AWO Beratungsstelle aufsuchen, haben sie meist monate- oder jahrelang Erfahrungen mit Gewalt gemacht. Viele von ihnen erlebten physische Gewalt, andere psychische oder beide Formen von Misshandlung. So auch Sina Schneider (Name von der Redaktion) geändert. Als Schneider ihren Mann kennenlernt, ist er sehr liebevoll. Die beiden sind verliebt und freuen sich auf ihr erstes Kind. Doch ihr Mann wird von Tag zu Tag eifersüchtiger. Er will nicht, dass sie sich mit Freundinnen oder ihrer Familie trifft. Wenn ihr Kind schreit, ist sie Schuld. Sie sei keine gute Mutter, hält er ihr immer wieder vor. Eines Tages kommt es wieder mal zu einem Streit wegen seiner chronischen Eifersucht und aus dem Wortgefecht entsteht eine Rangelei – plötzlich liegt Schneider am Boden und wird von ihrem Mann gewürgt. Als er schließlich von ihr ablässt, haben Nachbarn wegen des lauten Streits bereits die Polizei gerufen. Für sechs Tage wird er der gemeinsamen Wohnung verwiesen.

Schneider weiß nicht mehr weiter und beschließt, die AWO Beratungsstelle aufzusuchen. „Sie ist in einer emotionalen Zwickmühle. Einerseits hat sie immer noch die Hoffnung, dass ihr Mann wieder so liebevoll wird wie zum Anfang ihrer Beziehung und sie will ihrer Tochter nicht den Vater wegnehmen, andererseits hat sie große Angst vor ihm“, berichtet Ogiermann. Hinzu komme wie bei vielen Frauen die finanzielle Abhängigkeit, die eine Trennung erschwert. „Und es fehlen einfach bezahlbare Wohnungen in der Region Hannover.“

Wie sie Ratsuchenden weiterhelfe, sei unterschiedlich. Manche Frauen wollten sich erst einmal informieren, andere hätten bereits den Entschluss gefasst, sich von ihrem gewalttätigen Partner zu trennen. „Ich versuche, die Frauen dort abzuholen, wo sie stehen“, betont Ogiermann. Dabei wolle sie die Frauen zu nichts drängen oder überreden. „Ich unterstütze sie auf ihrem Weg, der ganz unterschiedlich verlaufen kann“, erklärt die Sozialarbeiterin. Dabei geht sie mit ihnen zunächst die möglichen Optionen durch. So können die Betroffenen von Gewalt einen Gewaltschutzantrag stellen, der in einem Eilverfahren vor Gericht gestellt wird, damit der gewalttätige Mann zum Beispiel aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen muss. Eine weitere Möglichkeit ist der Gang in ein Frauenhaus, um Schutz zu finden. „Wir besprechen, wie die Frauen ihre Kinder schützen können, sie finanziell unabhängig vom Mann werden oder wo sie Unterstützung bei der Suche einer Wohnung finden“, so Ogiermann.

Manche Frauen seien auch noch nicht bereit für eine Trennung. „Die Beratung kann ihnen dabei helfen, die eigene Situation zu klären. „Viele befinden sich in einer Teufelskreis, in der sich Gewalt und Versöhnung abwechseln und schon zur Normalität geworden sind. Erst nach und nach wird ihnen klar, in welcher Situation sie sich befinden. Und auch wenn sie sich ihrer Situation bewusst sind, führen Angst und Ungewissheit dazu, dass sie nicht so leicht verlassen können.“ Ogiermann appelliert auch an das Umfeld der Betroffenen, nicht wegzuschauen. „Zu mir in die Beratung können auch Menschen kommen, die häusliche Gewalt in ihrem Umfeld beobachten und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.“

Jede vierte Frau in Deutschland erlebt Gewalt in einer Beziehung, berichtet Ogiermann. „Gewalt kann jede Frauen treffen – Alter, soziale Schicht oder Religionszugehörigkeit spielen dabei keine Rolle.“ Fest stehe vor allem: Wenn ein Partner oder andere Angehörige einmal Gewalt ausgeübt haben, ist das Risiko sehr hoch, dass dies wiederholt geschieht.

Die Frauenberatung bei häuslicher Gewalt der AWO Region Hannover e.V. für Garbsen und Seelze bietet ab Dienstag, 6. August, wöchentlich zwischen 10 und 12 Uhr eine offene Sprechstunde im Mädchen- und Frauenzentrum Garbsen (Planetenring 10, Eingang über Steinbockgasse) an. Weitere Infos unter: 0179 4493417 oder 0152 09895671, beratung-gegen-gewalt@awo-hannover.de.

Beratung in entspannter Atmosphäre: Hier empfängt AWO Mitarbeiterin Sarah Ogiermann die Frauen, die die Beratungsstelle aufsuchen.

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