Region Hannover/ Hannover-Linden. Das hatten wir tatsächlich noch nie“, sagt Daniel Steckbauer. Alle 17 Teilnehmenden des Jugendintegrationskurses haben den „Deutsch-Test für Zuwanderer“ im ersten Anlauf bestanden, freut sich der didaktische Leiter der AWO Einrichtung Sprache und Integration. Normalerweise liegt die Erfolgsquote bei 80 bis 85 Prozent. „Das ist ein tolles Ergebnis.“
Die jungen Menschen im Alter von 18 bis 27 Jahren stammen aus der Ukraine, Russland, Kolumbien, dem Iran, Irak und Syrien und hatten nur wenige oder gar keine Deutschsprachkenntnisse. Seit August vergangenen Jahres haben sie gemeinsam vom Sprachniveau A1 bis zum Sprachniveau B1 gelernt. Sie können sich nun mit grundlegenden Sprachkenntnissen im Alltag verständigen und kommunizieren. „Der Abschluss B1 ermöglicht ihnen, zum Beispiel mit einer Ausbildung zu beginnen und auch die Einbürgerung zu beantragen“, erklärt Steckbauer.
Im Anschluss an den Sprachkurs durchlaufen die Teilnehmenden jetzt den dazugehörigen Orientierungskurs, in dem es um die deutsche Rechtsordnung, Gewaltenteilung, Geschichte und Kultur, Rechte und Pflichten, Formen des Zusammenlebens und in Deutschland wichtige Werte wie Religionsfreiheit, Toleranz und Gleichberechtigung von Männern und Frauen geht. Der Kurs endet mit dem Abschlusstest “Leben in Deutschland”.
Ein Großteil der Teilnehmenden möchte nach dem Jugendintegrationskurs weiter lernen, so auch Daryna S. aus der Ukraine. Sie plant, die Niveaustufen B2 und C1 zu erreichen und später Psychologie zu studieren. Die 20-jährige fühlt sich wohl im Kurs und geht gerne hin. „Ich habe hier viele Freundinnen und Freunde gefunden“. Auch Nikita I. und Oleg M. aus Russland wollen weitermachen. Erst die Sprache richtig lernen und dann studieren, betonen beide. Oleg freut sich sehr über sein Ergebnis beim Sprachtest: Der 26-Jährige hat in allen drei Bereichen – Hören und Lesen, ‚Schreiben und Sprechen – die volle Punktzahl erreicht. Die Lehrkräfte seien super gewesen, betont er: „Sie haben uns immer unterstützt und ermutigt.“ Olegs Plan ist es, Linguistik in Englisch und Deutsch zu studieren. Der 23-jährige Nikita möchte in Richtung Sozialwissenschaften gehen oder mit Suchtkranken arbeiten.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien alle sehr motiviert und vielseitig interessiert, sagt Frauke Schling, Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache (DaF). Das dreiköpfige Lehrkräfte-Team um Nino Okropiridze (Kursleiterin) und Halina Urbanska hat maßgeblich zum Erfolg des Kurses beigetragen und alle sind sehr stolz über dieses außergewöhnliche Ergebnis: „Es hat Spaß gemacht, sie zu unterrichten und zu erleben, wie die Gruppe zusammengewachsen ist. Sie bringen bereits viel aus ihren Heimatländern mit und haben klare Ziele vor Augen. Sie wissen, was sie machen wollen.“
Zum Hintergrund:
Jugendintegrationskurse sind spezielle Integrationskurse für Jugendliche im Alter zwischen 17 und 27 Jahren, die nicht mehr schulpflichtig sind. Der Kurs umfasst 900 Unterrichtseinheiten, die von der Niveaustufe A1.1 bis B1.2 reichen. Nach etwa 750 Unterrichtseinheiten ist ein zweiwöchiges Schülerpraktikum integriert. Der Sprachkurs endet mit dem „Deutschtest für Zuwanderer A2 – B1 (DTZ)“. Anschließend folgen 100 Unterrichtseinheiten im Orientierungskurs, der Themen wie Geschichte, Politik und Gesellschaft behandelt. Der Kurs schließt mit dem Test „Leben in Deutschland (LiD)“ ab. Bei erfolgreichem Bestehen des B1-Niveaus und des LiD-Tests kann die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt werden.
Alle Jugendintegrationskurse werden durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) finanziert und benötigen eine gültige BAMF-Zulassung. Außerdem werden die Fahrtkosten erstattet, wenn die Teilnehmenden mehr als drei Kilometer vom Unterrichtsort entfernt wohnen.
Anmeldungen und Beratung:
AWO Region Hannover
Sprache und Integration
Schwarzer Bär 4, 30449 Hannover-Linden
Mareike Großer
Tel. 0511 22036 347
Mareike.grosser@awo-hannover.de
Text & Fotos: Gaby Kujawa/AWO